Full text: L-Z (2. Band)

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Meridiandifferenz. 
Meridian in stets westlicher Rich 
tung abgesegelt sey, und seine, auch mit 
einem Datumzeiger versehene Uhr richtig 
nach dortiger (Sonnen-) Zeit, also 
auf 12 Mittags des Iten Januar ge 
stellt habe; und nehmen wir an, er se 
gele so schnell, als die Sonne bei der 
Tagesbewcgung läuft": so kommt er 
also nach 1 Stunde zugleich mit ihr 
in einem 15° westlicher belegenen 
Meridian an: dort bringt sie also erst 
den Mittag (12 Uhr); seine Uhr 
zeigt aber schon 1 Uhr Nachmittag (als 
soviel es auch wirklich im Abgangs- 
Meridian, dem Sonnenstände, der 
„M e r i d i a n - Differenz" gemäß, 
dann bereits ist), und er muß sie also, 
zur Uebereinstimmung mit der Zeit dieses 
erreichten Meridians, schon um 1 Stunde-, 
nach abermals 15° wieder um 1 Stunde-, 
und solchergestalt, bei Durchsegclung der 
ganzen 360° (bei Umsegelung der gan- 
zen Erdkugel in steter westli 
cher Richtung) allmälig um 
15 
—) 24 Stunden (um 1 vollen Tag) 
zurückstellen; und findet sie demge 
mäß, bei der Wiederankunft im Aus 
gangs-Meridian, wo es unterdeß 
(während der 24 Stunden) natürlich 
schon 2ter Januar geworden ist, gegen 
dortige Zeit, um den, auf solche Art 
eingebüßten Einen Tag zurück: auf 
dem Schisse zählt man nach Umse 
geln n g der ganzen Erdkugel 
in stets westlicher Richtung, im 
Datum 1 weniger als am A u s- 
g a n g s o r t c * **. — Ich brauche wohl 
* Meine Leser könnten mir hier einwen 
den , daß Dieß, der Natur der Sache 
gemäß, doch unmöglich sei), und daß die 
Betrachtung daher als eine bloße mü 
ßige Speculation erscheine; allein ich zeige 
in der folgenden Anmerkung, welche ich 
daher alsbald zu vergleichen bitte, wie 
sich das Verhältniß anch in der Wir k- 
lichkeit gestaltet, und daß der Erfolg 
danach keineSwegeS von der Schnelligkeit 
des Schiffes, welche ich nur zur Erleich 
terung der Vorstellung pvstulirt habe, 
sondern vielmehr von der steten Verfol 
gung der westlichen (oder östlichen) 
Richtung abhängig ist. 
** Diese Erfahrung, deren Grund ich mci- 
kaum hinzuzufügen, daß, wenn die Fahrt 
dagegen in stets östlicher Richtung 
Statt gehabt hätte, umgekehrt 1 Tag 
mehr gesunden werden würde. 
Von den mehreren praktischen Metho 
den der Ausmittlung dieser „Meri 
dian-Differenz" (dem Längen- oder, 
was nach dem Vorgetragenen also das 
Nämliche sagen will, dem Zeit-Unter 
schiede) zwischen zwei Puncten der Erd 
oberfläche habe ich in den Artikeln Lä ng e, 
geographische, und (mit noch be 
stimmterer Hervorhebung der ganzen 
Wichtigkeit dieses Problems) Länge z n r 
«wee, erschöpfend gehandelt; es kam da 
bei offenbar nur auf Bezeichnung 
eines nämlichen physischen Moments 
für die beiden Puncte an. Wird z. B. 
die Verfinsterung eines Jupitersmondes, 
welche man natürlich überall, wo sie 
sichtbar ist, in einem solchen nämlichen 
Momente wahrnimmt, an dem einen 
Orte gesehen, indem man unter dem 
dortigen Meridian (nach dortiger 
Zeit) 8 Uhr Abends zählt, und ist es 
dagegen an dem andern Orte eben (also 
zugleich, aber in Zeit dieses Meri 
dians) erst 7 Uhr Abends; so liegt letz 
terer Punct in Länge 15 Grad, in 
Zeit 1 Stunde, und zwar w e st- 
lich vom ersteren: die „Meridian- 
Differenz" dieser beiden Puncte der 
Erdoberfläche ist — 15° — 1 Stunde. 
— Dieß wird schließlich zur plangcmä- 
nen Lesern hiermit erklärt habe, machten 
die, mit demselben noch unbekannten er 
sten Weitn,nsegler zu ihrer großen Ueber» 
raschung. Als Magellan'ö Schiff nach 
einer von Sevilla aus, wie oben, im 
mer westwärts ausgeführte», mehr 
jährigen ganzen Er d u m se g e l u » g. 
am 7ren September 1522 wieder i» 
San-Lucar einlief, zählte man an 
Bord wirklich erst den 6ten September. 
Die m e I, r e r e , binnen der Reise ver 
strichene Zeit thut dabei Nichts: der Rei 
sende büßt, indem er seine llhr stets 
»ach der Zeit der erreichte» Meridiane 
regulirt, die vollen 24 Stunden darum 
nicht weniger, wenn auch langsamer, ein ; 
— die Darstellung im Terte habe ich, 
wie gesagt, nur zur Erleichterung der 
Einsicht von der Lache gewählt. 
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