Quadrant — Quadratur
347
in der beschriebenen Art mit der solcher
gestalt jene Mittagsebcne durchlaufenden
Älhidave und einem Vernier versehen,
dient jedoch, nach Maßgabe dieser Auf
stellung, natürlich nur für Mittags
höhe n. Vor der Einführung der „g a n-
zen Kreise," vorzüglich des Meri
diankreises (vergl. d. A-), ward die
ser Mauerqnadrant, wie ich schon vorn
angedeutet habe, als das Haupt-Instru
ment der beobachtenden Astronomie an
gesehen, und man gab demselben oft ei
nen Halbmesser von 8 bis 10 Fuß, um
nur auch einen zu feineren Unterabthei-
lungen hinreichend großen Limbus zu er
halten. Zuerst ist dieser „Mauerqua
drant," wie gesagt, von Tpcho, und
zwar auf seiner Sternwarte zu Ura
nienberg* angewendet, und auch von
ihm : Astronomiae instauratae mecha
nica.“ Wandesburgi. 1598. Fol. , be
schrieben. Tycho's Mauerquadrant war
jedoch nur erst von Holz, wogegen H e-
v e l, der uns aus dem Art. Mond (S.
154) bekannte Danzigcr Astronom, ein
solches Instrument mit großen Kosten
aus Messing, wie angegebencrmaßen
noch jetzt geschieht, und überaus sauber
verfertigen ließ (er hat dasselbe: .Ma
chinae coelestis. Fars prior." Gedani.
1673. Fol. ebenfalls selbst beschrieben).
Den ersten Gebrauch der Fernröhre
aber bei H ö h e nm e ssu n g e n ** mittelst
des „Quadranten" legt man dem (uns
aus dem Art. Erde, S. 355, bekannten)
Französischen Geometer Picard bei,
welcher sie zwar nur bei beweglichen
* Schloß auf der sonst dänische», jetzt schwe
dische» Insel Hween (Wcen) iin Sunde,
wo Tycho (über welchen biographische
Notizen in, Art. W e l t sy st e in vvrkvm-
nien) seine Sternwarte hatte. Die Ge
bäude sind jedoch von de» Schwede» ge
schleift.
Im Brennpunkte eines, an, Quadranten
angebrachte» , die Ebene des Berticals
kurchlause»de», solche» F e r » r v h r e s ist
nämlich (vergl. d. A. S. 449- ein F a-
dennetz angebracht, wovon der eine
horizontal ausgespannte Faden genau
durch den Mittelpunct des Gesichtsfeldes
geht, und also die Hohe deS Gestirns
für den Augenblick angibt, da sich das
selbe eben auf dem Faden befindet.
Quadranten angewendet hat, wonächst
sie jedoch bald auf den hier betrachteten
Mauerquadrantcn übergegangen sind.
— In ein weiteres Detail über dieses
Instrument lasse ich mich, da dasselbe,
wie gesagt, jetzt durch die „ganzen
Kreise" allermeistens verdrängt ist, nicht
ein; wer ein solches Detail verlangt,
findet dasselbe wieder bei Lalandc:
„Astronomie.“ §. 2328 flgd. „Descrip-
tion du Quart - de - cercle murul,“ wo
auch noch einige mehrere historische und
literarische Notizen vorkommen, als ich
im Laufe dieses Vortrages über „Qua
dranten," welchen ich hiermit beschließe,
bereits beigebracht habe.
Quadratur, Quadratschein, Geviert
schein; Quadratura, Adspectus quadra
tus ; Quadrature, Opposition quadrate.
Man gibt diesen Namen derjenigen Stel
lung zweier (beliebigen) Gestirne (Haupt
oder Nebenplaneten mit der Sonne, oder
unter sich, oder mit Fixsternen u. s. w.)
gegen die Erde, i» welcher sich ihre
(also geocentrischen) Längen um den
vierten Theil des Kreises, d. h. um 90°
unterscheiden. * Diese Stellung ist eine
von den Aspecten, in welchem allge
meinen Artikel aus die gegenwärtige spe
cielle Auseinandersetzung verwiesen wird.
Insbesondere (vergl. d. Anmerk.)
nennt man „Quadraturen" die Stellun
gen der oberen (s. unten) Planeten, in
welchen sic der (geocentrischen) Länge
nach um jene 90° von der Sonne abste
hen. In diesen Stellungen (bei dieser
Längcuverschiedenheit) gehen dieselben
ungefähr** 6 Stunden nach oder
* Wo der Winkel, welchen die GksichtSli-
nien von der Erde nach beiden Gestirnen
(an der Erde) einschließen, 90° beträgt.
Die Elongation (vergl. d. A.) be
zieht sich zwar auch ans diese» Winkel,
aber abgesehen von jener bestimmten
Größe der 90° »nd mit der BoranSse-
tzniig, daß das eine Gestirn eben die
Sonne se» , wogegen bei der „Q u st*
t, t aiut“ allgemein von „beliebigen" Ge
stirne» die Nede ist. — Diese beiden
Puncte bestimmen also den Unterschied
zwischen Quadratur und E lon
ga t i v n.
** „Ungefähr- denn damit dieß genau