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Die Beobachtungsapparate.
in natürlicher Größe dargestellt. Bemerkenswert ist, daß bei Linsenspiegeln dieser Art die
Kronglaslinse die Gestalt einer Negativlinse annimmt.
Die Vorzüglichkeit des sphärischen und chromatischen Korrektionszustandes zeigt Abb. 44.
Das Licht trifft dabei von links her auf den Spiegel, so daß dieser rechts von der Figur zu denken
ist. Die Aberrationen auf der Achse sind für eine Brennweite von 40 000 mm in natürlicher
Größe aufgetragen, die Einfallshöhen dagegen, auf die gleiche Brennweite bezogen, in 1 : 200
natürlicher Größe. Wie man sieht, ist der Linsenspiegel als fast zonenfrei zu betrachten, ebenso
ist auch die chromatische Differenz der sphärischen Aberration in Anbetracht des großen
Öffnungsverhältnisses eine außerordentlich geringe.
Während die chromatische Korrektion ursprünglich für D und G' durchgeführt wurde,
in der Annahme, daß bei dem verhältnismäßig geringen sekundären Spektrum ein etwas größerer
Spektralbereich umfaßt werden dürfte, was gerade für ein Versuchsinstrument wünschenswert
gewesen wäre, erschien es später doch zweckmäßiger, den Scheitel der Farbkurve mehr nach
dem langwelligeren Teile des Spektrums zu verlegen. Sowohl visuell wie photographisch unter
Verwendung von Lichtfiltern war auf diese Weise eine wesentlich größere Bildschärfe zu
erwarten.
Bereits vor einigen Jahren hatte Herr A. Miethe in einer Sitzung der Sektion für an
gewandte wissenschaftliche Photographie der Freien photographischen Vereinigung in Berlin
darauf aufmerksam gemacht, daß eine mehr nach dem Grün verlegte chromatische Korrektion
für astrophotographische Instrumente besser sei als die sonst übliche, bei der der Scheitel der
Farbkurve im Violett liegt, weil die Kurve des sekundären Spektrums für die in Frage kommen
den Gläser im langwelligeren Gebiete flacher verläuft und man heutzutage genügend farben
empfindliche Platten besitze, um diesen Teil des Spektrums mit Vorteil auszunutzen. Als
weiteren Vorteil möchte ich noch hinzufügen, daß man durch den Ausschluß des diffusen blauen
Himmelslichtes von lichtschwachen flächenhaften Objekten klarere und detailreichere Bilder
erhält. Unter diesen Gesichtspunkten ist es sogar zweckmäßig, die beste Korrektion in
das Orange zu verlegen, wofür heutzutage bereits sehr gute orthochromatische Platten exi
stieren. Daß hierbei wegen der größeren Wellenlänge der wirksamen Strahlen das Auflösungs
vermögen des Instrumentes geringer wird, spielt bei so großen Öffnungsverhältnissen noch
keine Rolle.
Außerdem betraf ja gleich die erste mit dem Instrumente auszuführende Arbeit das rote
Spektralgebiet, und auch die für später projektierten astrophotographischen Arbeiten sollten
mit Lichtfilter und orthochromatischer Platte ausgeführt werden. Aus diesen Gründen wurde
der Linsenspiegel schließlich so achromatisiert, daß für eine Zone gleich 0,87 der freien Öffnung
der Scheitel der Farbkurve bei 560 liegt.
Wie Abb. 44 zeigt, ist das sekundäre Spektrum sehr gering; es ist gerade halb so groß wie
bei einem Fernrohrobjektiv gleicher Öffnung nach dem Fraunhofertypus (Krön voran) aus
den gleichen Gläsern, gerechnet in der Zone 0,87 der freien Öffnung. Ein nicht zu helles Gelb
filter läßt in Verbindung mit einer orthochromatischen Platte Strahlen unterhalb 500 fifi nicht
mehr zur Wirkung gelangen. In diesem Falle beträgt der größte Zerstreuungskreis bei aus
gleichender Einstellung noch nicht 6", also etwa 0,032 mm für die ausgeführte Brennweite
von 1200 mm.