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Quadratur — Radius vector.
vor der Sonne durch den Meridian,
und find demgemäß entweder in der e r st e n
oder in der l e tz t e n Hälfte der Nacht
sichtbar. Der Lauf der Erde um die
Sonne hat dann in einer Richtung Statt,
die (ziemlich) gerade vom Planeten
weg oder gerade auf ihn zu führt, da
her der scheinbare Ort dieser Planeten
durch die gleichzeitige Bewegung der Erde
in ihrer Bahn daun am wenigsten
afficirt wird.
Bei den untern Planeten (Mercur
und Venus) hingegen können „Qua
draturen," wie fie also bei den oberen
vorkommen, nicht eintreten, weil sich diese
beiden Planeten (vergl. Mercur, S.
93, und Venus) nie bis auf 90° (öst
lich oder westlich) von der Sonne ent
fernen'^' (weil der Winkel, den g e ocen-
der Fall wäre, müßte nicht sowohl die
Verschiedenheit der Länge, sondern viel
mehr der geroden Aufsteigung
eben 90° betrage», indem nur auf einen
solche» Bogen dieser letzteren auch
streng 6 Stunden (6 . 15° — 90°)
kommen. Die daraus entspringende Zeit-
differenz beträgt indeß meistens nur sehr
wenige Minuten.
* Eine Zeichnung drei conccntrischer Kreise,
davon der innerste die Bahn eines
unteren, des äußersten eines oberen
Planeten, des mittlere» die Erd
bahn um das gemeinschaftliche Centrum
der Sonne vorstellen, und deren Entwurf
ich den Lesern selbst anheim gebe, macht
die Sache gleich ganz augenscheinlich.
irische Gefichtslinien nach dem einen
oder dem andern dieser Planeten und der
Sonne an der Erde, deren Jahresbahn
die Bahn dieser unte re n Planeten um
schließt, wogegen sie von den Bahnen
der oberen eingeschlossen ist, bil
den, deßwegen nie auf 90° steigt.)
Beim Erd monde nennt man „Qua
draturen" oder Viertel ( Quadratu -
res, Quartiers) ebenfalls die Gestalten,
unter welchen er sich an den Stellen
zeigt, wo er der (erdsichtigen) Länge nach
um 90° von der Sonne absteht. In die
sen Stellen erscheint der Mond als eine
halbe Scheibe (Luna dichotoma) , und
der helle Theil ist vom dunkeln ((.Mond
phasen) durch eine gerade Linie ge
trennt. Das erste Viertel tritt bei
läufig 7 Tage nach dem Neumonde
ein; der zunehmende Mond geht dann
nach der Sonne auf, ist etwann um 6
Uhr Abends im Meridian, und (vergl.
oben) demgemäß in der ersten Hälfte
der Nacht sichtbar, bis er gegen Mitter
nacht untergeht. Im letzten Viertel
dagegen zeigt er sich während seines Ab-
nehmen s, ungefähr 7 Tage nach dem
Vollmonde, geht alsdann um Mitter
nacht auf und ist daher in der letzten
Hälfte der Nacht sichtbar.
In Bezug auf die Firsterne haben
wir, wie ich schließlich aus dem Artikel
Abirrung (S. 13) erinnere, nicht we
niger diejenigen Stellungen „Quadra
turen" genannt, in welchen diese Ge
stirne Morgens oder Abends um 6 Uhr
culminiren.
N.
Radius vector; Rayon vecteur
(der verewigte, von uns viel citirte Ber
liner Astronom Bürja svergl. Gravi
tation, S. 698) gebraucht als deut
schen Ausdruck für Radius vector das
nicht unpassende, jedoch weiter nicht in
Gebrauch gekommene Wort „Träger").
So nennt man in der Theorie des Pla
netenlaufes und überhaupt bei Central-
Bewegungen die aus dem B r e n n p u n c t e
der elliptischen Bahn des Gestirns nach
dessen Mittelpuncte (oder — s. wieder
Gravitation, S. 697 — theoretisch
genauer, aus dem Mittelpuncte der
Kräfte nach dem Schwerst unctc)
des bewegten Körpers, d. h. nach dem
jedesmaligen Bahn orte (vergl. unten),
welchen derselbe einnimmt, führende ge
rade Linie. Da z. B. die Erde um die
Sonne in einer solchen elliptischen Bahn
läuft, deren Brennpunct jener Ccntral-
körper einnimmt, so heißt eine Gerade
aus dem Sonnenmittelpuncte (aus dem
— nochmals Gravitation, S.705 —
gemeinschaftlichen Schwerpunkte des gan
zen Sonnenspstems) nach dem Erdmit-