Säkulare Aenderungen.
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Säculare Aenderungen, s. Per
tu rbationen, allwo der Begriff selbst
erklärt, und die Sache, jedoch mit Ver
weisung auf den gegenwärtigen besondern
Artikel, angemessen behandelt wird. Hier
will ich aber den Gegensatz zwischen
solchen „säkularen" und den bloß pe
riodischen Aenderungen (Störungen,
Perturbationen) in unserem Sonnensy
steme , worauf es dabei wesentlich nur
ankommt, nochmals im allgemeinsten"
Sinne und mit den bestimmtesten Worten
zu charakterisireu suchen.
Wenn in unserem Systeme ein e i n-
ziger Planet um die Sonne liefe, so
würde derselbe bei der dann Statt fin
denden „Reinheit" des Gravitations
Einflusses eine strenge Ellipse um den
gemeinschaftlichen Schwerpunkt beider
Weltkörper beschreiben. ** Wir wollen
Ich gebrauche deßhalb hier, »ach Lit-
trow's Vorgänge, auch statt des Aus
druckes „Störungen" (Perturbatio-
n e n) lieber de» allgemeineren: „Aeude-
rungen." Das „Vorrücken derNacht-
gl eiche»" z. B. (s. d. A.), welches ich
im Texte mit anführe» werde, scheint
(vergl. die folgende Anmerk.), obwohl es
nicht weniger eine wirkliche Störung ist,
als eine bloß aus der nicht genauen Ku
gelgestalt deS ErdkörperS hervorgehende
„Aenderung" im Systeme unmittel
bar noch nicht in den oben vorkommen
den engeren Erklärungen über Perturba-
tionen einbegriffen zu seyn.
** Diese gewöhnliche Ausdrucksweise siehr
also von der Gestalt des umlaufenden
Planeten, auf welche ich mich in der vor
angehenden Anmerkung mit berufe, ab.
Allein es folgt a»S der Theorie des Vor-
rückenS der Nachtgleicheu, daß ein solches
Vorrücken und damit also eine „Aende
rung" in der obigen „reinen elliptischen
Bewegung" doch kStatt habe» würde,
wenn auch die Erde ^wirklich off ein
um die Sonne liefe, aber neben vollkom
mener Hvmogencität der Materie nur
nicht zugleich von g e n a u e r Kuge lgestalt
dieß Verhältniß das normale nennen.
Träte aber (vgl. Problem der „drei"
Körper) nur noch ein einziger, zugleich
mit umlaufender Planet (also ein „drit
ter" Körper) hinzu, so würde dieß „nor
male Verhältniß" nicht mehr bestehen
können; es müßten, wegen der durchgän
gigen Gegenseitigkeit der Gravitation,
besondere Verwicklungen und damit „Aen
derungen" im Verhältnisse, Störungen
(Perturbationen) eintreten.
In der Wirklichkeit ist nun hier
bei nicht bloß von drei, sondern viel
mehr von der ganzen Summe sämmt
licher Weltkörper unseres Systems
die Rede; und es entsteht aus dieser noch
größeren Verwicklung diejenige doppelte
Kategorie von „Aenderungen," welche
wir l.e. eben als „periodische" und „sä
kulare" Perturbationen so sorg
fältig unterschieden haben. Der specielle
Charakter der letzteren, von welchen
ich hier allein spreche, wird gewöhnlich
nur durch ihren besondern Einfluß, na
mentlich auf die Elemente selbst der
Planetenbahnen, und die vergleichsweise
überaus weite Zeitgrcnze ihrer Dauer
bezeichnet. Allein bei näherem Nachden
ken ergibt sich das Unzureichende dieser
bloßen beiden Kriterien; und man sollte
vielmehr drittens und ganz vorzüglich
»och das dieserhalb auch schon im betref
fenden Art. Perturbationen wenig
stens angedeutete, stete Fortgehen in
derselben Richtung, sogar außer
Verbindung mit jenen beiden, oder mit
der einen oder der andern von beiden
Bedingungen, ausdrücklich hinzufügen,
wäre. — Bei de» übrigen Planeten
hat für den Bezug auf die Störunge»
eine solche Berücksichtigung der Gestalt
zwar, der geringeren Bemerkbarkeit deS
Einflusses wegen, nicht in demselben Maße
Statt; wen» ich aber oben jenes „Vor
rücke n" mit in Betracht ziehen will,
so muß ich die Ausnahme mit ihrem
Grunde auch geltend machen, und mich
also des allgemeineren Ausdruckes bedienen.