Schiefe ver Ekliptik. Ñ8L
reres Detail über den Gegenstand ein
gehen.
Nachdem wir aber solchergestalt nun
erst den Ursprung der „Schiefe" aus
dem Nichtzusammcnfallen der Notations-
und der Revolutions - Ebene eingesehen
haben, so will ich jetzt, wie wir so oft
gethan haben, und wie wir wissen, daß
es für das Resultat gleichgültig ist, zur
(vergl. d. Anmerk., noch mehreren) Er
leichterung der Vorstellung vielmehr die
Erde als von der Sonne umlau
fen und also als ihrerseits den Mit
telpunct der Bewegung behauptend, an
nehmen. Unter dieser Voraussetzung
kann man sich sodann die zum Gleichnisse
gewählte Tischplatte dagegen als die er
weiterte Erdäquators-* Ebene vor
stellen , gegen welche also die Sonne
den „schiefen Kreis" der Ekliptik (vgl.
d. Art. gleich Eingangs) durchläuft, so
daß die Ebene derselben (der Ekliptik)
sich demnach im Mittelpuncte der Erd
kugel mit jener Aequators-Ebene un
ter dem Winkel der Schiefe schnei
det. Nach den Regeln der Sphärik
(s. d. A.) wird aber ein solcher Winkel
zweier größten Kreise, wie hier des Ae-
quators und der Ekliptik, miteinander,
d. h. der obige Durchschnitts- (N e i-
g u n g s-) Winkel ihrer Ebenen, durch den
Bogen eines dritten größten Kreises
gemessen, welcher sie beide da, wo sie
am weitesten von einander abstehen, also
90° von ihren gemeinschaftlichen Durch
schnittspuncten, trifft. Nun sind die
D u r ch s ch n i t t s p u n c t e des Aequators
mit der Ekliptik die Nachtgleichen (s.
A e q u i n o c t i a lp u n c t e) **; und 90°
astronomischen und geographische» Vor
gänge bedingt.
* Statt daß wir sie Eingangs beim Bezüge
auf de» Erd lauf um die Sonne als
Ebene der Ekliptik hatten ansehen
müssen.
** Ich bitte die Leser, sich nochmals an die
zu», Gleichnisse gemahlte und jetzt also
die erweiterte Ebene des Erd-Aeq ua-
rorS vorstellende runde Tischplatte zu
stellen, welche also von der Ebene der
Ekliptik in ihrem Mittelpuncte (nach ei
nem ihrer Durchmesser) geschnitten wird;
so falle» die äußersten DurchschnilrS-
puucte (die DurchschnittSpnnete der Kreise
II.
von denselben finden sich in der Ekliptik
die Solstitialpuncte (Sonnen w enden,
s. auch diesen Art.), bei welchen demnach
jener größte Abstand Statt hat. Zieht
man aber durch einen solchen Solstitial-
punct den geforderten dritten größten
Kreis auf den Aequator senkrecht, also
durch dessen beide Pole, so bildet er (der
Kolur derSonnenwenden)zugleich
einen Abweichungskreis (vgl. wie
der diesen Art.); und derjenige Bogen
desselben, welcher zwischen dem Aequa-
tor und dem Solstitialpuncte ent
halten ist, gibt die Abweichnng der Sonne
eben für die Zeit, da sich dieses Gestirn
in der Sonnenwende befindet. Hieraus
>olgt der Saß: die Abweichung der
Sonne in den Sonnenwenden ist
das Maß der Schiefe der Eklip
tik;'^ und dieser Saß soll uns nun zur
genaueren Bestimmung der Schiefe, wel
che ich oben, anticipirend, nur beiläufig
zu etwann 23'/2° angegeben habe, ver
helfen.
Man nimmt nämlich dazu um jene
Zeit derSonnenwenden, wo sich die Ab
weichung selbst mehrere Tage hindurch
kaum merklich ändert, und zwar am lieb
sten in unserem S o mm er ** (an unse
rem längsten Tage) die Mittagshöhe der
Sonne (ihre Erhebung über dem Ho
rizonte), und zieht davon die Aeq na
des Aequators und der Ekliptik) in den
Rand der Tischplatte, und sind die
„Rach kg leichcn-Puncte."
* Ich führe die Leser nochmals an den run
den Tisch, als nunmehrige Aequators-
Ebcne, mit welcher sich die Ekliptik un
ter dem Winkel der Schiefe in den
Acquinvctialpuncten schneidet. 90° von
de» letzteren liegen die Sonnenwende»,
wo die Sonne den größte» Abstand von
dem Aequator (von seiner Ebene, von der
Tischplatte) erreicht, woraus also sogleich
folgt, baß das Maß dieses größten Ab
standes (der Abweichung der Sonne i»
den Svlstitialpuncten) zugleich das Maß
der „Schiefe der Ekliptik« ist.
»*.Man zieht die Beobachtung in dieser
Sommersonnenwende der Winterson
nenwende vor, weil die Mittagshöhe der
Sonne um jene erstere Zeit so viel grö
ßer und die Messung daher so viel siche
rer ist.
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