384 Scheitelpunkt — Schiefe der Ekliptik.
itnic Einerlei. Also fallen schwere Kör
per, wenn sie frei sind, in der Scheitel
linie, und dehnen einen Faden, an wel
chem sie sich befestiget finden, nach die
ser Linie aus. Daher gibt die Richtung
des Bleilothes (Senkbleies, aplomb)
die Scheitellinie an. Ausnahmen hier
von wegen der Gravitation gegen
bohr Berge werden in diesem Artikel (S.
714 flgd.) erörtert.
Die „Scheitellinie" ist der gemeinschaft
liche Durchschnitt aller Scheitelkreise, und
jede durch sie gelegte Ebene (ebene Fläche)
heißt eine S che itel fl ä ch e (Vertical-
ebene) : dergleichen sind die Mittagsfläche,
gleichwie die Ebenen aller übrigen Schei-
ielkreise, welche sämmtlich aus dem Ho
rizonte lothrecht stehen.
Scheitelpunkt und Scheitelmes
ser, s. Zenith und Zenithsector.
Schiefe Aufsteigung, s. Aufstei
gung, schiefe.
Schiefe der Ekliptik; Obliquitas
eclipticae; Obliquité de l’écliptique. Der
Winkel, welchen die Ebene der Ekliptik
mit der Ebene des Aequators (oder, wenn
man sich zunächst auf die erstere bezicht,
die — vcrgl. d. Anmerk. — Ebene des
Aequators mit jener) macht, das Com
plément des Winkels der Notations
are der Erde" mit der Bahnebene (66
-{- 23 ’/a°, wie ich anticipircnd bemerke,
— 90"). Die Ekliptik (s. d. A.) ist
die Bahn, die von dem Planeten Erde
alljährlich um die Sonne beschrieben
wird, wogegen der Aequator die Rich
tung bestimmt, nach welcher die täg
liche Umdrehung der Erde um ihre Are
erfolgt. Die Ebene dieser letzteren (des
Aequators) fällt aber dabei nicht mit
der Ebene der Ekliptik z u s a m m e n :
* Die neuere Agronomie dehnt den Begriff
auch ans die andern Planeten aus; sie
nennt (Gruit hui sen »Naturgeschichte
des gestirnten Himmels." München. 1836.
gr. 8 . S. 232.) z. B. »Schiefe der Ju
ti i t e r s ekliptik" de» Winkel, welchen der
Aequator des Jupiter mit der Ebene
der Bahn des Jupiter um die Sonne
macht; und wir sind (vergl. namentlich
auch den Art. Jupiter, S. 831) die
sem Beispiele durchgängig gefolgt.
beide Ebenen machen vielmehr einen W i n-
kel mit einander; und dieser Winkel'"
heißtnun eben die „Schiefe der Eklip
tik." Dieselbe ist also das Maß der
Neigung der (vergl. die Anmerk.) paral
lelen Ebenen der täglich e n Umwäl
zung (Rotation) gegen die Ebene deö
jährlichen Umlaufes (Revolution). — Da
so viele Erscheinungen am Himmel von
diesen beiden vereinigten, unter der ge
dachten gegenseitigen Neigung der Ebe
nen der Rotation (des Aequators) und
der Revolution (der Ekliptik) vor sich ge
henden Bewegungen abhangen, so hat
die Größe des betreffenden Winkels (der
„Schiefe der Ekliptik") einen unge
meinen Einfluß aus die meisten astrono
mischen und geographischen Bestimmun
gen ;** und ich muß daher in ein mch-
* Man nehme eine (Kreis-) Scheibe, durch
deren Mittelpunct ein auf ihr senkrechter
Stab geht, welcher die No t a t i v n s axe
der Erdkugel vorstellen soll, so'gibt
die Scheibe die Ebene des Erd
äquators ab. Jene Axe neige man
gegen den Rand einer runden Tischplatte
als Ebene der Ekliptik (Bahn der
Erde um die Sonne) unter dem obigen
Winkel der 66'/ 2 ", so macht die Aequa»
kvrs - Ebene mit letzterer Ebene (der
Ekliptik) den ErgänzungS-Winkel von
23 '/ 2 " ; und dieser Winkel beider Ebe
nen mit einander ist, wie gesagt, die
»Schiefe d e r E k l i p t i k." Führt man
jetzt die Are in unveränderter Richtung
(sie sich selbst parallel erhaltend) um den
ganzen Tischrand,, und versetzt zugleich
die Scheibe in (rotirende) drehende
Bewegung, so hat man die vereinigte täg
liche und jährliche Erdbewegung, und
sieht augenscheinlich, daß dabei der Win
kel der S ch i c fe immer derselbe bleibt.
— Dieß Gleichniß wird die Sache für we
niger geübte Leser zunächst unter dem ei
gentlichen Gesichtspuncte der Bewegung
der Erde am besten aufhellen; nun werde
ich aber sogleich eine nicht umlaufende,
vielmehr von der Sonne nmlaufene
Erde annehmen, und durch diese Annahme
die Vorstellung noch mehr erleichtern können.
** Ich erinnere daran, daß die „Schiefe der
Ekliptik" den Wechsel der Jahres
zeiten, die T a g- und N a ch t l ä n g e n
u. s. w. als die für «US allerwichtigsten