304
Pertnrbatioiien.
meinten Beantwortung der Frage
nach d e m a l l a n g e n b l i ck l i ch e n
Orte ein es (Haupt- od er Neben-)
Planeten, welcher bei bekannten
Entfernungen und Massenver-
hältnissen nach dem gegebenen
Gravitation sgesetze zugleich
mit einem, gemäß d Lesern Gesetze,
störend auf seineBewegung und
die Gestalt seiner dabei zurück
zulegenden B a h n * einwirken
den zweiten Planeten den beide
anziehenden u n d u m g e k e h r t v o n
beiden angezogenenCentralkör-
per des Systems (dieSonne) um=
íauft. ** — Auf diese Untersuchung
drei gegenseitig gravitirende Körper be
wegen, wen» entweder zwei von ihnen
(Planeten) um den dritten (die S o n-
li e), oder einer von ihnen um de» zwei
ten (namentlich unser Mond um die
Erde), und diese beiden zugleich um
den dritten (wieder die Sonne) laufen.
— Den besondern Fall der sich unterein
ander auch wieder störenden Jupiters-
monde muß man hier eiubegreifen.
* »Gestörte Bahn"? Man versinnliche sich,
wie ich erst nunmehr mit Bezug auf die
obige Definition und bas Folgende be
stimmter hervorheben kann, die Wirkung
des störenden auf den Lauf des ge
störten Planeten in seiner Bahn, so
wird man im Allgemeinen gleich einse
he» , daß neben dem gestörten Laufe, be
ständige, wie ich vorn sage, „Ausbiegun
gen aus derselben," also Veränderungen
(Störungen) der Gestalt der Bah»
selbst (Auscinanderziehungen oder Vercn
gerungen) die Folge jener Wirkung (Per
turbativn) seyn müssen, auf welche Aus
bicgungen ich nun eben unten auch be
sonders zurückkommen muß.
** Bohne nberger „Astronomie" (Tübin
gen. 1811. gr. 8. S. 504.), mit an
dern Worten: „Die Aufgabe, die rela
tive Bahn eines von drei Weltkör
per» um einen der beiden andern, mit
Rücksicht auf die gegenseitige Gravita
tion, zu bestimmen (die — vcrgl. unten
— die reine elliptische Bahn o s c u l i-
rende Ellipse anzugeben), heißt das
Problem der drei Körper. — Ich
schmeichele mir, den Begriff oben noch be-
selbst, über welche hinten nur noch hi
storische und literarische Notizen
vorkommen, kann ich mich jedoch, da sie,
wie schon aus der eben angedeuteten
Nothwendigkeit der „S u m m i r u n g von
Moment - Einflüssen" hervorgeht
(vergl.d. folgendeAnmcrk.), Integral-
Rechnung erfordert , hier nicht weiter
als bloß andeutungsweise einlassen; ein
schönes Beispiel der Anwendung gerade
auf unsern Fall: „Calcul des inéga
lités que la Terre éprouve par l’attrac
tion de Jupiter“ gibt Lalande „Astro
nomie.“ §. 3485. * Schon vermittelst
der daselbst gezeigten Methoden, welche
aber später namentlich durch Lagrange,
auf dessen Verfahren ich unten zurück
komme, überaus vervollkommnet worden
sind, ist es indeß möglich geworden, den
Betrag der Störungen, die jeder Planet
von jedem andern erleidet, in den astro
nomischen Tafeln unter einer solchen Form
stimmtcr gefaßt zu haben, komme auch au
ßerdem spater wiederholt darauf zurück.
* Ich habe wegen der Nothwendigkeit der An
wendung der „Integral - Rechnung" da
bei, hierher verwiesen. Lalande, I. c.,
„L’action de Jupiter sur la Terre ^
en un moment infiniment petit la
fera (vergl. vor») sortir de son orbite
d’une quantité infiniment petite (waS
ich eben mit dem Ausdrucke „Ausbiegun
gen" bezeichnet habe) ; mais cette quan
tité infiniment petite, exprimée d’une
manière générale par son rapport
avec l’élément du temps, nous fera
trouver, par le moyen, du calculin-
tegrul , le déplacement total qui en
devra résulter pour un temps fini ;
comme nous trouvons la longueur
entière d’une courbe par rapport à
son ordonnée au moyen d’une par
ticule infiniment petite, pourvu que
celle-ci soit exprimée d’une manière
générale par l’équation de la courbe.“
— Ich glaube, daß man den Geist des
Verfahrens nicht besser charakterisiren kann ;
und wen der Begriff des „Unendlich-Klei
nen" dabei nicht befriedigen sollte, dem
empfehle ich nur die Vergleichung von
Nürnberger'S „Theorie des Jnsinite-
simal-Caleulus." Berlin, Maurer, l8i2.
gr. 4., wo die wahre Bedeutung dieser
Ausdrucksweise treffend aufgeklärt ist.