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Paraseleni — Passage-Instrument.
aus den Endpunkten einer 100 Meilen
langen Standlinie auf der Erdfläche nach
dem Mittelpuncte der Sonne als pa
rallel^) anzusehen sind.
Man überzeugt sich hieraus, daß, wenn
der Durchmesser (AB) der Oeffnung un
seres Augensterns auch Einen vollen Zoll
betrüge, doch die Entfernung (8A) eines
leuchtenden Punctes vom Auge nur 206264
Zoll groß seyn dürfte, damit die von
diesem Puncte (dann also unter einem
Winkel von nur 1" diverg irrnd)
ausgehenden Lichtstrahlen von uns
als „Parallelstrahlen" empfunden wür
den; und man kann sonach beurtheilen,
wie viel mehr dieß, unserer in Fern
rohr (l. c.) aufgestellten Behauptung
gemäß, mit der hundert Mal so viel
Meilen entfernten Sonne der Fall
seyn muß; — gleichwie (s. die voraus
gehende Anmerkung) dadurch, umgekehrt,
bestätiget wird, daß (vergl. Finster
nisse, S. 479) alle, von der ganzen,
der Sonne eben zugewendeten Erdhalb-
kngel nach ihrem Mittelpuncte gedachten
Gcsichtslinien ohne merklichen Feh
ler als parallel anzunehmen sind. —
Mit der besondern Hervorhebung dieser
beiden Umstände, als worauf es beim ge
genwärtigen Vortrage eigentlich ankommt,
beschließe ich den Artikel.
Paraselenen, s. Nebenmonde.
Parhelien, s. Nebensonnen.
Passage-Instrument, Durchgangs-
Instrument, Mittagsfernrohr^; lnstru-
* Oder vielmehr dort einen Winkel von
nicht mehr als 1 Secunde einschließen,
welches vortrefflich zu der, im betreffen
den Artikel nachgewiesenen Größe der
„Horizontal-P a r a ll axe" der Sonne
paßt, die wir daselbst (Halbmesser der
Erde = 860 Meilen — 8 x fi Mal
der obigen Entfernung, auch nur 8 '/2
Mal so groß, nämlich) — 8,5 Secun
den gefunden haben. — Ich darf übri
gens (vergl. oben), des Folgenden we
gen , nochmals darauf aufmerksam ma
chen, daß auch ein Winkel von mehre
ren Secunden in der Empfindung der
Lichtstrahlen durch unser Auge alé Pa
rallelstrahlen keine merkliche Ver
änderung hervorbringt.
** Ueber den Unterschied, welchen eine stren-
mentum transi'tu« , ^ubv8 merissianu« ;
Instrument des passages. Ein Fernrohr,
welches beweglich in der Ebene des Me
ridians aufgestellt ist und solchergestalt
dient, die „Durchgänge" (daher der Name)
der Gestirne durch den Meridian, mithin
die Zeit der Culmination (vergl. d.
A. S. 210.) zu beobachten; mit andern
Worten: Ein Mittags-Fernrohr
heißt ein Fernrohr, welches sich um eine
perpendicular auf der Mittagsfläche be
festigte Are so drehen läßt, daß es die
ganze Mittagsfläche durchläuft, und also
alle Gestirne im Augenblicke ihrer Cul
mination beobachten läßt. Die Bestim
mung des Durch g angs - Augenbli
cke s ist also eigentlich die alleinige
Forderung an das „Passage-Instrument" :
die Höhe (Mittagshöhe, s. d. Art.),
in welcher dieser Durchgang erfolgt,
braucht es nicht gleichzeitig anzugeben;
diese gleichzeitige doppelte ge
naueste Ermittlung soll vielmehr durch
den Meridiankreis (vergl. auch die
sen Art.) bewirkt werden; indeß versieht
man das „Mittags-Fernrohr" doch
wohl mit einem, wenigstens beiläufig ge
theilten (und, wie sich hiernach von selbst
versteht, auch in der Mittagsfläche auf
gestellten) ganzen Kreise, um das
Fernrohr ungefähr in die Lage der
erwarteten Durchgangshöhe des betreffen
den Gestirns bringen zu können. In
dieser Gestalt würde sich also das „Mit
tags- Fernrohr," bevorworteterma-
ßen, vom „Passagen-Jnstrumente,"
wie wir letzteres eben nur desinirt haben,
unterscheiden; der heutige astronomische
Sprachgebrauch beachtet aber diesen Un
terschied nicht weiter, und nennt das in
angegebener Art drehbare und mit dem
Kreise versehene Fernrohr eben sowohl ein
„Passage-Instrument," als ein
„Mittagsrohr" (Mittagsfernrohr),
behandelt also beide Ausdrücke als gleich
bedeutend.
Der Erfinder dieses in der Astronomie
so wichtig gewordenen und nur erst neuer
dings durch den noch vollkommneren „M e-
rid ian kr e i S" hier und da wieder ver
gere Terminologie gleichwohl »och zwi
schen „Passage-Instrument" und „Mit
tag S fe r n r 0 h r" macht, vergl. man
letztere» besondern Artikel, gleichwie Hinte».