VI.
Der Finsternistag.
Die mit bloßem Auge beobachteten Phänomene.
Die Nacht auf den 21. August war absolut klar. Jupiter stand wie ein Leuchtfeuer um
Mitternacht über den „Sieben Schwestern“ und die Sonne ging schneeweiß auf. Der Himmel
war tiefblau und vollkommen wolkenlos, auch an den Bergen waren nirgends Morgenwolken
sichtbar. Nur ganz im Süd und im Südwest stand eine niedrige, kaum 1° hohe, aus einzelnen
aufgereihten Cumuluswölkchen bestehende Bank, unter der offenbar über der See eine Nebel
schicht sich ausbildete. Die Temperatur war um 6 h a. + 5,5°. Der Wind wehte in den Vor
mittagsstunden mit einer Geschwindigkeit von 2 bis 3 m per Sekunde aus Nordnordost, ge
legentlich nach Nordost zurückgehend. Um 7 Uhr vormittags begannen wir unsere Arbeiten
auf der Station. Die liegenden Fernrohre wurden noch einmal genau justiert, die Verschlüsse
geprüft und die meteorologischen Registrierinstrumente in Betrieb gesetzt. Barometerstand
765,1 um 8 h a. Am nassen und trockenen Thermometer wurde zur gleichen Zeit 7,9 bzw.
9,0° C im Aspirationsstrome abgelesen (Abb. 10). Da die meteorologischen Registrierinstrumente,
die zunächst offen standen, durch den Wind, der mittlerweile auf etwa 4 bis 5 Sekundenmeter
angewachsen war, ungünstig beeinflußt wurden, wurden um 8% Uhr die Gehäuse aufgesetzt,
aber im Thermographen, um eine bessere Zirkulation zu erzielen, die Beobachtungsscheiben
herausgenommen, so daß die Luft durch die unteren Öffnungen einziehen und durch das Beob
achtungsfenster ausziehen konnte.
Der erste Kontakt wurde von Mi et he im 3"-Sucher der 60-cm-Doppelkamera mit dem
Auge aufzufassen versucht. Die Luft war von absoluter Ruhe und ungewöhnlicher Klarheit,
kaum daß gelegentlich einmal eine kleine Zitierung wahrgenommen wurde. Am Mondrande
waren die Konturen der Randgebirge mit der größten Schärfe sichtbar und wurden kaum
spurenweise durch gelegentliche Luftschwirrungen etwas bewegt. Trotzdem erschienen in dem
sehr scharfen Fernrohre bei etwa 80facher Vergrößerung die Spitzen des Zweiecks be
sonders in den ersten Sekunden nach Beobachtung des Kontaktes sehr deut
lich unscharf und abgestumpft, eine Erscheinung, die in dem Maße unmerklicher wurde, wie
die Länge der Schnittsehne zunahm. Eine deutliche Abnahme des Tageslichtes mit bloßem
Auge ohne irgendwelche merkbare Veränderung des Farbtones des Himmels wurde bereits
um 12 h 17 m p mit Sicherheit konstatiert, als der Mondschatten den vorangehenden Rand des
Kernes des großen Sonnenfleckes eben berührte. Die Kontakte des Mondrandes mit dem im
Fernrohre linken und im Fernrohre rechten Kernfleckrande konnten sehr genau ermittelt
werden, und zwar zu 12 h 17 ,ii 22 e0 und 12 1 * 18» 1 3 B °.