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Landcharte.
und (darauf senkrechte) Meridiane,
wodurch unsere Charte ihr gitterar
tiges Ansehen erhält, oder sich, wie
der Geograph sagt, mit ihrem „Netze"
(„Roste") von lauter gleichen Oblongen
bedeckt findet. Sind jetzt die geograpischen
Längen und Breiten (Benennungen,
auf deren Ursprung ich unten zurückkom
me) der auf derselbe» einzutragenden
Orte, z. B.
Länge: Breite:
für Leipzig . 30° 0' 0"-51° 19'41",
für Wittenberg 30° 13'30"- 51° 43' 10"
bekannt, so zählt man jene Längen nach
den (wie gesagt, gleich angenommenen)
Theilen der Par all elkreise (AB und
CD), die Breiten aus den Meridia
nen (AC und B D) ab, und zieht die
(in der Figur p u n c t i r t e n) Verbindungs
linien , deren Durchschnittspuncte
L und W die Stellen der Orte selbst
geben. Der gegenseitige Abstand L W
der beiden Orte kann alsdann nach Thei
len der Seite A C (oder B D), in wel
cher ’/is Grad (— 4 Minuten) 1 geo
graphische Meile ansträgt, gemessen wer
den ; und wenn zugleich die Meilen-Ent-
fcrnung und die bezügliche Weltgegend-
Nichtung eines dritten Ortes BI von den
beiden ersteren bekannt, wenn z. B. Halle
von Leipzig 472, von Wittenberg 7'/>.
geographische Meilen gelegen ist: so läßt
sich nun aus den damit gegebenen drei
Seite» des Triangels LWH, der Win
kel an W, und, mit Bezug auf jene
Richtung, also die Stelle von Bl (Halle)
auf der Charte angeben; — und man
kann den Ort in das entsprechende „Fach
des Gitters" (in die Masche des „Ne
tzes") eintragen (das entsprechende Fach
bestimmen), welche nähere Bestimmung
für die Praxis eine Hauptsache der gan
zen Operation abgibt. Dabei kommt,
was diese Weltgegcnden betrifft, einer
uralten Gewohnheit gemäß, wenn man
die Charte gerade vor sich hat, Nor-
de n oben, Süden unten, Osten rechts,
Westen links zu stehen, aus welchem,
oben, mit Verweisung hierher, nur an
gedeuteten, Grunde die Charte eben n o rd-
nnd südwärts durch einen Paral-
tlrtheil über de» Unterschied zwischen der
Theorie »nd Praxis der Charten-
<fonstructivu bilden können.
lelkreis-, ost- und westwärts aber
durch einen Meridian-Bogen begrenzt
wird.
Dieß Verfahren reicht demnach bei
Verzeichnung kleiner Erdoberflächen-
Stücke vollkommen aus; auf größere
solche Stücke hiernächft aber, und wo
der Einfluß der Kugelgestalt also merk
licher wird, auf g a n z e R c i che z. B.
auf Charten von ganz Deutschland, Frank
reich u. s. w. findet es natürlich keine
weitere Anwendung; und man bedient
sich dann, zur Bewahrung der „Aehn-
lichkeit", anderer und sehr verschiedener
Mittel. Worauf kommt es indeß, aller
dieser Verschiedenartigkeit ohnerachtet,
hierbei wesentlich doch stets wieder an?
Man betrachte, zur Beantwortung die
ser Frage, eins oder das andere der
oben genannten Länder auf der wirkli
chen Globuskugel, so wird man das
selbe begreifllich immer zwischen zwei,
seine äußersten n ö r d lichen und s ü d licheu
Grenzpuncte berührenden P ar all kreise,
und zwei, eben so, östlich und west
lich gezogene, ihrer Natur gemäß aber
co n vergirende Meridiane eingeschlos
sen finden: das betreffende Land gibt
also allemal ein in dieser Art begrenztes
Stück einer Kugel-"Zone" (eines zwi
schen zwei Parallelkrcisen enthaltenen
Kugeloberflächen-Streifens) ab; cs ist
(indem die Meridiane von allen Pa
rallelkreisenunter rechten Winkeln ge
schnitten werden) ein sphärisches Recht
eck (von kugliger Oberfläche); —
und dieses sphärische Rechteck soll man
nach unserer Forderung, also möglichst
ähnlich auf der Ebene der Charte dar
stellen. Das gewöhnliche Verfahren da
bei ist dasjenige, welchem im Allge
meinen (auf specielle Modificatio-
nen komme ich unten) die Vorstellung
der tonischen Abwicklung (Evo-
lutio conica: Developpemenb conique)
zu Grunde liegt. Man betrachtet näm
lich die gegebene „K u g el - Zone als eine
Kegel-Zone, als Oberflächcn-Streifen
eines (vergl. hinten) zwischen den bei
gen Grenz- Parallelkreisen enthaltenen
oder auch den mittleren Parallclkreis
berührenden *, abgekürzten Kegels,
* Puissnnt (Französischer Keomcter ver
Jcytzeir) ..Traite de Topographie 4,