Full text: L-Z (2. Band)

200 Multiplicationsktkis. 
Kreis selbst um seine Are, in der andern 
aber das Fernrohr auf demselben zu be 
wegen , wodurch, wie ich vorläufig nur 
immer erst wieder recht eindringlich ma 
chen will, und wie man danach im All 
gemeinen auch schon einsieht, die Messung 
eines betreffenden Winkels also aus alle 
Puncte des Umfanges vertheilt, und da 
nach , um cs nochmals zu wiederholen, 
mit Compensatio« der Thei- 
l u n g s se h l e r bewirkt werden kann. Zu 
der angegebenen Zeit der Erfindung die 
ses „Multiplikationskreises" und seiner 
astronomischen Anwendung war man in 
der Kunst einer so genauen Limbnsthei- 
lung, daß bedeutende solche „Theilungs- 
fchler" nicht zu fürchten gewesen wären, 
noch sehr zurück; der „Multiplications 
kreis" wurde daher überaus hoch gehal 
ten, und namentlich spricht der franzö 
sische Astronom B i o t („Astronomie phy- 
Sique.“ 2. Ausl. Paris 1810. 3 B. 8. 
I. 273 fgd.) mit wahrem Enthusiasmus 
von seinen Vortheilen, zu denen freilich 
namentlich auch der gehört, daß man 
den getheilten Limbus nicht von großer 
Dimension zu nehmen braucht, und doch, 
eben der Compensatio» der Theilungs 
fehler wegen, eines genauen Ergebnisses 
ziemlich gewiß seyn darf. Jetzt, wo man 
in jener Kunst, besonders durch Rei- 
chenbach's (vergl. Bd. 1. S. 36) Be 
mühungen, unendlich vorgeschritten ist, 
und selbst kleinere Kreise überaus ge 
nau zu theilen versteht, hat der „Multi 
plicationskreis," unter dem Gesichtspuncte 
des Princips, welchem er diesen Namen 
verdankt, allerdings viel von seiner ehe 
maligen Wichtigkeit verloren; indessen bin 
ich demselben doch, schon des hervorge 
hobenen Scharfsinnes jener Grund-Idee, 
gleichwie der noch stattfindenden Anwen 
dung als Höhenkreis wegen, eine nähere 
Beschreibung schuldig. 
Das Wesentliche also dieses Instru 
ments, um danach zu dessen detailirterer 
Beschreibung * überzugehen, besteht, Ta 
fel IX. Fig. 2., in dem getheilten ver- 
' " Die Selbst.Ansicht des Instruments macht 
die Sache allerdings deutlicher; ich kann 
hier nur die Absicht haben, das Grund 
princip, des „artificium multiplicatio 
nis,“ von dem ich ausgegangen bin, recht 
hervorzuheben. 
tic alen Kreise XA?, welcher um die 
durch seinenMittclpunctC gehende Ver 
tikale CP, zugleich aber auch wieder 
vertical um eine ebenfalls durch den Mit 
telpunct gehende, auf der Limbus-Ebene 
perpcndiculare Are gedrehet werden kann 
(somit also neben der azimuthalen svgl. 
Azimuth) auch einer verticalen Bewe 
gung fähig ist); ein mit einein Mikro 
meter und einem Vernier" versehe 
nes Fernrohr OCL läßt sich rings um 
jenen Mittelpunct drehen, und kann dem 
nach successiv den ganzen Limbus durch 
laufen. — Hierauf beschränke ich mich 
rücksichtlich der Construction. 
Die Anwendung des Instruments 
sodann betreffend, so sey 8 ein entfern 
ter und zunächst unbeweglicher Ge 
genstand, dessen Zenith-Abstand man mes 
sen will; denn wäre dieser Gegenstand 
ein Gestirn, so könnte man mir dessen, 
durch die Tageöbewegung verursachte all- 
augenblickliche Stellungs - Veränderung 
während der vorkommenden mehrfachen 
Beobachtungen einwenden, in welchem 
Bezüge ich deßhalb gleich bevorworte, 
daß sich der Einfluß dieser Stellungs 
Veränderung auf das Resultat in Rech 
nung bringen, und daß sich daher zum 
Objecte allwohl jedes Gestirn wählen läßt. 
Man setzt nun den Vernier auf den Null 
punct der Theilung bei A, bringt den 
Limbus durch seine azimuthale (hori 
zontale) Drehung erst in das Vertical 
des Objects (Gestirns) 8, und bewegt 
ihn sodann vertical, bis dasselbe (sein 
Mittelpunct) in der Richtung 8C (rechts) 
im Mittclpuncte der Kreuzfäden (dcs, 
wie gesagt, in dem Nullpuncte der Th.i- 
lnng befestigten Fernrohrs) erscheint. 
Wenn man sich jetzt ein im Mittclpuncte 
C des Limbus angebrachtes Blclloth 
CP vorstellt (blos denkt), so bestimmt 
dessen verlängerte Richtung das Zenith 
X, und der auf dem Limbus abzulesende 
* Ueber „M ikrometer« handelt bereits 
ein eigener Artikel, und über den Ver 
nier (muí) seinem französische» Erfinder 
Vernier; wiewvhl man dieser Einrich 
tung auch oft den Namen Nonius bei 
legt, indem der portugiesische Mathema- 
tikcr Nouinö eine ähnliche Subdivisión 
des Kreises angegeben hat) hantelt eben 
falls ein eigener Artikel.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.