Full text: Die totale Sonnenfinsternis vom 21. August 1914 beobachtet in Sandnessjöen auf Alsten (Norwegen)

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Der Finsternistag. 
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fast 120° im Laufe von etwa 20 Sekunden 1 ). Während der dritten Exposition an der von ihm 
bedienten Kamera wurden auffällige Erscheinungen nicht beobachtet, eine Bewegung in der 
Korona war nicht sichtbar. 
Die allgemeine Helligkeit des Himmels war eine unerwartet große. Es war zwecks 
schnelleren Einsetzens der Wechselkassetten eine Laterne etwa 1 m von dem Kassettenende 
der großen Kamera aufgehängt. Ihr Licht erleichterte zwar das Kassetteneinsetzen, schien 
aber nicht erheblich, so daß man die Helligkeit der Beleuchtung ungefähr gleich der anschlagen 
kann, die um den Schluß des ersten Purpurlichtes herum zu herrschen pflegt. An Sternen hat 
Miethe nicht viel in der kurzen Zeit sehen können. Den Regulus erblickte er nur ganz schwach, 
dagegen stand noch Minuten nach der Totalität Venus etwa 10° über dem Osthorizont als leuch 
tender Stern, so daß er das außen versammelte Publikum nach der Totalität auf dieses Phänomen 
aufmerksam machen konnte. Der Schluß der Totalität wurde von ihm l h 6 m 57 s beobachtet. 
Die Dauer der Finsternis war somit kürzer als nach der Vorausberechnung anzunehmen. Der 
sich beim Schluß der Totalität bildende Perlkranz war wiederum schneeweiß, und mit bloßem 
Auge waren keine Protuberanzen sichtbar. — Die Länge des über die Korona hinwandernden 
dunklen Streifens wurde zu 30' außerhalb des Sonnenrandes geschätzt. 
Der Luftzustand, der vor der Totalität ein ungewöhnlich guter gewesen war — ab 
gesehen von gelegentlichen ganz kleinen Schwirrungen waren die Bilder im Fernrohre voll 
ständig ruhig —, war kurz vor und bis etwa 10 Minuten nach der Totalität ein sehr viel 
ungünstigerer. Die schmale Sichel der wieder auftauchenden Sonne erschien wallend, aber 
scharf begrenzt, die Spitzen der Sichel bewegt, ein Beweis dafür, daß im Moment der 
Finsternis starke thermische Störungen in der Atmosphäre, die vorher nicht vorhanden 
waren, auftraten. Die meteorologischen Beobachtungen ergaben keinen merkbaren Einfluß 
des Vorganges auf die meteorologischen Elemente, abgesehen von der Temperatur. Der 
Wind, der schon um 11 y 2 Uhr stark abgeflaut war und nur noch etwa 2 Sekundenmeter Ge 
schwindigkeit besaß, nahm bei der Finsternis nicht zu, im Gegenteil, er flaute während und 
nach der Finsternis noch erheblich ab, so daß die Fahnen gelegentlich senkrecht herabhingen, 
doch konnte festgestellt werden, daß wenige Sekunden nach der Totalität der Wind sich er 
heblich nach Osten gedreht hatte, so daß die Fahnen zeitweise mit rein östlicher Strömung 
auswehten. Am Barographen wurde keinerlei Veränderung des Luftdruckes festgestellt, die 
Kurve verläuft absolut geradlinig, und das Barometer zeigte nach der Finsternis genau den 
Stand wie vorher. Sehr auffallend dagegen war der Einfluß der Finsternis auf die Temperatur. 
Zur Beobachtung derselben wurde ein äußerst feiner Thermograph, wie vorhin geschildert, 
benutzt, der auf der Windseite des Observatoriums etwa 1 y 2 m über dem Erdboden aufgestellt 
war. Der tiefste Stand des Thermometers wurde erreicht um 1 Uhr 16 Min. (Abb. 10). Um 
12 Uhr 30 Min. herrschte eine Temperatur von 9,8°, der tiefste Stand, der erreicht wurde, 
betrug 8,25°, doch wurde subjektiv von den Zuschauern der Temperatursturz viel krasser 
empfunden, da die Strahlung naturgemäß in viel erheblicherem Grade sank, als die Luft 
temperatur abnahm. Die Verzögerung der tiefsten Temperatur gegen die Totalität betrug etwa 
10 m, wovon natürlich ein Teil auf die Trägheit des Thermographen gerechnet werden muß. 
9 Nach mündlicher Mitteilung auch von dem schwedischen Physiker Psilander in Mosjöen ganz ähnlich 
beobachtet. 
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