Full text: L-Z (2. Band)

Secunde — Sehewinkel. 
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Sectorwie ein solcher in Abir 
rung des Lichtes, S. 10, erwähnt 
wird, handelt ein eigener Artikel. 
Secunde, vergl. Grad und Maß, 
wo die Eintheilung des „Grades" in 
3600 Bogen-, und der „Stunde" in 
eben so viel Zeit-„Secunden" nach 
gewiesen wird. 
Secunden-Pendel, s. Pendel. 
See, s. Meer. 
Sehewinkel, Gesichtswinkel, Opti 
scher Winkel; Anguín» opticus , Angu 
ín» visioniss. visorius; Angle optique, 
Angle visuel. Wenn Tafel XV. Fig. 2. 
in O ein Auge steht, und von den bei 
den Endpuncten M, N, einer Linie MN 
gerade Linien nach 0 gezogen werden, 
so heißt der Winkel MON der „Sehe- 
winkel;" und man sagt, die Linie 
MN B. der — vgl. unten—Durch 
oder Halbmesser eines Gestirns) er 
scheine demAugeO unter diesem 
Winkel. Man stellt sich hierbei das 
ganze Auge als einen Punct vor, oder 
man setzt vielmehr 0, den Scheitel des 
Sehewinkcls, in den Mittelpunct der Oeff- 
nung des Augensterns (auch der 
Krystall linse). — Die ganze Wich 
tigkeit der Betrachtung dieses Winkels 
für uns erhellt aber zunächst aus dem A. 
Größe, scheinbare, welchen ich da 
her vorher wenigstens einzusehen bitte. 
Die Linien MO, NO sind die Wege der 
Lichtstrahlen, welche von den äußersten 
Enden der Linie (des Gegenstandes) MN 
aus die Mitte der Linse kommen; und 
da man deßwegen von diesen Strahlen 
annehmen kann, daß sie (vgl. Linsen.* 
S. 51) ungebrochen durch die Krpstall- 
linsen gehen, so treffen ihre Verlänge 
rungen 0 m und 0 n die Grenzen des 
aus der Netzhaut entstehenden Bildes m n 
vom Gegenstände MN. Indem aber der 
Abstand dieser Grenzen von einander die 
Größe des Gegenstandes bestimmt, so ist 
* Es ist zwar dort nur von Glas-Linsen 
die Rede; aber man gibt ohne weiteres 
zu, daß es sich in diesem Bezüge mit 
der Linse des AugeS nicht anders ver 
balte. Die Kenntniß des Letzteren und 
seiner oben erwähnten Bestandtheile muß 
ich hierbei voraussetzen. 
der Sehewinkel zugleich das Maß der 
scheinbaren Größe von MN (wohl 
verstanden, in so weit dieselbe lediglich 
von der rein optischen Darstellung 
abhängt, und — vergl. wieder Größe, 
scheinbare, S. 758 — von allen Ein 
mischungen unseres sonstigen Urtheils frei 
gedacht wird). In diesem Sinne 
müssen also die scheinbaren Größen der 
Linien, oder die scheinbaren Durchmesser 
der Gegenstände (bei der astronomi 
schen Anwendung hiervon, namentlich 
der Gestirne) durch den Sehewinkel 
ausgedrückt und wie Winkel in der Geo 
metrie gemessen werden. 
_ Wenn die Augenare mOM aus das 
eine Ende M des Gegenstandes gerichtet 
ist und demnach aufseinen wahren Durch 
messer MN (welchen ich hier die wahre 
Größe nennen will) perpendicular an 
genommen werden kann, so hat man für 
»in tot. = 1, 
tang 0 = 
MN 
MÖ 
d. h. die Tangente des Sehewin- 
kels ist dem Quotienten der wah 
ren Größe durch die Entfernung 
gleich. Hieraus lassen sich leicht die 
nachstehenden Sätze ableiten, von welchen 
allen (vergl. unten) wir in vielen Arti 
keln unseres Werkes mit Verweisung hier 
her Anwendung gemacht haben. 
1) Für zwei verschiedene Gegenstände 
stehen die Tangenten der Sehewinkel im 
directen Verhältnisse der wahren 
Größen, und im umgekehrten der 
Entfernungen vom Auge. 
2) Sind die w ahren Größen gleich 
(oder ist also der Gegenstand derselbe), 
so verhalten sich die Tangenten der Se 
hewinkel umgekehrt wie die Entfer 
nungen. ** Ich komme auf diesen Satz 
* Namlich MO : MN = 1 : tang 0 
** D. h. wenn derselbe Gegenstand 
(dasselbe Gestirn) erst anS der Ent, 
fernnng D, wobei der Sehewinkel — a, 
»nd nachhcr aus der Entfernung d »in 
ter dem neucn Sehcivinkel a' wahrge- 
nommen wird, so hat »nan tang a': tang 
tang a. D 
a = D : d , also tang a' = — 
Kommt daher (Fig. 3. der Tafel XV.) 
cin solcher niimlichcr Gegenstand a6
	        
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