Full text: L-Z (2. Band)

Sonnenwende. 
453 
die — vgl. unten — „Schiefe der Eklip 
tik" angibt). Nach den Säßen der Sphä- 
rik sind dergleichen, den weitesten Abstand 
zweier größten Kreise von einander be 
zeichnende Puncte von den Durchschnitts 
puncten dieser Kreise um 90° entfernt 
und stehen einander diametral gegenüber; 
und daher sind also auch die Sonnen 
wenden (Solstitialpuncte) 90° — 3 Zei 
chen von den, jene Durchschnitte abge 
benden Nacht gl eichen entfernt,* und 
stehen in der Ekliptik l80° von einander 
selbst ab. 
Wenn die Sonne bei ihrem s ch c i u- 
baren Jahreslaufe durch die Ekliptik** 
einen dieser Puncte erreicht, und also 
vom Aequator nördlich oder südlich am 
weitesten entfernt ist, so kommt sie dem 
Nord - oder Südpole der Erdkugel am 
nächsten, und schafft damit den re«gee- 
tivo Nord- oder Südländern ihren läng 
sten Tag und ihre kürzeste Nacht. Von 
da wendet sie sich (scheinbar***) wie 
der zu dem Aequator zurück, aus welcher 
„Um wen düng" des Laufes der Name 
der Sonnenwenden (gleichwie der be- 
* Dieß heißt, wie ich anticipirend bevvrwor- 
ke» muß, die Sommersonnenwende 
steht vom Frühling ö-Aequinvctium 90° 
und die Wintersonnenwende eben so 
weit vom H e r b st-Aequinvctium ab, wor 
aus aber (vergl. hinten) eben sogleich 
folgt, daß der Abstand der letztere» 
vom ersteren 90° ff- 180° = 270" 
beträgt. 
** Die Vergleichung dieses Artikels Eklip 
tik, wo Anleitung zur Verstnulichung 
des ganzen Vorganges bei Beziehung auf 
den w i r k l i ch e n Umlauf der Erde um 
die Sonne ertheilt wird, kann hier sehr 
nützlich werden. Dagegen dient für die 
im Texte gewählte Ansicht die Betrach 
tung eines solchen Globus, auf welchein 
die Ekliptik mit verzeichnet ist, zur 
Unterstützung der Einbildungskraft. 
*** „Scheinbar," weil nämlich, wie wir wis 
sen, jene Sonnen bewegung um die Erde 
überhaupt nur eine, dagegen durch die 
wirkliche Bewegung der Erde um die 
Sonne mit bestimmter unveränderlicher 
Arenrichtung veranlaßte Erscheinung 
ist, welches sich eben im deßwegen citir- 
ten Art. Ekliptik so anschaulich ge 
macht findet. 
züglichen Wendekreise, Tropid, s. d.A. 
und gleich hinten) gekommen ist. Da die 
am meisten auseinanderliegendcn Bögen 
zweier größten, sich in solcher Art wie 
hier Aequator und Ekliptik schneidenden 
Kreise fast parallel sind, so ändert sich 
an den Stellen der Sonnenwenden der 
Abstand der (in der Ekliptik fortrücken 
den) Sonne vom Aequator nicht merk 
lich; sie scheint (indem sie demgemäß so 
dann mehrere Tage hinter einander eine 
ziemlich gleiche Mittagshöhe behauptet) 
gleichsam „still zu stehen;" und dieser 
Umstand hat die Veranlassung zu dem, 
den Sonnenwenden beigelegten zweiten 
Namen der „Sonnenstände" oder „Son- 
nenstillstandspuncte" gegeben. Die (eben 
erwähnten) durch diese „Sonnenstillstands- 
puncte" mit dem Aequator parallel ge 
henden, die Ekliptik berührenden bei 
den kleineren Kreise heißen, wie gesagt, 
und aus den angeführten Gründen die 
Wendekreise; und es wird von ih 
nen in diesem besondern Artikel ausführ 
licher die Nebe seyn. 
Diejenige Sonnenwende, welche dem 
Nord pole der Erdkugel am nächsten 
liegt und von der Sonne um* den 21. 
Juni erreicht wird, heißt der Som- 
m e rp un ct (besonderer Art,), die Som- 
mersonnenwende oder der erste Punct 
des Krebses (0° ZE>) ; die andere, dem 
Südpole nächste, und zu welcher die 
Sonne um den Listen December ge 
langt, der Winterpunct (ebenfalls 
eigener Artikel), die Wintersonnen 
wende oder der erste Punct des 
Steinbocks (0° 3 ). 
Sonnenwende, nämlich Zeit der 
Sonnenwende; 8ol8titium; Solstice. 
„Sonnenwende" ist eigentlich der Au 
genblick, in welchem der Mittelpunct 
der Sonne beim scheinbaren Jahresum- 
laufe dieses Gestirns um die Erde den 
größten Abstand vom Aequator (die größte 
Abweichung, s. d. Art.) erlangt, also 
* „Um," weil sich nach der Einrichtung un 
seres Kalenders (vergl. d. A. S. 842) 
mit seinen Schalttagen die Nachtgleiche 
»nd also auch das Svlstitium um mehr 
als einen Tag verschieben kann, ehe die 
Ausgleichung durch die Unterdrückung ei 
nes S ä c u l a r - Schalttages eintritt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.