Saturn.
Aug. Vindelic. 1611. 4.) die wunder
bare Gestalt des Ringes, welche er „drei
fach" nennt („apparuit tergeminus vel
tricorporeus, figura oblonga, ut utrique
lateri duo comites adhaerere videren
tur") ; weil er aber nachher, als sich der
»Ring aus den in der Beschreibung nach
gewiesenen Gründen seinen Blicken ent
zogen hatte, den Saturn wieder völlig
rund sah, so verfolgte er die Sache nicht
weiter. Gassendi, dieser uns schon
mehrfach bekannt gewordene französische
Astronom des 17ten Jahrhunderts, beob
achtete die Erscheinung im Jahre 1640
abermals; und noch mehrere solche Beob
achtungen führt Riccioli (Vd.I. dieses
Wörtrb. S. 343) im Almag. novum.
S. 487. an, wo er den Saturn als mit
„Henkeln versehen" („ansis instructum")
beschreibt. Auch Hevel, der Danziger
Astronom („Dissertatio de nativa 8a
tumi facie."' Gedan. 1656. Fol.), wel
cher sich weit längerer Fernröhre bediente,
verfolgte die Erscheinung, fand sich je
doch außer Stande, eine Erklärung ab
zugeben.
Endlich überzeugte sich Huygens
nach Vieljährigen Beobachtungen mit den
damaligen, vor Erfindung der Achroma
ten nothwendigen, überaus langen Fern
röhren , daß man Alles erklären könne,
wenn man einen breiten, um die ganze
Saturnkugel in einem gewissen Abstande
eoneentrisch (vergl. unten) herumgehenden
Ring annehme, welcher eine beständig
sich selbst parallele und also nach Einerlei
Gegend des Himmels hinaus gehende
Richtung behaupte, und dabei zugleich von
der Sonne beleuchtet werde. Huygens
(„Systema Saturnium." Opp. Tom. III.)
leitet aus dieser Annahme auch wirklich
alle Einzelheiten des Vorganges mit dem
vollkommensten Erfolge ab; und da sich
die Nichtigkeit seiner Erklärung nach den
obigen Andeutungen, mit denen man sie
vergleichen mag, bei allen späteren Prü
fungen durchaus bestätiget hat, so lasse
ich diese Erklärung zu einer nochmaligen
Uebersicht hier ebenfalls folgen.
Jenes Detail des Vorganges selbst zu
nächst, wie es unserem scharfsinnigen
Huygens nach seinen Beobachtungen
vorlag und auf das bezeichnete Prinzip
zurückgeführt werden sollte, war, und ist
also noch, * folgendes : Zuweilen wird
Saturn (wie schon oben von Galilei)
völlig rund und ohne allen Ring er
blickt; einige Zeit nachher zeigt sich der
Ring zu beiden Seiten des Planeten als
eine gerade, sich nachher öffnende'und
ein Paar Handhaben bildende Linie,
welche Handhaben nach 7'/> Jahren (et-
wann dem vierten Theile der Eingangs
;u nahe 30 Jahren nachgewiesenen Re
volution des Saturn) am weitesten
offen sind und genau die ganze Sa-
turnskugel umfassen; sie werden darauf
wieder enger, und (2 . 7^2 —) 15
Jahre nach der ersten Erscheinung ver
schwindet der Ring abermals, wird
alsdann von Neuem sichtbar, wendet sich
aber auf die andere Seite, wo er, nach
neuen 7'/> Jahren, nochmals am
meisten geöffnet ist, und 30 (ge
nauer 29 '/¿) Jahre nach der ersten
Erscheinung wieder umverschw in-
d e t. — Während dieser 29 '/2 Jahre ist
Saturn gerade um den ganzen Himmel
gegangen ; und bei seinem folgenden Um
laufe kehren diese Erscheinungen in der
selben Ordnung zurück.
Dieß ist also der Vorgang mit allen
seinen Abwechslungen, deren Grund H u y-
gens anzugeben hatte, und welche Er
demnächst so erklärt, daß sich die F l ä ch e **
des die Satnrnkugel in der nachgewiese
nen Art frei umschwebenden Ringes un
ter einem beständigen Winkel von et-
wann 31 '/i° gegen die Ebene der Eklip
tik^ neigt, und ihre am weitesten von
* Nur daß sich, wie schon vorn bevvrwvr-
ret worden, durch unsere schärfere» In
strumente ieht die Spaltung des Rin
ges in einen inneren und einen äu
ßeren bemerken läßt.
** Dieser Ausdruck „Flächeals mit der
Vorstellung eines „Ringes" nicht recht
vereinbarlich, konnte befremden; allein
der Anblick der Figur, welche ich gleich
beibringe, wird de» Zweifel beseitigen:
man mag sich den „Ring" etwa»» als
den breiten Rand mit schmaler
Kante eines Tellers denken, dessen
Mitte ausgeschnitten wäre, und welcher
in dieser Art frei um eine Kugel
schwebte.
*** Neuere Beobachtungen geben diese» Win
kel nur — 30° 20'. Gegen die Ebene
»