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Penvel.
und Richer überzeugte sich auch wirklich,
daß er daselbst das Pendel seiner von
Paris mitgebrachten Pendeluhr 1 'ALi
nie verkürzen müsse, wenn es so schnell
als am letzteren Orte schwingen sollte.
1'/4 Linie sind aber von der ganzen Länge
des mathematischen Secundenpendels (wel
che Richer zu — vergl. oben — 440 Pa
riser Linien annahm) der (V 5 . 440—)
352ste Theil, um welchen hiernach die
Schwere (die Pendellänge) in Cayenne
geringer als zu Paris war; das näm
liche Pendel, welches am letzteren Orte
440 Linien Länge hatte, mußte, B ehuss
nämlicher Wirkung, zu Cayenne
nur * noch (440 — l'A — ) 438 3 A
Linien lang seyn, und man hat 438 3 A
: 440 — 351 : 352. Also zeigt sich
denn ein Mittel, die Schwere (ihr Ver
hältniß) an verschiedenen Orten der
Erde zu bestimmen; da aber die unmit
telbare Messung der Länge des Pen
dels, wie oben gefordert wird, ungemein
viel Genauigkeit erheischt, so ist es be
quemer , wie Richer, eine nämliche
Pendeluhr von einem Orte zum andern
mit sich zu führen, und lieber die Zahl
der an diesen verschiedenen Orten in
g l e ich e r Z e i t Statthabenden S ch w ü n-
ge des unveränderten Pendels der
Uhr zu vergleichen.
Nennt man diese Zeit x , die Anzahl
der halben ** Schwünge in ihr — », so
ist die Dauer eines solchen halben (von
gesagt, wohl Richcr's Sendung wenigstens
mit veranlaßt haben.
* Ich erinnere aus dem Voraufgehenden
daran, baß unter übrigens gleichen
Umständen ei» k ü r z e r e S Pendel in der
nämliche» Zeit mehr Schwingungen
niachr, als ein längeres, und daß diese
Schwingungen eine Wirkung der Schwere
sind. Wenn die Schwere also zu Cayenne
weniger Wirkung alö zu Paris hatte,
jene Umstände also übrigens nicht gleich
waren, so mußte ein Pendel, welches bei
einer gewissen Länge am lctzreren Orte
Secunden schwung, am ersteren ver
kürzt werden, um daselbst auch Se
cunden zu schwingen.
** Die Leser sind darauf vorbereitet, daß
in der Praxis nur von einem H i »-
vder einem R ü ckfchwunge, als „h a l b e m
Schwünge," die Rede ist.
der Uhr durch ihr „Tick»Tack" hörbar
X
gemachten) Schwunges — —-, und man
hat aus unsern obigen Formeln die Dauer
desselben — y 2 also n 2
2 X 2
— ; und wenn dasselbe Pendel
n 2 b
an einem andern Orte, wo der Fallraum
(die Wirkung der schwere) z. B. nur
g‘ ist, in eben der Zeit auch nur »'
halbe Schwünge macht, so ist »' 2 =
2 g' '27^
woraus g : g' = » 2 : n' 2
r 2 b
kommt, und welches lehrt, daß sich die
Größen der Schwere an beiden Or
ten auch wie die Quadrate der
S ch w i n g u n g s - Anzahlen ver
halten.
Auch unter dieser Gestalt bestätigten
aber R i ch e r's Beobachtungen zu Cayenne
Newton's Vermuthung; seine Secun-
den-Pendeluhr, die in Paris, für wel
chen „Punct der Erdoberfläche" sie con-
struirt war, täglich (in 24 Stunden
mittlerer Sonnenzeit) also 24 . 60 . 60
— 86400 Secunden geschlagen hatte,
ging in Cayenne täglich um 2 Minu
ten — 120 Secunden zu langsam, sie
schlug nur (86400- 120) 86280 Mal.
In diesem Falle ist also » — 86400,
»' — 86280, und demnach g (d i e
Schwere zu Paris) : g' (Schwere
zu Cayenne) — 8640 2 : 8628 2 , wel
ches (sehr* nahe) mit dem obigen Ver
hältnisse der Pendellängcn — 352 :
351 übereinstimmt.
Diese Versuche sind seit Richer's Zei
ten unendlich oft wiederholt worden, und
man findet in den Werken, welche ich zu
Schluffe des gegenwärtigen Artikels nam
haft machen werde, ausführliche Verzeich
nisse darüber, deren Beibringung ich hier
indeß unterlasse, da es mir nur um die
* Die Leser könnten fragen, warum nur
»sehr nahe" und nicht ganz genau?
Man brauchte sich bei der M e ssu » g
der Pendellängen (vergl. das gleich
Folgende) oder bei der Zählung der
Pendel sch w ü n g e nur im geringsten ge
irrt zu habe», so fiel die streu gsteGe»
uauigkcit des obigen Nesultateö hinweg.