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Die Beobachtungsapparate.
Der Flashspektrograph.
(Abb. 34 und 35.)
Ursprünglich war beabsichtigt gewesen, dem Flashspektrographen bei 80mm freier
Öffnung des Objektivs eine Brennweite von 2000 mm zu geben und als Prismensystem ein
Cornusches Prisma, aus je einem 30°-Prisma rechts- und linksdrehenden Quarzes zusammen
gesetzt, zu nehmen. Der Wahl dieser Daten standen jedoch manche konstruktiven Schwierig
keiten entgegen. Einmal wäre es sehr unbequem gewesen, mit einem derartig langen Tubus
zu operieren, ferner hätte man aber auch nicht in einfacher Weise die Achse des Instrumentes
in die Blickrichtung auf die Sonne bringen können, und schließlich hätte sich, sollte das
Spektrum in seiner ganzen Länge gleichmäßig scharf werden, eine sehr große Neigung der
Platte, nämlich etwa 48° gegen die auf der Kameraachse senkrechte Ebene, ergeben.
Deshalb wurde das Objektiv des Flashspektrographen zwar mit 80 mm freier Öffnung,
aber mit nur 1000 mm Brennweite ausgeführt und, um die gewünschte Länge des Spektrums
zu erreichen, wurden zwei Cornusche Quarzprismen von je 60° genommen, die Licht von der
Wellenlänge 385 ftfi (Mitte des Spektrums) zusammen um etwa 85°
ablenken, so daß durch einen Vorgesetzten geneigten Spiegel das
Instrument leicht geradsichtig gemacht werden konnte. Gleichzeitig
ergab sich auf diese Art der Vorteil doppelt so großer Reinheit des
Spektrums.
Nach dem auf S. 39 bis 43 gegebenen Vergleich der Fehler
kurven eines Anastigmaten mit einem Fernrohrobjektiv wäre zwar
auch hier ein Anastigmat am Platze gewesen, da die Ausdehnung
des in Frage kommenden Spektrums immerhin etwas über 3° nach
jeder Seite beträgt. In diesem Falle wäre mit Rücksicht auf die
Doppelbrechung ein symmetrischer vierlinsiger Anastigmat gewählt
worden, dessen Linsen paarweise aus rechts- und linksdrehendem
Quarz bestehen. Nun war aber die noch zur Verfügung stehende
Zeit nur noch äußerst knapp bemessen, so daß schließlich doch ein
nur auf sphärische Aberration und Sinusbedingung korrigiertes 1 )
Fernrohrobjektiv vorgezogen wurde, dessen beide Linsen aus ver
schieden drehendem Quarz bestehen.
Sollte sich das Spektrum beiderseits der optischen Achse mög
lichst gleich weit ausdehnen, so war es, wie die vorausgegangenen
orientierenden Berechnungen zeigten, am zweckmäßigsten, die Wellen
länge 385 w in die Mitte des Gesichtsfeldes zu legen. Für diese Wellenlänge wurde dann
auch das Objektiv sphärisch und auf Sinusbedingung korrigiert. Um schließlich wenigstens
einen Anhalt über die noch verbleibenden außeraxialen Fehler zu gewinnen, wurde für vier
weitere Wellenlängen noch die Lage der meridionalen und sagittalen Bildpunkte für dünne
Büschel berechnet, indem als Hauptstrahlneigung jedesmal der Winkel eingesetzt wurde, unter
dem die aus den Prismen austretenden Strahlen dieser Wellenlängen gegen die optische Achse
geneigt sind. Jedoch wurde hierbei kein einheitlicher Blendenmittelpunkt angenommen,
Abb. 33 -
x ) R. Steinheil, Spektrographenobjektive. Zeitschr. f. Instrkd. 29, 257 (1909).