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Passage-Instrument — Passatwinde.
die erste dient dazu, das eine Ende A
der Are so lange zu erhöhen oder zu er
niedrigen, bis diese Are AB selbst genau
horizontal ist, was man mit Hülfe einer
Wasserwage erkennt, die man mit ihren
Haken an die beiden cylindrischen Enden
A und B der Are ausstellt oder anhängt.
Um für nächtliche Beobachtungen das
Innere des Fernrohrs zu beleuchten, dient
eine an der äußern Seite des Pfeilers
angebrachte Lampe p, die ihr Licht durch
den in der Richtung pB durchbohrten
Pfeiler und durch die ebenfalls hohle
Drehungsare BM auf einen kleinen Spie
gel wirft, der im Innern des Fernrohrs
bei M unter einer gegen BM schiefen
Stellung aufgestellt ist, so daß er das
von der Lampe empfangene Licht gegen
das Ocular 0 des Fernrohrs reflectirt.
Der nächste Zweck dieses schönen In
struments sodann ist, wie gesagt, die An
gabe des genauesten Culminations - Mo
mentes eines Gestirns, woraus durch
Beziehung auf die Zeit, welche zwischen
dieser und der Culmination eines Fix
sterns von schon streng bekannter Rcct-
ascenston (vgl. Fundamentalsterne)
verstreicht, auch die verlangte Rectas
cension des betreffenden Ge
stirns selbst gefunden wird. Wir wis
sen, daß aus 15° Rectascension 1 Stunde
Sternzeit kömmt; hätte also ein „Fun
damentalstern" (wir wollen ihn
vorausgehend annehmen), der Angabe
des Passage-Instruments gemäß, culmi-
nirt, als die Sternuhr z. B. eben 1 Uhr
zeigte, und träte die Culmination des
Gestirns dagegen um 2 Uhr ein (erschiene
das Gestirn (sein Mittelpunct) gerade um
2 Uhr in der optischen Are des Fern
rohrs unseres Passage - Instruments), so
wäre seine Rectascension 15° größer
(dasselbe folgte um so viel), als die
(vorausgesetztermaßen, bekannte) Rect-
ascenfion des „Fundamentalsterns" (und
wäre also damit auch bekannt).
Gleichergestalt läßt sich, wie man nun
gleich einsteht, durch das „Passage-
Instrument" der Gang der Uhr
prüfen; denn wenn dieselbe, nach Maß
gabe der Rectascension eines „Fundamen
talsterns ," im Augenblicke seiner Culmi
nation z. B. gerade 1 Uhr zeigen soll,
und dagegen, indem diese Culmination
nach dem Instrumente eintritt, vielmehr
schon 1h 0' 4" angibt, so geht sie um
4" vor und kann danach regulirt werden.
In ein weiteres Detail über diesen
Gegenstand und über complicirtere An
wendungen des 'Instruments habe ich h i e r
nicht einzugehen; Leser, welche sich durch
meine Darstellung nicht befriediget fin
den, muß ich schließlich nochmals auf die
vorn citirte Beschreibung des vortreffli
chen Pulkowaer „Passage-Instru
ments" verweisen.
Passatwinde; (einen lateinischen
Ausdruck kenne ich nicht; der gewöhnlich
dafür angewendete Venti anniversarii"
bezieht sich eigentlicher auf die mit dem
Namen Mussons" bezeichneten Winde,
derentwegen ich vorn hierher verwiesen
habe, und auf welche ich gleich komme;
der Engländer braucht, wie ich noch
bemerken will, den Ausdruck „Trade-
Winds“ zuweilen uneingeschränkt von
den Passatwinden und Mussons, zuwei
len nur von den ersteren, denen er dann
seine „Monsoons“ entgegensetzt); Vents
alises. Auf dem Weltmeere wehet zwi
schen den Wendekreisen und noch einige
Grad darüber hinaus ein beständiger
Ostwind, welcher den Seefahrern so
bekannt ist, daß sie, um z. B. von Eu
ropa nach Amerika zu kommen, also um
die stete Richtung Osten — Westen zu
erlangen, erst in seine Region Hinaus
schiffen und dann, sich ihm überlassend,
den Atlantischen Ocean in gerader Linie
durchschneiden; dieser Wind führt den
obigen Namen des „P a ssa t w i n d e s; **
* Ich mache bei dieser Veranlassung darauf
aufmerksam, daß die Ausdrücke: „P a fi
sa tw in de" und „MussvnS" in viele»
Lehrbüchern, und namentlich auch von
Gehler <i» seinem oft eitirten „Phy
sikalischen Wörterbuch") verwechselt wer
den. Die Art, wie ich oben die „Passat
winde" den „MussonS" entgegensetze, ist
aber (vergl. Käm tz sdes Halle'schen Na
turforschers) „Meteorologie." Halle. 1831.
2 B. gr. 8. l. 167.) die richtige; und
man muß sich also von dem sonst so ex
akten Gehler dießmal nicht irre ma
chen lassen.
** Nücksichtlich der Etymologie finde
ich, mit Bezug auf den angeführten Um
stand, in meinen Cvlleetaneen ohne weitere