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Müller und Kempf, Photometrische Durchmusterung
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oder 3. Gürtel kurz durch die Zahl i, 2 oder 3, so lässt sich das Schema darstellen durch die
Zahlenreihe: 2,1; 1,1; 1,3; 3,3; 3,2; 2,2; 2,3; 3,1; 1,2. Bei dieser Anordnung war zugleich das
Drehen der Kuppel auf ein Minimum reducirt. Strenge Kegel war es dabei, dass, wenn ein Paar
mit einem Stern desselben Gürtels begann, mit dem das vorhergehende aufgehört hatte, dies nie der
selbe Stern sein durfte, falls nicht zugleich der Beobachter wechselte. Es wurde so erreicht, dass
jede Messung eines Sternes von den vorhergehenden wirklich ganz unabhängig war. Ein voll
ständiger Satz, wie oben angegeben, von 9 Differenzen oder 18 Sternen nahm eine Zeit von etwa
35 m bis 40 111 in Anspruch. Nach Vollendung eines solchen trat stets Beobachterwechsel ein, doch
durfte dasselbe Sternpaar an demselben Abend auch von dem anderen Beobachter nicht noch einmal
gemessen werden.
Eine wichtige Frage war es, wie oft jede der 432 Differenzen beobachtet werden sollte. Da
diese Messungen das Fundament der ganzen Arbeit bildeten, von dessen Sicherheit im wesent
lichen auch die Genauigkeit der gesammten Ilelligkeitsbestimmungen abhing, so glaubten wir,
trotz der nicht unerheblichen Vergrösserung der Arbeit die Anzahl der Messungen auf acht, vier für
jeden Beobachter, festsetzen zu sollen. Es sprach dabei auch noch der Umstand mit, dass wir bei diesen
Messungen auf grössere Abweichungen gefasst sein mussten, als bei den Zonenbeobachtungen, da in
folge der grossen Azimuthdifferenzen, mit denen zu rechnen war, locale Verschiedenheiten der Durch
sichtigkeit der Luft sich leichter bemerklich machen konnten. Dies bestimmte uns auch, die Grenze
der zulässigen Abweichungen, welche für die Zonensterne auf 0.30 Grössenclassen festgesetzt worden
war, hier auf 0.40 zu erweitern. Als »Abweichungen« sind dabei nicht die Differenzen gegen den
Mittelwerth gerechnet, sondern die Unterschiede der extremsten Einzelwerthe. Abweichungen vom
Mittelwerthe, welche 0.30 Grössenclassen übersteigen, kommen im ganzen unter mehr als 3500 Beob
achtungen nur 11 vor, d. i. noch nicht '/ 3 Procent, darunter keine ^>0.40. Es wurde dann fest
gesetzt, dass, wenn die Differenz der Extreme 0.40 Grössenclassen überstieg, derjenige Beobachter,
dessen Messung am weitesten vom Mittelwerthe ab wich, noch eine fünfte Beobachtung zu machen habe;
überstieg aber die Differenz 0.50, so fügte jeder Beobachter noch eine Messung hinzu, so dass dann
im ganzen 10 Bestimmungen für die betreffende Combination Vorlagen, aus welchen das Mittel ge
nommen wurde. Es sind überhaupt 78 Fälle vorgekommen, wo eine neunte, und 15 Fälle, wo eine
zehnte Beobachtung erforderlich wurde, so dass die Anzahl der für die 144 Sterne ausgeführten
Messungen im ganzen 3564 beträgt.
Bevor eine Zusammenstellung dieser Beobachtungen in den nachfolgenden Tabellen gegeben
wird, sei noch hervorgehoben, dass in der vorliegenden Arbeit der Grundsatz befolgt worden ist,
alle Messungen in solcher Ausführlichkeit mitzutheilen, dass ein Jeder im Stande ist, die Resultate
auch im einzelnen zu controliren. Zur Erläuterung der Tabellen ist Folgendes zu bemerken.
Die erste Columne enthält das Datum der Beobachtung. Die Messungen aus den Jahren 1886
und 1887, im Ganzen 118, sind noch mit Photometer C ausgeführt, die anderen sämmtlich mit
Photometer D. Die Beobachtungen sind nach dem Datum geordnet mit der Massgabe, dass die erste
Hälfte die Messungen von Müller, die zweite die von Kempf giebt. Ist die Anzahl der Bestimmungen
= 9, so giebt ein Strich an, welcher Beobachter fünf Messungen ausgeführt hat. Es folgt dann die
Sternzeit der Beobachtungen. Bei den Messungen aus den Jahren 1886 und 1887 ist für beide Sterne
nur eine Zeit angeführt. Dies liegt daran, dass wir anfangs, um etwaige Aenderungen in der Durch
sichtigkeit der Luft zu eliminiren, ganz streng verfuhren, und erst zwei Ablesungen für den einen
Stern nahmen, dann vier für den zweiten und endlich die beiden letzten für den ersten. In diesem
Falle galt also in der That für beide Sterne dieselbe Beobachtungszeit. Wir erkannten aber bald, dass
die damit verbundene Mehrarbeit in keinem Verliältniss zu der dadurch erreichten Vergrösserung der