Full text: L-Z (2. Band)

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Mond 
sogenannten Cratern, welche durch ihre 
Anzahl, ihre Größe und das Fremdartige 
ihres Anblicks jeden Mondbeobachter in 
Erstaunen setzen, und deren allgemeiner 
Charakter in einem hohen, kreisförmigen 
Walle besteht, der eine sphäroidischc Ver 
tiefung umgibt, welche sich säst ohne Aus 
nahme unter dem Niveau der umge 
benden Ebene findet, und häufig wieder 
mit „isolirten Bergen" besetzt ist. Da 
bei treten aber die mannichfaltigsten Mo- 
dificationen ein; und man hat deßhalb 
wieder die Untcrabtheilung dieser „all 
gemeinen Craterform" in W a l l e b e- 
nen, Ringgebirge, Crater im 
e n g e r e n S i n n e und G r u b e n ge 
macht. 
Unter „Wall-Ebenen" versteht man 
solche Umwallungen, deren vertiefte Jn- 
nerfläche 10 bis 30 Meilen im Durch 
messer hält; die „Ringgebirge" un 
terscheiden sich davon durch die größere 
Steilheit des umringenden Bergrückens 
bei geringerer Ausdehnung der meistens 
auch noch mit einem Centralberge 
besetzten Jnnerfläche, und noch bestimm 
teres Hervortreten der Kreisform; und 
mit dem Ausdrucke, „Crater (im en 
geren Sinne") und „Gruben" end 
lich bezeichnet man diejenigen kleineren 
Tiefen, deren Umwallung zu unbedeu 
tend ist, um genauer erkannt zu werden, 
und deren Menge auf der Mond-Ober 
fläche, wie gesagt, geradezu unzählbar 
genannt werden kann. 
Endlich und letztlich zeigt uns der Mond 
noch zwei Gebilde, zu welchen die Erde 
kaum ein Analogon bietet, und welche 
man mit dem Namen der Rillen und 
Strahlensysteme belegt hat. Die 
„Rillen" sind schmale, lange, entwe 
der geradeaus gehende, oder doch nur 
mäßig gebogene, furchenartige Vertiefun 
gen, mit sehr steilen parallelen Rändern, 
oft durch Crater oder hin a n solchen 
ziehend, oft auch in der Ebene, in wel 
cher sie sich verlieren, bleibend, und sich, 
bei mäßiger Breite, zuweilen 30 und 
mehr Meilen weit erstreckend. Um diese 
„Rillen" *, wie man wohl gethan hat, 
* Die beste Arbeit über dieß eigenthüm 
liche Mondgebild finden Leser, welche ein 
inehreres Detail, als mein Werk bieten 
kann, verlange», t» unseres Madler 
mit Strömen oder Flüssen, im irdi 
schen Sinne, zu vergleichen, müßte, 
nach Art der letzteren, ihr endlicher Er 
guß in die (Mond-) Meere nachgewiesen 
werden können, welches der Beobachtung 
nicht gelingt; — und wenn es also wirk 
lich Flüsse sind, so sind es doch wenig 
stens von den irdischen wiederum höchst 
verschiedene, ganz anderen Bedingungen 
unterworfene Flüsse: es sind Mond 
flüsse mit Mond wasser, d. h. mit einer, 
das irdische Wasser aus dem Monde nur 
mehr oder weniger repräsentircnden, die 
sem Weltkörper charakteristisch-eigenthüm 
lichen Flüssigkeit. — Unter „Strahlen 
systeme" dagegen versteht man Licht 
streisen, welche vom Fuße vieler der 
größeren Mond-Ringgebirge ab, radien 
artig, oft über hundert Meilen weit fort 
ziehen , und dabei meistens nur eine ge 
ringe Breite von wenigen Meilen haben. 
Ihr Glanz ist so energisch, daß sie selbst 
das hellste andere Vollmondlicht überstrah 
len ; — und wenn überhaupt ein Aus 
druck der Vergleichung für sie zuläßig 
ist, so möchte ich sie Glas ströme nen 
nen , ohne jedoch damit für die Phanta 
sie meiner Leser irgend maßgebend wer 
den zu wollen. — Mit den hier beschrie 
benen, von den irdischen also meistens 
ganz verschiedenen Gebilden finden die 
Leser nun die Mondfläche, und zwar, 
wie ein Blick auf unsere Karte zeigt, 
überaus dicht besetzt; und wenn Sie 
mit diesem Verhältnisse die vorn nach 
gewiesene mehrere Stoffseinheit der den 
Mond bildenden Materie, die, in dem 
besonderen Art. Atmosphäre des 
Mondes, S. 76. dargethane große 
Dünnheit der Mondluft und die da 
raus folgende, ähnliche leichtere Beschaf 
fenheit des (Mond-) Wassers, welches 
also dem Monde so wenig als die Luft 
ganz abgeläugnet werden mag, zusam 
menhalten: so wird dieß nach meiner 
Absicht dazu dienen, Sie immer inniger 
von dem bevorworteten gänzlichen Con- 
traste zwischen der Natur-Oeconomie auf 
der Erde und dem Monde zu überzeu 
gen. Die Natur ist aber auch allerdings 
reich genug, um sich, selbst ans dem zu- 
„Beitrüge znr Kenntniß der Himmels 
körper". Weimar. 1841. gr. 4. S. 11. 
»Ueber die R i I s e k der Mondfische".
	        
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