II.
Vorbereitungen für die Beobachtung
der totalen Sonnenfinsternis am 21. August 1914.
Bericht von A. Miethe.
Im Sommer 1911 wurde an der Sternwarte der Königlichen Technischen Hochschule
Berlin der Entschluß gefaßt, die Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis 1914 vorzubereiten.
Anlaß dazu gaben neben der bequemen Lage der Totalitätszone bei einer Finsternis
dauer von über 2 Minuten und dem nahe der Mittagsstunde fallenden Zeitmoment die im
allgemeinen günstig ausgefallenen Beobachtungen der partiellen Finsternis von 1911 an genannter
Sternwarte. Es waren damals einerseits gelungene Serien von photographischen Aufnahmen
der Sonnensichel zwecks Ermittelung der Kontaktzeiten vorgenommen, wozu ein Spiegel
teleskop von 7 m Äquivalentbrennweite gedient hatte, andererseits eine Reihe von Strahlungs
messungen mittels eines Radiomikrometers ausgeführt worden (Astron. Nachrichten, Bd. 191,
Nr. 4574). Dabei wurde leider dem Thermoelementchen des Instruments die Sonnenstrahlung
durch einen offenbar zu kleinen Metallspiegel des Heliostaten zugeführt, und es erwies sich aus
instrumentellen Gründen notwendig, die Strahlung durch eine selektiv dämpfende Schicht
abzuschwächen, wodurch die Beobachtung an Wert verlor.
Dem Arbeitsbereich der Sternwarte der Technischen Hochschule entsprechend, wurde
wesentlich eine Heranziehung der photographischen Methoden zur Beobachtung der Finsternis
ins Auge gefaßt und nach Lage der damals verfügbaren Mittel ein instrumenteil ziemlich
beschränktes Programm entworfen, in dessen Rahmen die Beschaffung einer mit sehr licht
starken Objektiven von etwa 60 cm Brennweite ausgestatteten Doppelkamera auf geeigneter
Montierung, sowie die Verwendung des vorhandenen Spiegelteleskops von 30 cm Öffnung in
passender Umänderung geplant wurde. Der v. Martius-Fonds des photochemischen Labo
ratoriums sollte zur Bestreitung der Expeditionskosten, zur Beschaffung registrierender meteo
rologischer Apparate, einer parallaktisch montierten Dreifarbenkamera und einiger anderer
Instrumente, sowie zur Vervollständigung der photographischen Ausrüstung herangezogen
werden, und im übrigen konnten die Apparate des genannten Laboratoriums und der Stern
warte entsprechend Verwendung finden.
Während die genannten kurzbrennweitigen Astrokameras für die Aufnahme der äußersten
Koronaausläufer benutzt werden sollten, wurde die Verwendung des Spiegelteleskops mit
verhältnismäßig langer Brennweite für die Photographie der inneren Korona in Aussicht ge
nommen. Der Objektivspiegel des genannten, sonst als Führungsfernrohr dienenden Instruments
besitzt 30 cm Öffnung mit 1,8 m Brennweite. Einer der dazu gehörigen Fangspiegel Casse-
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