Schwung —
Schwungkraft. 401
Schwung, s. S ch w ittgu n g. — Die'
jcnige Ausführung aber, derentwegen ich
in Centrifugalkraft hierher verwie
sen habe, im gleich folgenden Artikel
Schwungkraft.
Schwungbewegung, s. Pendel,
S. 274.
Schwungkraft , „Centrifugalkraft,"
Fliehkraft) Vis centrifuga ; Force cen
trifuge. Man gibt diesen Namen zu
nächst demjenigen Bestreben, mit welchem
sich bei der Centralbewegung (s. d.
Art.), namentlich der Planeten um die
Sonne, das umlaufende Gestirn vom
Centralpuncte, zu dem dasselbe durch
die C e n t r i p e t a l k r a s t Hingetrieben
wird, im Gegensatze der letzteren wiede
rum zu entfernen strebt. In diese m
Sinne des planctarischen Umlaufes (der
Revolution) um die Sonne (oder
vielmehr aller Gestirnbewegung um ei
nen Centralpunci) habe ich darüber im
früheren Artikel Centrifugalkraft
ausführlich gehandelt. Noch eigentlicher
aber führt den Namen der „Schwung-,
der „Fliehkraft," unter unserem astrono
mischen Gesichtspuncte, das aus dem (täg
lichen) Umschwünge (aus der Nota
tion) des Planeten Erde (oder über
haupt jedes rotirenden Weltkörpers) um
seine Are entstehende Mittclpunctflich-
(Schwere-Vermindcrungs-) Bestreben für
Körper auf der Oberfläche, von welcher
dieselben dadurch auch wirklich wegge-
schlcudert werden würden, wenn nicht eben
die Schwere sie dagegen zurück- (gleich
sam „fest-") hielte*; und in diesem Be
züge habe ich hier auf die Schwungkraft
besonders zurückkommen (ihr Bestreben
zur V e r m i n d c r u n g d e r S ch w e r e **
* Ich habe auf diesen Widerstand der
Schwere der Erdkörper gegen die
Wirkungen der Schwungkraft, als auf
ein Merkmal der Schwere, schon
in jenem Artikel hingewiesen. Die Ener
gie, mit welcher die Schwere dabei dem
Schwünge entgegentritt, hängt von der
Masse und dem Volumen ab, und ist
also, wie ich zugleich hervorhebe, für den
Planeten Erde natürlich ein anderer, als
z. V. für den Planeten Jupiter, den
ich in diesem Bezüge hinten mit der Erde
vergleichen werde.
Ich bitte, hierbei im Auge zu liaben, daß
II.
nachweisen) wollen. Wenn meine Leser,
' um nur erst die sinnlichste Vorstellung von
^ eer Sache bei sich hervorzurufen, einen
: Körper, z. B. eine Bleikugel, etwann an
einen Bindfaden befestigen und dieserge«
stalt um sich Herumschwingen, so sehen
Sie, daß der Faden dabei gespannt
wird, daß die Kugel davon fliegen würde,
wenn der Faden sie nicht daran verhin
derte , und daß sie beim etwanigen Rei
ßen desselben auch wirklich wegfliegt, weg
geschleudert wird; dieß ist die „Schwung
kraft;" und der Faden kann bei diesem
Versuche (vergl. d. Anmerk.) die Schwer
kraft der sich in ähnlicher Weise u m-
schwingenden (der rotirenden)
Erdkugel repräsentiren, von welcher
die Körper, wie gesagt, auch „wegge
schleudert" werden, „wegfliegen" würden,
wenn nicht jene Kraft dieselben daran
verhinderte. — Die nähere Betrachtung
der durch diese Rotation (Arendre-
hung) zunächst des Erdkörpers auf
seiner Oberfläche entstehenden S ch w u n g-
kraft (des ans dem Rotationsschwunge
entstehenden Bestrebens, sich von dem
Mittelpuncte weiter zu entfernen,
denselben zu „fliehen") und dieBestimmung
ihrer Größe (namentlich hinsichtlich ihres
Einflusses auf Verminderung der Schwere)
ist, wie gesagt, die Absicht dieses, den
Artikel Centrifugalkraft in der dort
bevorworteten Art ergänzenden Vortra
ges, welchen ich demnächst auch noch auf
den Planeten Jupiter ausdehnen werde.
Nennt man aber hiernach die Geschwin
digkeit , welche einem Körper in irgend
einem Puncte der Oberfläche der Erd
kugel* nach Maßgabe der für diesen
Punct (für den betreffenden Paral-
die Richtungen der Schwere auf
der Erdkugel nach dieser Kugel Cen
trum gehen, und daß ich also das
Schwere - Bermiudcrungs - Bestreben der
Schwungkraft, als diejenige Wir
kung, wodurch sich diese Kraft der Beob
achtung offenbart, auch auf diese Rich
tung beziehen muß.
* Ich bevvrwortc ausdrücklich, daß hier also
erst noch eine reine K u g e l gestalt (wozu
außerdem die Voraussetzung vostkommener
Matericn-Homvgeneität tritt) des Erdkör-
perS angenommen wird. Hinten das Wei
tere.
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