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Die Auswahl des Beobachtungsplatzes.
erhaltenen Nachrichten geheim halten wollten, eine Verpflichtung, wie sie den Telegraphen
beamten ebenfalls auferlegt wird.
Die ersten Versuche mit unserer Empfangstation machten wir in den nächsten Tagen
auf einem Steinhaufen im freien Felde. Wir legten eine gut isolierte symmetrische Antenne
auf den Schnee, die bei einer Gesamtlänge von 200 m zuerst in Richtung auf Statland, dann
in Richtung auf Norddeich gestreckt wurde. Weder von Norddeich noch vom Eiffelturm war
ein sicherer Empfang des Signals zu erreichen. Wegen des starken Windes, der durch sein Brausen
das Abhören der Signale erschwerte, verlegten wir die Station in den Niedergang eines im
Felde frei liegenden Kartoffelkellers, zogen eine 300 m lange Antenne in Richtung auf Nord
deich nach Süd und erdeten den Empfänger mittels einer in den Brunnen verlegten Rolle
Drahtgewebe. Resultat negativ. Schließlich gingen wir wieder zu einer symmetrischen An
tenne von je 350 in Zweiglänge über. Da aber von unserem Standort aus der nördliche Zweig
bis über die Strandlinie ins Wasser gegangen wäre und daher am Ende parallel zum Strande
rechtwinkelig abgebogen werden mußte, auch eine sichere Übermittelung nicht zu erreichen
war, wechselten wir noch einmal unseren Standort und bezogen eine Station weiter südlich
im Schutze eines Felsblockes auf der Heide, wobei wir wiederum die Antenne symmetrisch
wählten und nach jeder Seite hin je 400 m aussteckten. Es war eine ziemlich schwere Arbeit,
die bei der herrschenden Kälte nicht gerade angenehm war, um so mehr, als irgendwelche Hilfs
kräfte fehlten. Die Richtung der Antenne wählten wir diesmal so, daß sie die Mitte zwischen
der Peilung von Norddeich und vom Eiffelturm hielt. Im Laufe des 26. März war die Station
fertiggestellt, und in der Nacht vom 26. zum 27. März erhielten wir nach genauer Abstimmung
sehr deutlich und absolut sicher das Zeitsignal vom Eiffelturm. Die Nacht war kalt und sternen
klar und ein prächtiges Nordlicht stand bis 1% Uhr am Himmel. Der Versuch, am Mittag
des 27. März auch die Zeitsignale zu erhalten, gelang nicht; um so besser erhielten wir in der
darauf folgenden Nacht mit größter Deutlichkeit sowohl Paris wie Norddeich. Wir konnten
mit dem Resultat unserer Arbeit zufrieden sein, und unsere Fieude wurde weder durch den
beißenden Ostwind, noch durch den treibenden Schnee beeinträchtigt.
Nachdem durch diese Versuche erwiesen war, daß wir mit diesen mehr als primitiven
Einrichtungen das nächtliche Zeitsignal mit voller Sicherheit erhalten konnten, betrachteten
wir die Frage der Zeitübermittelung als erledigt. Die Antenne wurde aufgenommen und der
Draht für den sommerlichen Gebrauch in Sandnessjöen gelassen.
Mit Dahlen wurde vereinbart, daß der Bau des Beobachtungshauses und der Pfeiler sofort
bei einsetzendem Tauwetter begonnen und schnellstens gefördert werden sollte, damit die
Pfeiler richtig Zeit zum Abbinden hätten.
Nach Einvisieren mehrerer, auf der Karte gegebener trigonometrischer Punkte, die
vom Beobachtungsplatze aus sichtbar waren, wurde die Lage der vier Eckpfeiler des Beob
achtungshauses durch Einschlagen von starken Eisenstangen im Terrain in Gegenwart von
Dahlen markiert, und die Orientierung der zu bauenden Pfeiler in der NS-Richtung durch
eine ausgesteckte Mire gesichert.
Am 28. März reisten wir von Sandnessjöen ab, hinterließen den Teil unserer Ausrüstung,
der im Sommer noch gebraucht werden konnte, erreichten am 29. Drontheim, am 31. Kristiania
und trafen am 1. April wieder in Berlin ein.