Quadrant, astronomischer. 345
Quadrant, astronomischer; Qua-
drans astronomicus; Quart • de - cercle
astronomique. Der vierte Theil eines
Kreisrandes (ein Viertelkreis), gewöhn
lich von Messing verfertiget, und in seine
90" Grade (auch weiter) getheilt, um
Winkelmessungen am Himmel damit vor
nehmen , namentlich Höhen (besonders
— vergl. unten — Mittagshöhen*)
oder Zenithabftände der Gestirne
bestimmen zu können. **
Die erste Anwendung solcher getheilten
Kreisausschnitte zu diesem Gebrauche,
statt der Hülfsmittel der älteren Astro
nomie (wie sie zum Theile im Art. In
strumente, S. 819 flgd., beschrieben
find), wird dem uns vielfach bekannt ge
wordenen Dänischen Astronomen Tycho
de Brahe zugeschrieben (der Mauer
quadrant wenigstens ist, s. unten, gewiß
von ihm eingeführt); man hat sich seit
dem auch nicht auf den „Biertelkreis" be
schränkt, sondern ferner Sectoren,
unter welchem Titel ich nochmals allge
mein dakänf zurückkomme, von 60°, 45°
u. s. w. angewendet, und dieselben da
nach Ser tauten, Octanten, ge
nannt. Fassen dergleichen Cirkelansschnitte
noch wenigere Grade, um damit beson
ders sehr scharfe Messungen vonZenith-
abständen ausführen zu können, so
werden sie daher Zenith-Sectoren
* Ich bitte um Vergleichung dieser beide»
Art. Höhe der Gestirne und Mit
tagshöhe.
** Ich bemerke gleich, daß dieses astro
nomische Instrument, welchem man sonst
einen Hauptrang einräumte, seit der Ein
führung der g ii n i en Kreise (vergl.
namentlich Mittagsfernrohr, S. 126
unten, gleichwie M u l t i p l i c a t i o n S-
kreis, S. 199), besonders auch deren
Anwendbarkeit in andern Verticalen
als dem bloßen Meridian, vorausgesetzt,
viel von seiner ehemaligen Wichtigkeit
verloren hat, daher ich mich bei den Er
örterungen darüber kürzer fassen kan». -
Die Betrachtung des M a u e r quadranten,
hinten, führt mich hierauf zurück.
II.
genannt, wie ich eines solchen im Art.
Abirrung des Lichtes, S^ 10, er
wähnt habe, und ebenfalls besonders dar
auf zurückkomme.
Die „Quadranten" sind entweder
bewegliche ( partatiles ; portatisi, mo
biles) oder unbewegliche (der schon
erwähnte, gleich näher zu betrachtende
„Mauer qu ad ran t," Quadrans sixus
8. murali« ; Quart-de-cercle mural). Bei
den beweglichen wird der, angegebcner-
maßen, messingene, getheilte Bogen (Lim-
bus, besonderer Artikel) durch eiserne
Stäbe und Querbänder gehalten, und
ruhet vermittelst einer, im Schwerpuncte
des Ganzen angebrachten Welle auf ei
nem Stative. Um mit diesem Werkzeuge
Höhen oder Zenithabstände zu messen,
wird es in eine Verticalfläche gebracht
und läßt sich in derselben entweder um
den Schwerpunct drehen, wie Taf.XII.
Fig. 1., oder bleibt unbewegt stehen,
wie Fig. 2.
Im ersteren Falle (Fig. 1.) ist eine
Regel AC mit Dioptern (gleichfalls
besonderer Art.) oder (vergi, unten) mit
einem Fernrohre am Quadranten
selbst fest, und aus 6, dem Mittelpuncte
des Limbns ADB, spielt das Bleiloth
CDP herab. Wird nun die Regel AC
nach dem Sterne 8, dessen Abstand vom
Scheitel ZCS ist, gerichtet, so gibt das
Bleiloth * auf der Theilung des Limbus
die Größe der Bögen AD, DB an, wo
von jener das Maß des Winkels ACD
— (seinem Scheitelwinkel) ZCS, des
Zenithabftandes, dieser aber das
Complement von jenem (zu 90°), mithin
das Maß der Höhe des Sterns (Ge
stirns) im betreffenden Vertical ist. Diese
* Eine große Inconvenienz dieser Anwen
dung deS BleilvtheS entspringt auS den
localen Anziehungen, welche dasselbe er
leidet, und worüber ich mich im Artikel
Gravitation, S. 714 flgd., weiter
ausgelassen habe. In der Nahe eines
Berges z. B. würden danach Höhenmes-
sn»gen dieser Art durch den Quadranten
wenig Zutrauen verdienen.
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