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Der Kriegszustand — Änderung des Arbeitsplanes.
und einige Telegramme, die in den nächsten Tagen einliefen, waren ganz allgemein gehalten
und enthielten, mit Rücksicht auf die Grenzzensur, nur persönliche Mitteilungen, dagegen
nichts über die Kriegslage.
In Sandnessjöen gingen die Wogen der Erregung hoch. Besondere Sympathien waren für
Deutschland mit wenigen Ausnahmen nicht vorhanden. Die traditionelle englisch-französische
Freundschaft der Gebildeten machte sich naturgemäß vorherrschend geltend, und dazu kam
die Wirkung des in Nordnorwegen vielfach rollenden Rubels, die sich besonders in den Zeitungen
der Provinzen Nordland und Finnmarken deutlich zeigte, ln wohltuendem Gegensatz hierzu
stand die Haltung der Regierung zu uns, die ihre gastfreundlichen Maßnahmen uns gegenüber
im Kriegszustände nicht aufgab, wofür wir bald erfreuliche Beweise erhalten sollten.
Wir vier Zurückbleibenden setzten unsere Arbeiten mit verdoppeltem Eifer fort. Die
Unterbauten der liegenden Fernrohre wurden etwa am 4. August wesentlich fertig. Die Fein
justierung der Heliostaten vollendeten wir bald darauf, nachdem das beim Transport be
schädigte eine Heliostatenuhrwerk in
Ordnung gebracht worden war. Die
Meterkamera, die bei etwaigem Aus
bleiben der für sie bestimmten aktino-
metrischen Einrichtung für Dauer
aufnahmen der Korona benutzt werden
sollte, wurde feinjustiert, die Fokus
sierung der beiden kleinen Astro-
kameras mittels des auf dem „Glas
kugelberg“ aufgestellten künstlichen
Sternes vollendet und die rechnerisch
ermittelten Korrektionen angebracht.
Der bolometrische Apparat wurde
aufgestelit. Hierzu diente ein kleines,
parallaktisch montiertes Schulfernrohr
(Abb. 42) mit Uhrwerk, an dessen
Hauptrohr die Zelle der Thermosäule
mittels Schellen befestigt wurde, wo
durch die Nachführung gesichert war. Hinter dem Okular des Fernrohres wurde ein kleiner
Sonnenprojektionsschirm angebracht, der eine genaue Kontrolle der Uhrwerksbewegung er
möglichte. Die meteorologischen Registrierinstrumente erhielten einen Platz auf der Nordseite
des Beobachtungshauses, der sie vor direkter Sonnenstrahlung und starkem Wind schützte.
Die drahtlose Empfangseinrichtung, die zuerst in der Haupthütte Platz gefunden hatte, mußte,
um Störungen zu vermeiden und dort Platz zu gewinnen, in ein besonderes kleines Häuschen
überführt werden, das sich an das Hauptgebäude anlehnte.
Endlich, am 6. August, lief entscheidende Nachricht von dem Schicksal des Hamburger
Dampfers ein. Er war im Hafen zurückgehalten worden, und damit war die Möglichkeit, die
auf ihm verladenen fehlenden Apparate und Bestandteile zu erhalten, abgeschnitten. Wir
mußten uns demgemäß mit dem Vorhandenen behelfen.
Abb. 9. Haupthütte mita ufgeklapptem Dach und kleiner
Doppelkamera.