Full text: L-Z (2. Band)

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Saturn. 
An diese, also aus die Beziehung zu 
den Trabanten des Saturn ausge 
dehnte Beschreibung und Geschichte * res 
Ringes dieses Planeten will ich nun noch 
einige einzelne, denselben angehende Be 
merkungen anreihen, wie ich sie nament 
lich beim verewigten Wiener Astronomen 
Littrow antreffe.** 
Schröter, der uns bekannte Lilien- 
thaler Beobachter, bemerkte, daß man den 
Ring zu der Zeit, wo bloß seine Kante 
von der Sonne beschienen wird, meistens 
nur theilweise sieht, so daß er dann aus 
mehreren unterbrochenen geraden Linien 
zu bestehen scheint, die sich abwechselnd 
trennen und wieder vereinigen. Diese 
Erscheinung läßt sich nicht aus dem ver 
schiedenen Zustande unserer Atmosphäre 
erklären, weil sich zu derselben Zeit der 
Schatten des Ringes auf der Kugel 
des Planeten in allen seinen Theilen 
gleich deutlich zeigte. Die Ursache 
derselben muß also in einer Atm osphäre 
des Ringes selbst und in den darin 
vorgehenden Veränderungen gesucht wer- 
scheiubarcn Kleinheit ihrer kaum auf 1" 
anzuschlagenden Dnrchmesser, jene Linie 
aber doch noch sehr bemerklich über 
schritten. 
* In dieser historischen Beziehung will 
ich jedoch der oben gemachte» Anführung, 
„dag den Alten vom Saturnsringe gar 
Nichts bekannt gewesen sey," noch die 
mir eben aufstoßende, höchst merkwürdige 
Notiz hinzufügen, daß die Indier 
schon auf ihren früheste» Stern- 
charten den Saturn mit einem 
Ninge abgebildet haben. — Dieß 
würde an Ba il l y's berühmte Hypothese 
erinnern; ich bedaure, die Stelle seines 
Werkes, wo sich die Notiz findet, nicht 
gleich näher angeben zu könne». 
** Ich bevorworte, daß andere Astronomen 
den hier nach Littrow und Schröter 
vorgetragenen Vermuthungen nicht unbe 
dingt beistimmen; indeß habe ich mich 
nicht für berechtiget gehalten, diese ab 
weichenden Ansichten deßhalb de» Lesern 
vorzuenthalten. Schröter besonders 
war ein sehr sorgsamer Beobachter, und 
Manches von Demjenigen , was die 
nächste Zeit nach Ihm verworfen hat, 
ist durch die neueste Zeit gleichwohl 
nicht weniger wieder hergestellt worden. 
den. Für diese Existenz der Ningatmo- 
sphäre spricht auch noch eine Beobachtung 
Herschel's, indem Er zu der Zeit, als 
nur noch ein sehr kleiner Theil der Ku 
gel unter dem vorderen Bogen des Rin 
ges hervorragte, diesen Theil viel spitzi 
ger sah, als sonst, da er doch wegen sei 
ner Abplattung stumpfer aussehen sollte. 
Der Schatten, welchen der Ring auf die 
Kugel wirft, ist nicht immer von gleicher 
Farbe: oft ganz schwarz, oft theilweise 
nur schwach grau, oft ganz unsichtbar. 
Wenn die Sonne schon die breite Fläche 
des Ringes bescheint und die Erde noch 
aus der dunklen Seite desselben steht, so 
zeigt sich demungeachtet auch noch die 
Schärfe des Ringes beleuchtet, welches 
ebenfalls bloß eine Wirkung der Ring- 
atmosphäre seyn kann. Der Raum zwi 
schen dem Planeten und dem Ringe er 
scheint nach Schröter immer so tief dun 
kel, daß dieser Anblick nicht blos dem 
Contraste des nahen beleuchteten Ringes 
zugeschrieben werden kann, und es ist 
nicht unwahrscheinlich, daß dieser Zwi 
schenraum durch etwas ausgefüllt ist, was 
mit der Atmosphäre des Planeten und 
seines Ringes in Verbindung steht. 
Der Ring ist besonders zu der Zeit, 
wo er als eine gerade Linie erscheint, 
nicht gleichförmig beleuchtet, sondern man 
unterscheidet auf ihm deutlich mehrere 
helle und dunkle Stellen, er ist also keine 
Ebene, sondern eine mit großen Ge 
birgen bedeckte Fläche. Auch nachher, 
wenn die Sonne schon die breite Fläche 
des Ringes beleuchtet, erscheint er noch 
unter derselben Gestalt, wegen der lan 
gen Schatten, welche die Berge bei Auf 
gang der Sonne werfen. Je höher aber 
die Sonne für die Ebene des Ringes 
steigt, desto kürzer werden diese Schatten, 
und wenn sie endlich beinahe gänzlich 
verschwinden, zeigt sich die Kante des 
Ringes wie eine wellenförmige Li 
nie , genau wie das Profil einer langen 
Gebirgskette. Besonders merkwürdig ist 
die in der That erstaunenswürdige Höhe 
dieser Berge in Beziehung gegen die 
Dicke des Ringes, auf welchen sie, als 
auf ihrer Basis stehen. Wir haben ge 
sehen, daß die Berge Merkurs, die ver- 
hältnißmäßig die höchsten aller Planeten 
sind, doch kaum den 260sten Theil seines 
Durchmessers betragen, während die Höhe
	        
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