Full text: L-Z (2. Band)

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Länge, geograph. der Orte — Länge zur See. 
Länge vorgezogen, welche ich oben durch 
das Beispiel einer Rakete als Zeitsignal 
bloß angedeutet habe. _ Für geringe 
Entfernungen taugen nämlich solche Sig 
nale * zwar allerdings vortrefflich: die 
Längendifferenz zwischen Greenwich und 
mehreren benachbarten Orten z. B. 
ist dadurch überaus genau bestimmt wor 
den; aber weit sicht man dieselben na 
türlich nicht, indem man ihnen doch im 
mer nur eine sehr mäßige Höhe geben 
kann; — und man mußte also Phäno 
mene („Phénomène» instantanés“) auf 
suchen , welche sich in hinreichender Höhe 
ereignen, um aus den weitesten Entfer 
nungen gleichzeitig erblickt zu werden. 
Hierzu schien sich nun nichts besser zu 
eignen als, die Beobachtung von Ver 
finsterungen des so hoch über unsern 
Häuptern schwebenden Mondes. Denn 
da dieselben (s. Finsternisse, S. 474.) 
in einer wirklichen Lichtberaubung des in 
den Schattenkcgcl der Erde eintretenden 
Mondes bestehen, und jede ihrer Phasen 
also von allen Beobachtern (auf der gan 
zen Erdhälste, welche den Mond dann 
nur eben über dem Horizonte hat) im 
nämlichen physischen Augenblicke wahrge 
nommen wird; so müßte sich bei einem 
solchen Ereignisse auch die „Meridian- 
differenz" sehr vieler Orte (Puncte der 
Erdoberfläche) ans Einmal bestimmen 
lassen: der Anfang, das Ende einer 
Mondfinsterniß, die Berührung des Erd 
schattens durch die verschiedenen Mond 
flecken u. s. w. geben eben so viele gleich 
zeitige, wenn ich so sagen darf, „Sig 
nale" ab, bei deren Eintritte (wie schon 
Pt o lern aus vorschreibt), die verschie 
denen Beobachter nun auch die ihren 
verschiedenen Meridianen ent 
sprechenden (wahreri **) Zeiten 
!> Ich habe i» dem besonder» Art. Heliv- 
rrop auch von der Anwendung dieses 
sinnreiche» Instruments zu dergleichen 
„Signalen“ gehandelt; und man wird 
bei Vergleichung desselben Art. leicht über 
sehen , in wie weit eê zu den hier be 
trachteten Längenbestimmunge» dienen 
könnte; der Gebrauch ist aber ebenfalls 
nur auf geringere Entfernungen (10 — 
15 Meilen) eingeschränkt. 
** Vergl. wegen der Anwendung der a stro- 
n o m i f c(» e h l! hre u (der mittleren 
zu bemerken hätten, um jene „Meridian- 
differenz" danach sogleich zu beurtheilen. 
Allein wie schön sich dieses aus dem theo 
retischen Gesichtspunkte darstellt, so bat 
koch die praktische Anwendung ihre vielen 
Schwierigkeiten, indem einmal der Halb 
schatten (vergl. d. A.) die Beobachtung 
der Berührungen sehr unsicher macht, 
anderseits aber Mondfinsternisse viel zu 
seltene Ereignisse find, um namentlich 
auf der See, wo man alle Augenblicke 
Längenbestimmungen braucht, zur Ermitt 
lung der „Meereslänge", wie die geogra 
phische Länge dann in specie genannt 
wird, und worüber ich gleich besonders 
handle, der Forderung zu entsprechen. 
Dasselbe läßt sich gegen die Anwendung 
der Sonnenfinsternisse (vergl. wie 
der Finsternisse, S. 512.), der Ein 
und Austritte der Iupiterstra 
bn n t e n in den Schatten ihres 
Planeten (ibid. S. 538.), der Durch 
gänge (s. d. A.) oder besser „Vorbei 
gänge" des Merkur und der Venns vor 
der Sonnenscheibe, der Bedeckungen 
der Fixsterne durch den Mond 
(Band 1. S. 107.), als solche „Himmels- 
signale", sagen: sie sind theils jener ihrer 
Seltenheit, theils der Schwierigkeit wegen, 
sie vom schwankenden Schiffe aus streng 
genug zu beobachten, angedeutetermaßen, 
wenigstens zur Bestimmung der; 
Länge zur See, Meereslänge; Lon- 
gitudo maris 8. maritima; Loyigitude 
en mer, auf welche ich, wie gesagt, jetzt 
besonders komme, sämmtlich nicht hin 
reichend. Stellen wir uns, um nur erst 
eine deutliche Einsicht von der ganzen, 
darum, gleich Eingangs, von mir so 
sehr hervorgehobenen, Wichtigkeit des 
Problems der Erfindung dieser „Länge 
zur See" (neben der Kalender-Rechnung 
wohl die bedeutendste und gemeinnützigste 
praktische Aufgabe der gesammten 
Astronomie *) zu bekommen, den Schiffer 
Zeit und der Zeikgleichung) dabei, die 
vorangehende dießfallfige Anmerkung. 
* In der That muß die Erfindung der 
„Länge zur S e e“ unter d i e se m Gefichtö- 
pnncte betrachtet werde» : auf dem Lande 
haben Längenbestinimnngen zwar den an 
gedeuteten vffenbar geographischen Zweck, 
indem natürlich ohne sie keinerlei Charten» 
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