Full text: Zone 0 [Grad] bis + 20 [Grad] Declination (Theil 1)

EINLEITUNG. 
Für die Erweiterung unserer Kenntniss des Fixsternhimmels ist das Studium der Lichtver 
hältnisse der Gestirne zweifellos von ebenso grosser Wichtigkeit wie die Ermittlung ihrer Positionen. 
Abgesehen davon, dass die Helligkeitsmessungen einen gewissen Ersatz für die mit grossen Schwierig 
keiten verbundenen Parallaxenbestimmungen bieten, insofern sie unter besonderen Voraussetzungen 
Schlüsse auf die Entfernungen der Fixsterne vom Sonnensystem und auf die Vertheilung derselben 
im Raume gestatten, lassen sich noch andere Gesichtspunkte geltend machen, von denen aus betrachtet 
möglichst zuverlässige Helligkeitsangaben in hohem Grade erwünscht erscheinen. Wir wissen, dass 
eine grosse Anzahl der Fixsterne Lichtänderungen aufweist, die ihren Ursprung entweder auf den 
Oberflächen der betreffenden Himmelskörper selbst oder in deren nächster Umgebung haben, und ein 
sorgfältiges Studium dieser Lichtschwankungen zeigt, dass sie zum Theil einen gesetzmässigen, perio 
dischen Verlauf haben, zum Theil ganz unregelmässig vor sich gehen. Bietet schon das tiefere Ein 
dringen in die bei den Veränderlichen auftretenden Erscheinungen einen hohen Reiz, so knüpft 
sich daran ganz von selbst die weitere Frage, ob nicht sämmtliche Fixsterne im Laufe der Zeit lang 
samen Helligkeitsänderungen unterworfen sind, die mit den verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung in 
engem Zusammenhang stehen. Das Spectroskop lehrt uns, dass es einerseits Himmelskörper giebt, deren 
Gliihzustand ein so hoher ist, dass fast nur die Wasserstofflinien im Spectrum zu erkennen sind, und 
andrerseits Sterne, deren Temperatur so weit erniedrigt ist, dass sich in ihren Atmosphären Verbin 
dungen bilden können, die sich in breiten Absorptionsstreifen kundgeben. Voraussichtlich findet bei 
allen Himmelskörpern ein allmählicher Uebergang von dem einen in den anderen Zustand statt, und 
da wohl zweifellos Aenderungen in dem Glühzustand auch von einem Wechsel der Farbe und Helligkeit 
begleitet sein werden, so folgt ohne weiteres, dass für ein erfolgreiches Studium der Entwicklungs 
phasen der Gestirne spectroskopische Beobachtungen mit colorimetrischen und photometrischen Mes 
sungen Hand in Hand gehen müssen. Freilich wird der sichere Nachweis von Veränderungen in dem 
Zustand der Himmelskörper erst nach Jahrhunderten, vielleicht erst nach Jahrtausenden möglich sein; 
um so mehr aber ist es Pflicht jedes Zeitalters, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln ein getreues Bild 
des Fixsternhimmels zu entwerfen und damit späteren Geschlechtern eine zuverlässige Grundlage für 
weitere Speculationen über die Vorgänge im Weltall zu überliefern. Bis jetzt ist in dieser Beziehung 
verhältnissmässig wenig geschehen, und es ist in hohem Grade zu bedauern, dass die Farben- und 
Helligkeitsbestimmungen der Fixsterne, welche schon in den ältesten Zeiten ganz naturgemäss 
die Aufmerksamkeit auf sich lenkten, im Laufe der Zeit keineswegs diejenige ^ ervollkommnung 
Publ. des Astrophys. Obs. zu Potsdam. Bd. IX. 1
	        
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