Full text: L-Z (2. Band)

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Schifffahrtskunde 
lich und besonders einen vollständigen 
Cursus wenigstens der sphärischen 
und außerdem viele Sätze der theori 
schen „Astronomie" (vergl. d. Art. 
S. 58) erheischen. 
In dieser Ausführlichkeit kann ich sie 
natürlich um so weniger betrachten, als 
sich die einzelnen Puncte, welche dabei 
zur Sprache kommen müßten, auch be 
reits in eben so viel einzelnen Artikeln 
unseres Werkes behandelt finden. Ich 
bevorworte daher, hier gleichsam nur 
eine Disposition der „Schiffsahrts- 
kunde" aufzustellen, nnd wegen des be 
treffenden Details immer auf diejenigen 
speciellen Vorträge zu verweisen, in wel 
chen sich dieses entsprechende Detail ab 
gehandelt findet. Solchergestalt wird man 
mindestens eine allgemeine Uebersicht er 
langen, welche hicrnächst jeder Leser, ge 
mäß seinem individuellen Verlangen, nach 
Anleitung jener Nachweisungen selbst ver 
vollständigen kann. 
Der erste und wichtigste Gegenstand, 
auf welchen ich bei Verfolgung dieses 
Vortragsplanes in der gewöhnlich ange 
nommenen Ordnung, also andeutungs 
weise kommen muß, ist aber die Mag 
net- oder Com paßn adel, deren all 
gemeine Richtung nach Norden und 
Süden meinen Lesern hinreichend bekannt 
ist, um daraus die ganze Wichtigkeit für 
Bestimmung des Schiffsweges abzuneh 
men. Das Nähere darüber findet sich 
im Art. Com paß, wo (S. 195) vor 
züglich die auf Kenntniß des Sonnen 
laufes begründete Methode gelehrt wird, 
um jedesmal die nach Ort und Zeit ver 
schiedenen Abweichungen („Mißwei 
sungen") einer solchen Nadel von der 
strengen Meridianrichtung zu 
ermitteln, und jenen Schiffsweg danach 
genauer zu reguliren. 
Mit dieser, solchergestalt die R i ch t u n g 
seines Seeweges wenigstens beiläufig 
(denn ich bringe unten strengere Verfah- 
rungsarten bei) anweisenden Compaß- 
nadel verbindet der Schiffer sodann zur 
Bestimmung der Länge deszurückgeseg- 
ten Schiffswcgeö die L o g l e i n e, das 
„L o g," deren ohnedieß leicht einzusehen 
den Gebrauch man aus letzterem, gleich 
wie aus dem verwandten Art. Sch isss- 
rechnung, noch genauer kennenler 
nen kann. 
Ist ihm aber solchergestalt, außer der 
Lage des Ortes seiner Abreise, die inne 
gehaltene Richtung (der befolgte Wind 
strich) nach dem „Compaffe," und die 
Länge des zurückgelegten Weges nach dem 
„Log" bekannt, so kann er diesen Weg 
nunmehr auf einer sogenannten „See 
charte" verzeichnen, deren eigenthümliche 
Construction die Zeichnung erleichtert, 
wie sich alles Erforderliche darüber in 
dem Art. Landcharte, S. 38flgd., fin 
det. Zugleich müssen dem Schiffer aber, 
z. B. Behufs der Erleichterung seines 
Einlaufens in einen bestimmten Hafen, 
die Eintritte von Ebbe und Flu th an 
den betreffenden Küsten, in Verbindung 
mit der ganzen Theorie dieses Vorgan 
ges , genau bekannt seyn, von welcher 
Nothwendigkeit sich der Leser durch Ver 
gleichung des ausführlichen Vortrages 
unseres Werkes darüber noch näher über 
zeugen kann. 
Alle diese Ermittlungen setzen, wie das 
Eingehen in die citirtcn speciellen Hülss- 
Artikel lehrt, bereits mehr oder minder 
astronomische (gleichwie nicht weni 
ger geographische, namentlich mathema 
tisch-geographische) Kenntnisse voraus; 
noch mehr aber tritt das Bedürfniß sol 
cher astronomischen Kenntnisse her 
vor , wenn hicrnächst von Bestimmung 
der Länge (zur See) und Breite 
(Polhöhc) des Schiffes die Rede ist. 
Die oben mit Verweisung wegen genaue 
rer Methoden hierher gegebene Anleitung 
zur Verzeichnung des Schiffsweges und 
der darauf begründeten Schätzung des 
erreichten Punctes in offener See können, 
wie man gleich einsieht, doch nur für 
kurze Strecken der Fahrt dienen, und der 
Seefahrer ist also fast immer genöthigt, 
den Ort des Schiffes aus dem sonst (wie 
ich mich Eingangs ausdrücke) „spurloseu 
Ocean"-unmittel b ar nach Länge 
und Breite zu bestimmen, welches ohne 
genaue Gestirnkenntniß ganz un 
möglich ist. Belehrung hierüber ertheilen 
aber die eben genannten Artikel unseres 
Werkes; und namentlich bin ich über die 
schwierigste der hierbei vorkommenden Aus 
gaben im Artikel Länge zur Sec so 
ausführlich gewesen, als dieß der Plan 
meines Werkes irgend gestattet. 
Von den, dem Seefahrer dazu vor 
zugsweise nothwendig werdenden Znstru-
	        
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