Die Auswahl des Beobachtungsplatzes.
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Ähnliche Bedenken bestanden für die anderen genannten Punkte.
Wir griffen daher endgültig auf einen Platz südlich der Kirche Stamnes zurück, wobei
für die schließliche Auswahl der Stelle folgende Gesichtspunkte maßgebend waren:
Das Land zwischen dem Höhenzug (siehe Plan vorn), der küstenparallel von Sandnessjöen
nach SW verläuft, und dem Fjord im Westen ist ziemlich eben und gut angebaut. Bis hinter
die Kirche erstrecken sich Wiesen und kleine Felder zwischen Heideland, auf denen einzelne
Höfe verstreut liegen. Jenseits des südlichsten dieser Gehöfte, das dem Landmann, Schiffer
und Stockfischhändler Dagsvik gehört, findet sich ein flaches, langsam ansteigendes, mit
kurzer Vegetation bewachsenes Heideterrain, das hier und da große Findlingsblöcke und nie
driges Buschwerk unterbrechen. Gegen den Höhenzug hin erhebt sich geschlossener Busch
wald an niedrige Felshänge gelehnt. Die Verhandlungen mit dem genannten Besitzer er
gaben dessen verständnisvolles Interesse für unsere Pläne. Die Erlaubnis zur Errichtung
der Gebäude auf dem unbebauten flachen Heidehange, etwa 200 m südlich des Hofes, wurde
gern gegeben. Dagsvik war auch bereit, uns eins seiner hölzernen Vorratshäuser mietweise
zur Einrichtung unserer Laboratorien und zur Unterbringung und Aufbewahrung unserer
Materialien zur Verfügung zu stellen. Die Strecke vom Hafenplatz bis zur Station beträgt auf
einem gut fahrbaren, vorzüglich unterhaltenen und ziemlich ebenen Wege nur etwa 2300 m.
Der Baugrund auf dem ausgewählten Platze in etwa 22 m Seehöhe ist rein sandig, ein
gestreute größere und kleinere Findlingsblöcke ragen über den Heideboden hervor. Die torfige
Vegetationsschicht hat etwa nur Handhöhe. Wasser von vorzüglicher Beschaffenheit findet
sich in einem offenen Brunnen, etwa 50 m vom Laboratorium entfernt. Vom Strande kann
mittelscharfer Sand für die Zementpfeiler in genügender Menge angefahren werden. Vom
Gehöft führt ein fester Feldweg bis zur Stationsstelle. Die Aussicht ist frei nach allen Richtungen.
Nach N und NO blickt man über den breiten Fjord bis zu fernen Hochgipfeln etwa unter dem
Polarkreis. Im Westen dehnt sich in rund 5 km Abstand die Insel Donna mit ihren drei steilen
Gipfeln und nach SW begrenzen ferne flache Schären den Horizont, während von NO über
0 bis nach S die Spitzen der Sieben Schwestern niedere, bebuschte Höhenzüge überragen.
Eine etwa 150 m aufragende Kuppe dieses Höhenzuges in einer Entfernung von etwa 2,5 km
eignet sich zur Aufstellung einer versilberten Glaskugel, die als künstlicher Stern zur scharfen
Einstellung der Astroobjektive dienen sollte.
Nachdem so der Beobachtungsort festgelegt war, konnten die Verhandlungen mit dem
Baumeister Dahlen an Hand der mitgebrachten Haus- und Pfeilerpläne geführt werden. Leider
besaß der Genannte keine Fertigkeit im Lesen von Zeichnungen im Auf- und Grundriß. Erst
nach Heranziehung seines Sohnes, der eine technische Schule besucht hatte, gelang es, das
Wesentliche klarzustellen und alle Bedenken zu beheben. Sprachliche Schwierigkeiten waren
hierbei auch zu überwinden, da Dahlen der norwegischen Umgangssprache nicht kundig war
und einen für uns sehr schwierigen Dialekt sprach.
Die Tage des Aufenthaltes in Sandnessjöen wurden nach Erledigung dieser Verhand
lungen durch die Versuche mit der drahtlosen Zeitübermittelung vollkommen ausgefüllt. Ob
wohl ein norwegisches Gesetz über den Betrieb drahtloser Stationen nicht besteht, war es
zweckmäßig, behördliche Erlaubnis zur Errichtung einer provisorischen Station nachzusuchen.
Diese traf ohne Weiterungen von der norwegischen Zentralbehörde telegraphisch ein. Nur
wurde von uns eine schriftliche Erklärung gefordert, daß wir die etwa auf drahtlosem Wege