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Positionswinkel — Problem der drei Körper.
Erlauben eingetretenes trübes Wetter
oder andere Umstände nicht, die Gestirne
eben unmittelbar im (oder doch nahe
um den) Meridian selbst zu beobachten;
so besitzt dieSchifffahrtskunde (vgl.
d. A.) auch Mittel, den Zenithabstand
in demselben aus mehreren, nur nicht
zu lange vor und nach der Culmina-
tion gemessenen Abständen zu folgern
(diese Abstände — vergl. Reduktion
auf den Meridian — „auf den Me
ridian zu reduciren"), und also die geo
graphische Breite („Polhöhe") zu
bestimmen, worüber man indeß das Wei
tere in den , jene wesentlich auch astro
nomische Disciplin besonders behandeln
den, dort namhaft gemachten Werken
nachsehen kann (indeß bringe ich im ci-
tirten Art. „Reduction auf den Me
ridian" auch selbst ein Exempel bei).
Anticipirend bemerke ich schließlich nur,
daß mir unter den deutschen, dieser
Disciplin gewidmeten Werken R ü Ni
ke r's (ves wackern Hamburger Astrono
men) „Handbuch der Schifffahrtskunde."
4te Aufl. Hamburg. 1844. gr. 8., unter
den französischen aber Bczout's
„Traite de navigation.“ Paris. 1793.
8. den Vorzug zu verdienen scheinen.
Positionswinkel; Angulus posi
tionis; Angle de posüion. Sv heißt
zunächst (vergl. unten) der am Mittel
puncte eines Gestirns durch dessen Brei
ten- und Abweichungskreis gebil
dete Winkel; wir haben von demselben
im Vortrage über „Finsternisse" (der
Sonne), S. 494, mit Verweisung auf
einen besondern Artikel Anwendung ge
macht, und ich muß daher hier in eini
ges Detail darüber eingehen.
Der Pol der Ekliptik steht vom
Weltpole (s. Pol) um 23'/ 2 ° ab;
und ein vom ersteren (senkrecht) auf
die Ekliptik gezogener (ein Brei
ten-) Kreis kann daher mit einem vom
letzteren dagegen ebenfalls senkrecht
zum Aequator gehenden (einem Ab
weich ungs-) Kreise nur unter der ein
zigen Bedingung zusammenfallen, daß
das betreffende Gestirn mit beiden Po
len im nämlichen Meridian (dem
Kolur — s. d. A. — der Sonnenwen
den) steht; in allen andern Lagen
durchschneiden sich beide Kreise an dem
Gestirne (seinem Mittelpuncte) unter ei
nem Winkel, welcher also den „Positions-
winket" abgibt. Die allgemeine For
mel für denselben ist
cos Breite : cos gerade Aufsteigung
— sin Schiefe : sin Positionswinkel;
wir haben aber diesen Winkel I. e. nur
mit Bezug auf die Sonne, deren Breite
— 0, gesucht, für welchen Fall obige
Formel also
1 : cos gerade Aufsteigung — sin
Schiefe : sin Positionswinkel
wird. Der Durchschnittspunct der be
zeichneten , den Winkel bildenden beiden
Kreise fällt dabei, eben weil die Sonne
keine Breite hat, in die Ekliptik
selbst; und Ein Blick auf die für diesen
Winkel angewendete Figur (5 b der Ta
fel XI. ersten Bandes) zeigt, daß er
alsdann, wie ich im betreffenden Vor
trage suge, „das Complemcnt des Win
kels abgibt, welchen der Abweichungs-
krcis (Meridian) mit der Ekliptik macht."
In einem andern Sinne sodann ist der
Ausdruck „Pofitionswinkcl," nach dem
Vorgänge anderer Astronomen, von mir
im Art. Fixsterne, S. 566, gebraucht
worden, um in Dop pelftern spstemen
die Stellung des Begleit- gegen den
Centralstern zu bezeichnen; ich habe
aber auch schon dort darauf aufmerksam
gemacht, daß es besser seyn möchte, in
diesem letzteren Falle lieber „S t e l-
lungs"Winkel zu sagen.
Präcession, s. Vorrücken der
N a ch t g l e i ch e n, als ganz gleichbedeu
tender Ausdruck.
Problem der drei Körper (Aus
gabe von den drei Körpern) ; Problema
trium corporum ; Probleme des trois corps.
Mit diesem Namen belegt man (vergl.
unten) allgemein* die Forderung der
* Ich bevvrworte alsbald, das vorliegende
»Problem der drei Körper" nur
als den theoretischen Ausdruck) dev
Pertu rbnttons rechnung zu betrach
ten, und diese seine Betrachtung also auch
bloß,' bis zum Uebergange auf jenen , in
der engsten Verbindung damit stehenden
und durchaus zu vergleichenden Vortrag
auszudehnen, wohin ich demnächst, als
auf die p r a k t i sch e Verfolgung deS Ge
genstandes, sogleich verweisen werde.