Full text: L-Z (2. Band)

Vorrede. 
V 
auf den Vater einen so verderblichen Einfluß, daß der für 
die Wissenschaft glühende Jüngling in die damals allerdings 
trostlose Karriere eines preußischen Postbeamten hinabgestoßen 
wurde. 
Nachdem er zuerst in den Bureaus von Magdeburg, Zerbst 
und Bernburg gearbeitet, kam er während des Krieges mit 
Frankreich nach Landsberg an der Warthe, einer Stadt in der 
Neumark, auf der großen Straße von Paris nach Petersburg. 
Hier lernte er alle Personen, die damals eine Rolle im Wel 
tendrama spielten, von Alexander und Napoleon bis hinab zu 
Davoust und Ney kennen: wobei ihm seine Kenntniß der fran 
zösischen Sprache, einer damals für einen Deutschen seltenen 
Fertigkeit, so wohl zu Statten kam, daß ihm manche inte 
ressante Berührung mit den Korypheen jener Giganten 
zeit zu Theil wurde. 
Hier in Mitten der kriegerischen Drangsale selbst vielfältig 
in Anspruch genommen, und von den übermüthigen Eroberern 
mehr als ein Mal mit der Füflllade bedroht, verfaßte er seine 
tiefsinnige „Theorie des Jnfinitesimal-Kalküls" (Berlin 1812 
bei Maurer 4.), in welche er auf die überraschendste Weise, auf 
entgegengesetztem, ganz selbstständigem Wege, zu den Resulta 
ten der „Theorie der Funktionen von Lagrange" gelangte. 
Im November 1813, nachdem er schon einige Jahre früher 
ebenfalls in Landsberg eine Ehe geschlossen, wurde er alsKom- 
missarius der Posten im Königreich Sachsen nach Leipzig und 
Halle versetzt. In dieser letzteren Stadt gewann er wieder 
Muße genug, um seine geliebten Studien fortzusetzen: er be 
warb sich um die Würde eines Doktors in der philosophischen 
Fakultät, welche ihm denn auch für seine ausgezeichnete Jnau- 
gural-Dissertation: „Untersuchungen und Entdeckungen in der 
höheren Analysis" (Halle 1816) auf die ehrenvollste Weise zu 
Theil wurde. — Außer diesen angeführten rein mathematischen 
Abhandlungen besitzen wir noch mehre: aber es gehören tiefe 
Kenntnisse dazu, um sie zu verstehen: und vielleicht trifft dieser 
Umstand die Schuld, daß sie nicht allgemein gewürdigt, wie sie 
es verdienten. 
Nach vollendetem Kommiffariatsgeschäft wurde er als Post 
meister nach Sor au, einem kleinen gemüthlichen und trauli- 
chenOrte in der Niederlausitz, versetzt: und hier war es, wo 
seine Liebe zur klassischen Literatur die dem deutschen Schriftthum
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.