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Polarprojection
Da die Schiefe der Ekliptik (vgl.
wieder d. A.) veränderlich ist, so verän
dert sich damit auch die, in der bcvor-
worteten Art von ihr abhängige Stelle
und Größe der Polarkreise; bei der Ge
ringfügigkeit jener Veränderung lund ih
rem bloßen Hin- und Hcrschwanken zwi
schen festen Grenzen) deute ich diesen Um
stand jedoch nur unter dem theoretischen
Gesichtspunkte an.
Der Begriff der „Polarkreise" ist
übrigens, wie ich aus der für mich so
wichtigen Rücksicht auf planetarische Ana
logien auch noch hinzufüge, keiucswcges
auf den Planeten Erde eingeschränkt,
sondern mit ihm vielmehr allen übrigen
Planeten gemein, welche, wie unser Pla
net, eine „Schiefe der Ekliptik"
(eine Neigung der Ebene ihres Aequa-
tors gegen die Ebene ihrer Bahn um
die Sonne) zeigen; beim Mars z. B.
(s. d. A. S. 72) beträgt diese „Schiefe"
fast 290 , und um eben so viel (also fast
6° mehr als bei uns) stehen demnach
die Ma r6-„Polarkreise" von den rcspcc-
tiven Notationspolcn dieses Planeten
ab; jede seiner kalten Zonen erstreckt
sich vom betreffenden Pole, 29 (Meri
dian-) Grade nach dem (Mars-) Aequa-
tor hin. — Ueber die physischen Folgen
davon habe ich mich aber nicht bloß im
genannten Artikel, sondern, vergleichend,
auch schon in Erdpole, S. 388, er
klärt, und verweise schließlich dahin.
Polarprojection, s. den kurz vor
angehenden Art. Planisphär, wo der
Begriff, namentlich in Bezug auf die für
uns wichtigere Himmels-Halbku
gel, nur eben erst vollständig erklärt
worden ist.
Polarstern , Nordstern, Leitstern;
8tella polaris s. navigatoria; * Etoile
polaire. Ein Fixstern zweiter Größe am
äußersten Ende des Schwanzes vom klei
nen Bären, welcher unter allen Sternen
dem in unsern Ländern sichtbaren Welt-
* „navigatoria." Schon die Phönicischen
Schiffer nämlich, welchen der Gebrauch
des Co in pass es (vergl. d. Art.) noch
»»bekannt war, bedienten sich dieses
Sterns zur Bestiminung der Weltgcgen-
den auf der See, uni den Weg ihrer
Schiffe danach zu richten.
— Polarstern.
pole: dem Nord pole (vergl. unten,
jetzt), am nächsten steht, und daher
dient, die Stelle dieses Pols kenntlich zu
machen, und die Mitternachtsgrgend (s.
Mitternacht) zu finden. Um ihnken»
ncn zu lernen, sucht man zuerst die sie
ben Steine im großen Bären (sep-
temtriones) auf, welche unter dem Na
men des (großen) Himmelswagens
allgemein bekannt und in unsern Ländern
an jedem heitern Abende am mitternächt
lichen Himmel sichtbar sind. Vier von
diesen Sternen bilden ein längliches Vier
eck, gehören zum Körper des großen Bä
ren, oder stellen die vier Näder des Wa
gens vor; die übrigen drei stehen in ei
ner Krümmung und geben den Schwanz
des Bären oder die Deichsel des Wagens
ab. Denkt man durch die beiden letzten
Sterne dieses Vierecks, also durch die
„Hinterräder des Wagens," eine Gerade,
und verlängert dieselbe nach dem, seiner
ähnlichen Gestalt wegen der kleine Bär
(oder kleine Wagen) geheißncn, nicht
weniger allgemein bekannten Sternbilde
hin, so trifft sie in dem Schwänze
dieses „kleinen Bären" den obigen äu
ßersten, zugleich durch seine Helligkeit aus
gezeichneten Stern; — und dieser Stern
führt nun, seiner geringen Entfernung
vom (Nord-) Pole halber, wie gesagt,
den Namen „Polarstern."*
Derselbe beschreibt also, eben dieses
seines geringen Abstandes vom Nord-
Wcltpole wegen, bei der um die Pole
erfolgenden, scheinbaren Tagesbcwegnng
einen kaum merklichen Kreis : er scheint
still zu stehen; wenn man ihn aus Ei
nerlei Standorte, z. B. immer aus dem
nämlichen Fenster betrachtet, so findet
man ihn (überaus nahe) immer an der
selben Stelle des Himmels, und demnach
unter ihm im Horizonte (gleich genau)
immer den Mitternachtspunct.
Eine strengere Beobachtung, vermit
telst scharf getheilter Instrumente, zeigt
indeß gleichwohl, daß derselbe nicht die
eigentliche, also ganz unverrückte
Polstelle einnimmt,sondern, bevorwor-
* Wir werden ihn unter dem Eigennamen
C y n 0 s u rn (wörtlich Hunde schwänz)
im Verzeichnisse der durch solche Eigen
namen ausgezeichnete» Fixsterne (siehe
Sternbilder) wieder finden.