Full text: L-Z (2. Band)

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Pendel. 
fien aller die Sonne in Gemäßheit der 
Anziehungskraft dieses Centralkörpers 
umkreisenden Gestirne von ihr aus e U 
ner der Entfernungen, in Verbindung 
mit der Kenntniß der Umlaufszeiten, her 
leiten lassen, indem nach der dritten 
Keplcr'schen Regel (vergl. d. Art.) 
die Quadrate dieser Umlaufszeiten im 
Verhältnisse der Cuben jener Entfernun 
gen stehen. Eben so verhält es sich nun 
mit der Entfernung des, dagegen die 
Erde in Gemäßheit ihrer Anziehungs 
kraft umkreisenden Mondes beim Bezug 
auf die, durch die nämliche Kraft zum 
freien Falle gegen die nähere Erdober 
fläche sollicitirten Körper, welchen Fall 
raum wir vorn, eben aus der Theorie 
des Pendels, in der ersten Secunde 
— 15,09 Pariser Fuß gefunden haben. 
Aus der speciellen Größe dieses Fallrau- 
mes läßt sich aber (gerade wie wir es 
— Gravitation, S. 688. — für den 
bloß entfernteren, aber darum nicht we 
niger auch gegen die Erde „fallenden" 
Mond gemacht haben) offenbar die Zeit 
ableiten, binnen welcher ein in dieser 
größeren Nähe, die wir — dem Erdhalb 
messer (r) setzen können, zur Erde fal 
lender Körper den etwas erweitert ge 
dachten Umfang derselben, z. B. einen 
vom Aequator wenig verschiedenen Kreis, 
durchlaufen würde?" Nennt man aber 
sodann diese Zeit t und die periodische 
Umlaufszeit des Mondes 1, so hat man 
nach der obigen Keplcr'schen Regel den 
gesuchten Abstand x des letzteren von der 
Erde aus der Proportion t 2 : T 2 = 
r 3 : x 3 ; und man sieht, was ich eben 
darzuthun hatte, daß diese Proportion 
lediglich auf der genauen Kenntniß des 
Fallraumes (g) in der ersten Secunde, 
welchen wir oben durch Beziehung aus 
die Länge des mathematischen 
S e c u n d e n p e n d e l s ermittelt hatten, 
* Ich sehe hier eine Einwendung auf de» 
Lippen meiner Leser schwebe». Denken 
wir nnS also diese» fallende» Körper als 
einen die Erde, durch Verbindung 
von Fall und ImpulS in so großer Nahe 
umkreisenden zweiten Mond, daß 
seine Bahn wenig großer als derAeqna- 
tor, und seine Fallgrvße in der Secunde 
daher — g wäre. Dieß wohl gewählte 
Gleichniß beseitiget jede Einwendung. 
H. 
begründet ist. Die numerische Ausfüh 
rung der Rechnung gewährt ein mit dem 
auf anderem Wege (Mond, S. 146) 
gefundenen sehr wohl übereinstimmendes 
Resultat; ich gebe, da es mir wieder 
nur mehr um Aufklärung des Princips 
zu thun war, diese numerische Operation 
aber den Lesern selbst anheim, beschließe 
hiermit, wie gesagt, den zweiten Ab 
schnitt unserer Pendelbetrachtung, und 
komme nunmehr in der bevorworteten 
Ordnung zum 
3) Ungleichen Gang der Pendel 
(zum rostförmigen Pendel und zur Com- 
pensation überhaupt). 
Die bis hierher untersuchte Bewegung 
der Pendel findet sich nämlich, wie ich 
auch schon vorn bei Erläuterung der 
Hupgens'schen Einrichtung der Pendeluh 
ren angedeutet habe, zunächst durch den 
Widerstand der Luft und durch das Rei 
ben am Aufhängungspuncte beeinträchti 
get. Aus diesen Ursachen wird derSchwung 
des Pendels (ich spreche hier vom Pendel 
in der reinen Bedeutung des Wortes, 
nicht von der Verbindung mit dem Uhr 
werke , wodurch jene Behinderung com- 
pensirt wird) immer kleiner, und dasselbe 
steht endlich in der Vcrticale ganz still, 
da sonst dir Schwungbewcgung natür 
lich ohne Ende fortdauern (und das Pen 
del also ein „Perpetuum mobile“ ab 
geben) würde. 
Hierbei verlängert sich, wie Man 
leicht einsieht, die Dauer des Nieder- 
gauges etwas, indem die aufgehal 
tene Pendelstange später in die verti- 
cale Lage gelangt; die Dauer des Auf 
steig ens verkürzt sich dagegen, in 
dem der beschriebene Bogen kürzer wird, 
— und die ganzen Schwünge bleiben 
daher, erfahrungsgemäß, dennoch ziem 
lich lange unter sich gleich. * Der Wi- 
* So drücken sich wenigstens die Lehrbücher 
gewöhnlich aus. M i r scheint cS indeß 
noch besser, überhaupt zu sagen: die 
ganzen Schwünge verhalten sich ziem 
lich lange isochronisch, weil die Bewegung 
des Pendels zwar einerseits langsamer 
wird (weil dasselbe zur Beschreibung 
gleich groß b l e i b e n d e r Bogen mehr 
Zeit gebrauchen würde), anderseits aber 
auch immer nur kleinere Bogen znrück- 
| zulegen sind. 
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