Full text: L-Z (2. Band)

Einem Theile der Bewohner des Sa 
turns , wenn solche vorhanden sind, ge 
währen die Ringe das Schauspiel eines 
oder zweier großen, am Himmel ausge 
spannten , fast immer in gleicher Stel 
lung verharrenden und von einer Gegend 
des Horizontes zur andern reichenden, 
erleuchteten Bogen. Einem Theile der 
Bewohner verursachen dagegen dieselben 
Ringe eine Sonnenfinsterniß, deren Dauer 
15 unserer Jahre, oder ein halbes Sa 
turnjahr beträgt. 
Man fragt natürlich, wie cs möglich 
ist, daß so große, aus dichter und wäg 
barer Masse bestehende Körper frei schwe 
ben können, und nicht längst auf den 
Planeten, welchen sie umgeben, herabge 
fallen sind? Die Antwort dieser Frage 
liegt in der schnellen Umdrehung der 
Ringe in ihrer eigenen Ebene. Durch 
die Beobachtungen hat sich diese Umdre 
hungszeit 10 h 29' 17" ergeben, welches 
nach den Gesetzen der Anziehungskraft 
sehr nahe die Zeit ist, in welcher ein 
Mond, dessen Entfernung vom Saturn 
der Entfernung des Mittels der beiden 
Ringe gleich wäre, sich um den Saturn 
drehen müßte. Die Centrifugalkraft, die 
durch diese Umdrehung erzeugt wird und 
die der Anziehungskraft des Saturns ent 
gegengesetzt Wirkt, hält sie in ihrer Stel 
lung. Aber diese wäre nicht hinreichend, 
um zu bewirken, daß sie stets freischwe 
bend verharren. 
Wenn die Ringe vollkommen symme 
trisch und homogen wären, und ihr Mittel 
punct mit demMittclpuncte des Saturns 
genau zusammen fiele; wenn der Saturn 
auch vollkommen symmetrisch und homo 
gen wäre und außer der gegenseitigen 
Anziehungskraft der Ringe und des Sa 
turns keine Kraft auf sie einwirkte: so 
würde die durch ihre Umdrehung erzeugte 
Centrifugalkraft hinreichen, um sie in ih 
rer Stellung zu erhalten; wenn aber 
durch die Anziehungskraft eines Satelli 
ten etwa, oder eines Kometen, die Lage 
ihres Mittelpuncts in Beziehung aus den 
Mittelpunct des Saturn einmal um das 
Mindeste verrückt würde, so würde dieser 
Mittelpunct nie wieder in seine vorige 
Stellung zurückkehren; er würde sich mehr 
und mehr von dem Mittelpunkte des Sa 
turn entfernen, die Ringe würden sich 
in Folge dessen, der Oberfläche des Sa 
turns immer nähern und sich in kurzer 
Zeit ganz mit dem Körper des Saturns 
vereinigen. 
Dafür, daß dieses nicht geschehe, ist 
auf andere Weise vom Schöpfer gesorgt. 
Die Ringe sind keine homogene Körper, 
wie durch die Puncte auf ihrer Ober 
fläche, vermittelst welcher man ihre Um- 
drchungszeit hat beobachten können, dar- 
gethan werden kann; sie sind auch keine 
symmetrischen Körper, welches durch Un 
regelmäßigkeiten bei ihrem Verschwinden, 
wo gewöhnlich der eine Henkel früher 
verschwindet, wie der andere, bewiesen 
wird, ja, ihre Stellung in Beziehung auf 
den Saturn ist auch nicht symmetrisch, 
indem an der einen Seite die Entfernung 
ein wenig größer, wie an der andern 
beobachtet worden ist. Alles dieses, in 
Verbindung mit ihrer schnellen Umdre 
hung vereinigt sich, um ihr Gleichgewicht 
um den Saturn stabil zu machen. Ver» 
möge der schwereren Theile, die solcher 
gestalt die Ringe besitzen müssen, nehmen 
sie den Charakter von Satelliten an, die 
wie alle übrigen Satelliten und Plane 
ten vermöge ihrer Fliehkraft in ihren Bah 
nen um den Körper, den sie umkreisen, 
erhalten werden, und in deren Laufe die 
Anziehungen der übrigen Körper unseres 
Sonnensystems nur periodische Verände 
rungen hervorbringen können, die dessen 
Stabilität nicht gefährden." 
Bis hierher in der Beschreibung 
dieser Ringe, bevorwortetermaßen, unser 
Hansen; das Phänomen ist aber schon 
als ein, wie gesagt, nur den Planeten 
Saturn unter allen übrigen auszeich 
nendes so ungemein merkwürdig, daß ich 
auch in der Geschichte der Entde 
ckung, wobei ich nunmehr meinen ei 
genen Sammlungen folge, und wie ich 
ebenfalls gleich Eingangs bevorwortet 
habe, etwas umständlicher seyn muß. 
Vor der Erfindung der Fcrnröhre hat 
man von diesen Ringen, oder vielmehr 
von diesem Ringe, denn die Theilung ist, 
vergl. unten, erst in den neuesten Zeiten 
beobachtet worden, bei der oben nachge 
wiesenen geringen Dicke, natürlich gar 
nichts gewahr werden können. Gleich nach 
dieser Erfindung aber (1610) bemerkte 
Galilei (.¡Epistolae de iis, quac post 
edit. nuncii siderei ope perspicilli, nova 
et admiranda in codo deprehcnsasunt. (í
	        
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