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Ausreise und Stationsausbau.
direktion in Bodö stattgefunden hatten, bestimmt worden, daß uns 15 Telegraphenstangen
zur Verfügung gestellt werden sollten. Diese waren mit einem Lokaldampfer im Hafen ge
landet und wurden von zwei staatlichen Telegraphenarbeitern für uns aufgestellt. Diese wegen
des felsigen Untergrundes schwierige Arbeit konnte in einigen Tagen fertiggestellt werden,
und die Richtung der Antenne wurde auf Norddeich gelegt. Die nördlichste Stange stand
dabei etwa 350 m von der Station in der Nähe der Hochwasserlinie am Strande, die südlichste
auf einem Felsrücken, dem ,,Granatrücken“ unserer Karte. Nachdem kräftige Porzellanisolatoren
angebracht, begann das Span
nen des Antennendrahtes am
20. Juli. Für den Südzweig be
nutzten wir Bronzedraht von
1,5 qmm Querschnitt, für den
Nordzweig unseren vom Winter
her noch lagernden Gummi-
aderdraht, und das Abgleichen
der Antennenzweige wurde
durch eine im Norden ange
legte Kapazität bewirkt. Die
Empfangsapparate fanden im
Haupthause in einer Ecke des
selben ihren vorläufigen Platz.
In der Nacht vom 20. bis
21. Juli empfing Dr. Seegert
die ersten Signale von Nord
deich und Paris und verglich
die Chronometer, die wir als
Handgepäck selbst mitgebracht
hatten. Diese Arbeit wurde in
der nächsten Zeit wöchentlich
je mehreremals wiederholt, und
zwar immer nächtlich, da auch
bei der neuen, vervollkomm-
neten, von Huth gelieferten
Anordnung die Tagessignale
nicht mit genügender Sicherheit
oder gar nicht ankamen. Bei
einem Oststurm am 24. Juli streckte sich der Antennendraht auf dem Nordzweig sehr stark
und riß während des Vormittags an mehreren Stellen durch. Er wurde daher sofort durch
einen Bronzedraht ersetzt, der dann gut hielt. Bei gleicher Gelegenheit wurde die Dachpappen
bespannung unseres Laboratoriums an mehreren Stellen schwer beschädigt und die Dachpappe
in großen Stücken weit über die Felder hinweggeführt, ln der zweiten Augustwoche mußte
wegen Platzmangels in der Haupthütte und um Störungen zu vermeiden, die Empfangs
station umgelegt werden.