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Problem der drei Körper — Projektion.
nen Gründen auf drei derselben be
schränkt hat, fordert, dem Wortsinne der
Definition gemäß, den aus vollkommener
Gegenseitigkeit der gravitirenden Wirkung
folgenden jederzeitigen Naumort
jedes der drei Himmelskörper, indem
sie mit Rechte alle drei zugleich als
störende und gestörte bezeichnet. Die
Praxis dagegen nimmt von drei be
trachteten Körpern nur den Einen als
störenden an, und abstrahirt von der
Bedingung, daß derselbe nicht stören kann,
ohne zugleich selbst wieder gestört
zu werden. Wie so sie Dieß darf, ohne
gleichwohl im Rechnungs-Resultate und
seiner nachherigcn Uebereinstimmung mit
der wirklichen Beobachtung merklich zu
fehlen, habe ich oben gezeigt; und die
Leser finden hier also den gesuchten Uebcr-
gang zu dem gleich Eingangs als An
wendung jener Theorie bezeichneten Vor
trage über Perturbatio nen, wo nä
here Anleitung zur Ausführung der hier
angedeuteten Praxis unseres „Problems
der drei Körper" ertheilt wird. Mit
der vorangehenden theoretischen Cha-
raktcrisirung desselben ist also mein ge
genwärtiger Zweck erreicht, und ich
schließe die schwierige Entwicklung mit
der bcvorworteten Verweisung auf das
Weitere im citirten Artikel Perturba-
tionen, wo sich nicht weniger alle er
forderlichen historischen und litera
rischen Notizen finden.
Projection z k'rojectio ; Projection,
heißt die Entwerferng, Abbildung eines
Gegenstandes auf einer Fläche durch ge
rade Linien, welche sich entweder paral
lel sind oder in einem Puncte zu
sammenlaufe n. Wir haben von die
ser doppelten Art der Abbildung eines
Gegenstandes im Art. Landchart e Ge
brauch gemacht. Stellt man sich näm
lich, um das dort, S. 34 flgd., darüber
Vorgetragene hier zur schnellen Uebersicht
kurz zu wiederholen, die Ebene des Erd
äquators als eine solche „Fläche,"
als eine Tafel vor, auf welcher eine der
Erd halb kugeln, z. B. die nördliche
oder südliche, solchergestalt „projicirt"
werden soll, so kann dieß geschehen, in
dem man entweder von allen Puncten
der Halbkugel „parallele" gerade Li
nien (Perpendikel) aus die gedachte Ta-
sel fallen, oder indem man diese Linien
nach dem, der zu projicirenden nördli
chen oder südlichen Halbkugel entge
gengesetzten Pole (Pol - „Puncte")
durch die Tafel „zusammenlaufen"
läßt, wobei also im ersteren Falle die
Ausfalls-, im letzteren die Dur ch-
schn itts-Puncte der Geraden die „Ent-
werfung" abgeben. Jene erstere „Pro
jection" durch parallele gerade Linien
heißt aus I. c. entwickelten Gründen die
orthographische, diese letztere, wo
bei die „Entwerfungs" - Linien dagegen
con ver giren, die ftereographi-
schcz — die weitere Theorie beider Ar
ten von „Projektionen" aber findet
sich ebenfalls I. c. mit aller, für un
sere Zwecke nothwendigen Ausführlichkeit
erörtert.
Hier habe ich nur noch zu bemerken,
daß, wenn sich zwischen einem beobach
tenden Auge und der obigen „Projections-
Fläche" eine Kugel befindet, die Pro
tection davon allemal eine Kr e iseben e
(Scheibe) wird, wie sich uns z. B. die
Gestirnkugeln, namentlich die Kugel des
Mondes, der Sonne u. s. w. an der Jn-
nerfläche des scheinbaren Himmelsgewöl
bes als solche Kreisscheiben darstellen.
Die „Projection" einer auf dem Visions
radius senkrechten Kreisebene, also
auch eines mit seiner Grundfläche glei
chergestalt gegen das Auge liegenden
senkrechten Kegels, z. B- des
Schattenkegels der von der Sonne
beschienenen Erdkugel, schließlich, ist nicht
weniger eine solche Kre is scheibe. * —
Von beiden Säßen ist in unserem Werke,
besonders im Vortrage über Finster
nisse, mehrfacher Gebrauch gemacht
worden.
* Dieser „S ch a t t e n kegel« liegt svergl.
Finsternisse, S. 462 flgd.) mit sei
ner A xe (der Verlängerung der die Mit
telpuncte von Sonne und Erde perbin
denden Geraden) in der Ebene der Eklip
tik, und „projicirt sich da, wo er bei
Finsternissen des Mondes von diesem Ge
stirne durchschnitten wird, am Himmels
gewölbe als eine, wie ich oben sage,
„Kreisscheibe;« sein dortiger Durchschnitt,
welcher vermittelst des HineintanchenS des
hellen Mondes sichtbar wird, zeigt sich
dort als eine solche Scheibe.