Full text: L-Z (2. Band)

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Mikrometer. 
gemachten Umdrehungen (oder, bei der 
vorausgesetzten Gleichmäßigkeit der 
Drehung, die doppelte Zahl der Um 
drehungen der einen oder der andern 
Schraube) gibt den Durchmesser des Ge 
stirn bild es in solchen Schrauben- 
gängcn (Windungen). Vorher muß 
durch Erfahrung bestimmt seyn, wieviele 
dieser Schraubengänge z. B. auf 1 Mi 
nute des Himmelsbogens (eines Bogens 
des größten Kreises der eingebildeten 
Himmelshohlkugel) kommen: man wisse 
etwann, daß der (scheinbare) Durch 
messer der Sonne an einem bestimm 
ten Tage (denn er ist bekanntlich ver 
änderlich), in solchem Bogenmaße 
eben 1800" halte, und man habe, am 
selbigen Tage, für das Sonnen bild, 
durch unser Verfahren, 600 Schrauben 
windungen gefunden; so kommen offen 
bar auf 1 solche Windung 3 Bogen- 
secunden *. 
Ein dergleichen „Mikrometer" nun heißt 
nach seiner Einrichtung ganz natürlich 
ein Schraubenmikrometer (La 
lande nennt es bloß , Micromètre" 
ohne weiteren Beisatz), und ich habe mei 
nen Vortrag mit demselben einleiten zu 
müssen geglaubt, da es mir den schnell 
sten Begriff von der Sache zu gewähren 
schien. Die Erfindung gehört, um gleich 
das Historische beizufügen, dem uns schon 
aus d. A. Kometen (S. 926.) be 
kannten (1710 als Königlicher Astronom 
zu Berlin verstorbenen) Kirch; und das 
Princip dieses Instruments (die Schräm 
den-Anwendung) liegt, angcführtermaßen, 
* Gerade dieses Beispiel habe ich mit zeich 
nender Erläuterung, auch in dem schon 
cltirten Art. Heliometer benützt; ich 
verwahre mich, manches technische 
Detail, welches mehr für den Praktiker 
gehört, zu übergehen, aber einen voll 
kommen klare» Begriff von der Sache 
selbst muß man, zumal bei Vergleichung 
lener Zeichnung, nothwendig erhalten. 
Den einzige», sich indeß auch schon von 
selbst ergebenden Umstand will ich nur 
noch bevorworten, daß bei dieser Ein 
richtung narürlich die Beibehaltung der 
nämlichen Vergrößerung (die Belastung 
des nämlichen OcularS) vorausgesetzt wird, 
indem davon das Maß des Bildes ab 
hängt. 
nicht weniger dem vollkommensten neue 
ren Instrumente zu „mikrometrischen" 
Messungen, dem H e l i o m e t e r zu Grunde, 
auf welchen besondern Artikel ich also 
nochmals verweise. 
Statt zweier, einander solchergestalt 
durch Zusammenschraubung gegensei 
tig zu nähernden Schrauben, wollen 
wir uns aber, um nunmehr weiter zu 
gehen, jetzt ferner nur Eine Schraube 
denken, mittelst welcher sich ein Rahmen 
mit einem darin ausgespannten Faden 
(etwann von Seide), einem andern im 
Brennraume unbeweglich angebrach 
ten Faden in derselben Art nähern läßt; 
so sieht man ohne weiteres ein, daß da 
durch das nämliche Messungsresultat er 
langt werden wird; — und dieses von 
dem uns vielfach bekannt gewordenen 
Französischen Astronomen Picard (1666) 
angewendete Verfahren gewährt nun die 
erste Idee des Faden-Micrometers (Ni 
erometrum triare; Micrometre filaire), 
woraus hernach das, dem älteren Cas 
sini zugeschriebene F aden n ctz-Micro- 
meter* (Reticuluro ; ReCicule ) entstan 
den ist. Man stelle sich, Behufs der Ein 
sicht von der Einrichtung und Anwen 
dung eines solchen Micrometers, nur 
erst eine Anzahl einander paralleler, in 
einer, durch den Brennpunct senkrecht auf 
des Fernrohres Are (imJnnern der Röhre) 
gedachten Ebene (dem „Brennraume") 
unbeweglich ausgespannter Fäden vor, 
und erhebe das mit einem solchem (noch 
bloß) Faden-„Gitter" versehene Fern 
rohr zu der (immer bekannten) Aequa- 
t o r s h ö h e des Beobachtnngsortes. Wir 
wissen aber, daß ein Fixstern, und also 
namentlich ein, auch im Aequator 
* Man muß dieses zur Messung klei 
ner Größe» um Himmel dienende, 
durch Verbindung m e h r e r c r Fäden ge 
bildete „Faden netz" (oder auch — s. 
oben — bloße „Faden g i t t e r") nicht 
mit dem, im Art. F e r n r o h r, S. 449. 
angeführte», dort aber nicht scharf genug 
davon unterschiedenen „Fadenkreuze" 
verwechseln, welches letztere, wie I. c. 
näher auseinander gesetzt ist, nur aus 
zwei, einander im Brennpuncte durch- 
„kreuzenden" , und solchergestalt lediglich 
den M i t t e l p n n c t d e S Gesichts 
feldes bezeichnenden Fäden besteht.
	        
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