Der Spaltspektrograph.
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Für den anderen Prismensatz, bei dem es nicht so sehr auf höchste Helligkeit ankam,
wurden zwei Prismen von je 64° brechendem Winkel aus einem schweren Flint mit den Brechungs
werten n D = 1,650 und v = 33,8 genommen. Die Länge des Spektrums zwischen den Wellen
längen 691 im und 405 beträgt bei diesem Satze etwa 23 mm.
Da bei sonst gleichbleibenden Verhältnissen die Helligkeit des Spektrums auf der Platte
nur von dem Öffnungsverhältnis des Kameraobjektivs, nicht aber von dem des Kollimator
objektivs abhängt, wählt man zweckmäßigerweise die Brennweite dieses letzteren größer.
Einmal gewinnt man so den Vorteil einer besseren optischen Korrektion; vor allem aber fallen
die unvermeidlichen mechanischen Unvollkommenheiten des Spaltes entsprechend der statt
findenden optischen Verkleinerung desselben und der geringeren Apertur auf dieser Seite weit
weniger ins Gewicht. Insbesondere im vorliegenden Falle war dies von Wert, da die Spalt
breite zur Erlangung photometrisch verwertbarer Resultate ausgemessen werden mußte. Aus
diesen Gründen wurde dem Kollimator eine Brennweite von 300 mm bei 60 mm freier Öffnung
gegeben.
Das gleiche Öffnungsverhältnis von 1 : 5 muß dann auch das Refraktorobjektiv erhalten,
das ein Bild der Sonne auf dem Spalt entwerfen soll; für seine Brennweite ist allein die ge
wünschte Größe des Sonnenbildes maßgebend. Eine Brennweite von 750 mm bei 150 mm
freier Öffnung erschien am zweckmäßigsten, so daß der Durchmesser des Bildes der Sonne auf
dem Spalt etwa 7 mm, und auf der Platte etwa 2,8 mm beträgt.
Schließlich ist noch zur Vermeidung des Vignettierens unmittelbar hinter dem Spalt
eine Kollektivlinse angeordnet, die die Öffnung des Refraktorobjektivs, welche die Eintritts
pupille des ganzen Systems repräsentiert, zwischen die beiden Dispersionsprismen abbildet.
Ohne diese Kollektivlinse hätte das Spaltbild nur in der Mitte die volle Helligkeit, da die vom
Refraktorobjektiv kommenden, gegen die Spaltenden zielenden Büschel sich immer weiter
von der optischen Achse entfernen würden 1 ). Kollimator und Kameraobjektiv arbeiten bei
dieser Anordnung mit Vorderblende und müßten, streng genommen, wenn das Vignettieren
ganz vermieden sein sollte, eine etwas größere freie Öffnung erhalten, als dem die Spaltmitte
abbildenden Bündel entspricht. Trotzdem wird aber auch in diesem Falle die Helligkeit des
Spaltbildes auf seiner ganzen Länge noch nicht vollkommen gleich sein, wenigstens nicht für
die höchsten Anforderungen, da die Reflexions- und Absorptionsverluste innerhalb des optischen
Systems für verschiedene Hauptstrahlen verschieden sind. Man wird also für photometrische
Zwecke stets gut tun, experimentell die Helligkeitsverteilung über die ganze Länge des Spalt
bildes zu prüfen und in Rechnung zu setzen.
Im einzelnen gestaltet sich die Konstruktion des Instrumentes, das in Abb. 37 in Ansicht
dargestellt ist, folgendermaßen:
Für das Refraktorobjektiv 1 (Abb. 36) wurde im Interesse größter Lichtstärke ein drei-
linsiges verkittetes Fernrohrobjektiv genommen, ebenso wie auch bei den übrigen Linsen alle
unnötigen Reflexionsflächen vermieden sind. Trotz des großen Objektivdurchmessers durfte ein
Verkitten der Linsen gewagt werden, weil eine etwaige Unschärfe des Bildes auf dem Spalt keine
T So einfach dieses Hilfsmittel ist, scheint es doch noch wenig bekannt zu sein. Nach einer Mitteilung
von Herrn O. Schönrock ist es zuerst von diesem bereits 1895 in der Physik.-techn. Reichsanstalt bei einem
Monochromator angewandt worden. Vgl. auch O. Schönrock, Über die Abhängigkeit der spezifischen Drehung
des Zuckers von der Temperatur. Zeitschr. f. Instrkd. 20, 104 (1900).
Miethe, Sonnenfinsternis.
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