Full text: Die totale Sonnenfinsternis vom 21. August 1914 beobachtet in Sandnessjöen auf Alsten (Norwegen)

VI. 
Der Finsternistag. 
Die mit bloßem Auge beobachteten Phänomene. 
Die Nacht auf den 21. August war absolut klar. Jupiter stand wie ein Leuchtfeuer um 
Mitternacht über den „Sieben Schwestern“ und die Sonne ging schneeweiß auf. Der Himmel 
war tiefblau und vollkommen wolkenlos, auch an den Bergen waren nirgends Morgenwolken 
sichtbar. Nur ganz im Süd und im Südwest stand eine niedrige, kaum 1° hohe, aus einzelnen 
aufgereihten Cumuluswölkchen bestehende Bank, unter der offenbar über der See eine Nebel 
schicht sich ausbildete. Die Temperatur war um 6 h a. + 5,5°. Der Wind wehte in den Vor 
mittagsstunden mit einer Geschwindigkeit von 2 bis 3 m per Sekunde aus Nordnordost, ge 
legentlich nach Nordost zurückgehend. Um 7 Uhr vormittags begannen wir unsere Arbeiten 
auf der Station. Die liegenden Fernrohre wurden noch einmal genau justiert, die Verschlüsse 
geprüft und die meteorologischen Registrierinstrumente in Betrieb gesetzt. Barometerstand 
765,1 um 8 h a. Am nassen und trockenen Thermometer wurde zur gleichen Zeit 7,9 bzw. 
9,0° C im Aspirationsstrome abgelesen (Abb. 10). Da die meteorologischen Registrierinstrumente, 
die zunächst offen standen, durch den Wind, der mittlerweile auf etwa 4 bis 5 Sekundenmeter 
angewachsen war, ungünstig beeinflußt wurden, wurden um 8% Uhr die Gehäuse aufgesetzt, 
aber im Thermographen, um eine bessere Zirkulation zu erzielen, die Beobachtungsscheiben 
herausgenommen, so daß die Luft durch die unteren Öffnungen einziehen und durch das Beob 
achtungsfenster ausziehen konnte. 
Der erste Kontakt wurde von Mi et he im 3"-Sucher der 60-cm-Doppelkamera mit dem 
Auge aufzufassen versucht. Die Luft war von absoluter Ruhe und ungewöhnlicher Klarheit, 
kaum daß gelegentlich einmal eine kleine Zitierung wahrgenommen wurde. Am Mondrande 
waren die Konturen der Randgebirge mit der größten Schärfe sichtbar und wurden kaum 
spurenweise durch gelegentliche Luftschwirrungen etwas bewegt. Trotzdem erschienen in dem 
sehr scharfen Fernrohre bei etwa 80facher Vergrößerung die Spitzen des Zweiecks be 
sonders in den ersten Sekunden nach Beobachtung des Kontaktes sehr deut 
lich unscharf und abgestumpft, eine Erscheinung, die in dem Maße unmerklicher wurde, wie 
die Länge der Schnittsehne zunahm. Eine deutliche Abnahme des Tageslichtes mit bloßem 
Auge ohne irgendwelche merkbare Veränderung des Farbtones des Himmels wurde bereits 
um 12 h 17 m p mit Sicherheit konstatiert, als der Mondschatten den vorangehenden Rand des 
Kernes des großen Sonnenfleckes eben berührte. Die Kontakte des Mondrandes mit dem im 
Fernrohre linken und im Fernrohre rechten Kernfleckrande konnten sehr genau ermittelt 
werden, und zwar zu 12 h 17 ,ii 22 e0 und 12 1 * 18» 1 3 B °.
	        
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