Full text: Die totale Sonnenfinsternis vom 21. August 1914 beobachtet in Sandnessjöen auf Alsten (Norwegen)

58 
Die Beobachtungsapparate. 
Der Flashspektrograph. 
(Abb. 34 und 35.) 
Ursprünglich war beabsichtigt gewesen, dem Flashspektrographen bei 80mm freier 
Öffnung des Objektivs eine Brennweite von 2000 mm zu geben und als Prismensystem ein 
Cornusches Prisma, aus je einem 30°-Prisma rechts- und linksdrehenden Quarzes zusammen 
gesetzt, zu nehmen. Der Wahl dieser Daten standen jedoch manche konstruktiven Schwierig 
keiten entgegen. Einmal wäre es sehr unbequem gewesen, mit einem derartig langen Tubus 
zu operieren, ferner hätte man aber auch nicht in einfacher Weise die Achse des Instrumentes 
in die Blickrichtung auf die Sonne bringen können, und schließlich hätte sich, sollte das 
Spektrum in seiner ganzen Länge gleichmäßig scharf werden, eine sehr große Neigung der 
Platte, nämlich etwa 48° gegen die auf der Kameraachse senkrechte Ebene, ergeben. 
Deshalb wurde das Objektiv des Flashspektrographen zwar mit 80 mm freier Öffnung, 
aber mit nur 1000 mm Brennweite ausgeführt und, um die gewünschte Länge des Spektrums 
zu erreichen, wurden zwei Cornusche Quarzprismen von je 60° genommen, die Licht von der 
Wellenlänge 385 ftfi (Mitte des Spektrums) zusammen um etwa 85° 
ablenken, so daß durch einen Vorgesetzten geneigten Spiegel das 
Instrument leicht geradsichtig gemacht werden konnte. Gleichzeitig 
ergab sich auf diese Art der Vorteil doppelt so großer Reinheit des 
Spektrums. 
Nach dem auf S. 39 bis 43 gegebenen Vergleich der Fehler 
kurven eines Anastigmaten mit einem Fernrohrobjektiv wäre zwar 
auch hier ein Anastigmat am Platze gewesen, da die Ausdehnung 
des in Frage kommenden Spektrums immerhin etwas über 3° nach 
jeder Seite beträgt. In diesem Falle wäre mit Rücksicht auf die 
Doppelbrechung ein symmetrischer vierlinsiger Anastigmat gewählt 
worden, dessen Linsen paarweise aus rechts- und linksdrehendem 
Quarz bestehen. Nun war aber die noch zur Verfügung stehende 
Zeit nur noch äußerst knapp bemessen, so daß schließlich doch ein 
nur auf sphärische Aberration und Sinusbedingung korrigiertes 1 ) 
Fernrohrobjektiv vorgezogen wurde, dessen beide Linsen aus ver 
schieden drehendem Quarz bestehen. 
Sollte sich das Spektrum beiderseits der optischen Achse mög 
lichst gleich weit ausdehnen, so war es, wie die vorausgegangenen 
orientierenden Berechnungen zeigten, am zweckmäßigsten, die Wellen 
länge 385 w in die Mitte des Gesichtsfeldes zu legen. Für diese Wellenlänge wurde dann 
auch das Objektiv sphärisch und auf Sinusbedingung korrigiert. Um schließlich wenigstens 
einen Anhalt über die noch verbleibenden außeraxialen Fehler zu gewinnen, wurde für vier 
weitere Wellenlängen noch die Lage der meridionalen und sagittalen Bildpunkte für dünne 
Büschel berechnet, indem als Hauptstrahlneigung jedesmal der Winkel eingesetzt wurde, unter 
dem die aus den Prismen austretenden Strahlen dieser Wellenlängen gegen die optische Achse 
geneigt sind. Jedoch wurde hierbei kein einheitlicher Blendenmittelpunkt angenommen, 
Abb. 33 - 
x ) R. Steinheil, Spektrographenobjektive. Zeitschr. f. Instrkd. 29, 257 (1909).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.