Der aplanatische Linsenspiegel.
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Die Forderung, die Belichtungszeiten mit Rücksicht auf die Photometrie genau bemessen
zu können, bedingte nun einen sehr gleichmäßig und präzis arbeitenden Verschluß. Hätte
man diesen vor den ganzen Tubus gesetzt, so wären jene Bedingungen bei der dann erforder
lichen Größe nicht mehr genügend zu erfüllen gewesen. Deshalb wurde der im Ruhezustände
durch eine Feder verschlossen gehaltene Klappdeckel 17 der Kassette selber als Verschluß
benutzt; um sein Öffnen und Schließen zu bewirken, ist an seinem Scharnier ein kurzer Hebel 18
angebracht, und vor diesem liegt ein drehbarer Ring 19, dessen Rand über den Hebel 18 hin
übergreift und nach einer bestimmten Kurve ausgeschweift ist. Die Bewegung des Ringes erfolgt
durch die um ihn herumgelegte gespannte Spiralfeder 20; hierbei gleitet sein vorspringender
Rand mit seiner Kurve an dem Hebel 18 vorbei, und zwar bei der ersten Betätigung des
Auslösers so weit, daß der Hebel 18 am weitesten zurückgezogen, der Kassettendeckel also
voll geöffnet wird. Bei der zweiten Betätigung des Auslösers dreht sich der Ring weiter, bis
wieder ein weiter weg liegendes Stück seiner Kurve vor den Hebel kommt, und der Deckel
kann sich wieder schließen.
Damit die Kassette nicht etwa durch ungeschicktes Hantieren sich vorzeitig öffnen kann,
ist ihr Deckel durch einen Sperrhaken 21 gesichert, der sich erst im letzten Moment des Ein
schiebens durch Anstoßen an eine Nase löst und beim Herausziehen sofort wieder vorlegt.
Die Kassetten sind so eingerichtet, daß sie in ihrem Inneren vor der Platte auch noch
die erforderlichen Lichtfilter aufnehmen können, ln derselben Weise, wie bereits auf S. 55 u. 56
bei dem 200-mm-Astrographen geschildert wurde, sollten auch hier Vergleichsaufnahmen der
Sonnenoberfläche gemacht werden; zu diesem Zwecke läuft der Tubus vorn in einen flachen
Ring 22 aus, an den die erforderlichen Blendscheiben angeschraubt werden können.
Auf der einen Seite des Tubus ist vermittelst zweier Böcke das Leitfernrohr von 90 mm
freier Öffnung und 1500 mm Brennweite angebracht, auf der anderen Seite, ihm gegenüber,
ein Gegengewicht zum Ausbalancieren. Infolge der geringen Länge des Tubus wurde hierbei
ein einziges Gewicht 23 für beide Achsen gleichzeitig benutzt, in der Weise, daß die das Gewicht
tragende Stange 24 ausziehbar gemacht wurde, und einerseits mit dem Tubus, andererseits
mit einer auf der verlängerten Deklinationsachse verschiebbaren Schraubenmutter gelenkig
verbunden ist, so daß das Gewicht nicht nur in der Längsrichtung der Stange 24, also annähernd
parallel der Tubusachse, sondern auch quer dazu bewegt werden kann.
Die Zapfen der Deklinationsachse laufen beiderseits in Kugellagern, die in die hohle Guß
eisengabel 25 eingesetzt sind. Wenn sich auch mit den heutigen Hilfsmitteln des Maschinen
baues zwei Achsen, im vorliegenden Falle die Deklinaticnsachse und die Stundenachse, ohne
besondere Justiereinrichtungen genügend genau senkrecht zueinander hersteilen lassen, so
wurde doch das eine Lager der Deklinationsachse in einem durch Schraube und Schnecke dreh
baren Exzenter 26 eingebaut, um auch die während des Gebrauches eintretenden und je nach
der Beobachtungsrichtung wechselnden Schwereverbiegungen kompensieren zu können.
Die rohe Einstellung in Deklination erfolgt an dem Handrade 27 vermittelst eines
Schneckenrades, die Feinstellung vermittelst der beiderseits mit Handrädern versehenen
Schraube 28, die in üblicher Weise an einem, auf dem feststehenden Teile des Deklinations
lagers klemmbaren Arme 29 angreift. Der Deklinationskreis 53 sitzt ebenfalls fest an der Gabel
und wird durch zwei Mikroskope (Abb. 53c) abgelesen, die mit der gleichen Beleuchtungs
einrichtung versehen sind, wie sie oben auf S. 54 bei dem Astrographen beschrieben wurde.
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Miethe, Sonnenfinsternis.