404 Sphäre.
als dieselben, nachdem von dem Nord-
oder Südpole die Rede ist, resp. nörd
liche oder südliche Abweichung be
halten.
Der Beobachter, welcher „Sphaeram
parallelam“ hat, sieht also auch nur die
jenigen Firsterne, welche an der betref
fenden Himmels halbkugel stehen: der
Nordpol nur die nördlichen, der
Südpol nur die südlichen; — von
den der andern Halbkugel angehörigen
Fixsternen kann nie einer über seinen Ho
rizont herauskoinmen.
Auch von der Ekliptik KCF ist
hier immer nur eben dieselbe Halste sicht
bar'-' : dem Nord pole der Erde die
nördliche, wie CF diese Hälfte vor
stellt, dem Südpole die südliche CK.
So lange sich die Sonne in der sichtba
ren Hälfte aufhält, bleibt also auch sie
ununterbrochen sichtbar, und in der un
sichtbaren dagegen eben so unsichtbar.
Daher dauert für die „parallele
Sphäre" der Tag sowohl als die Nacht
ein volles halbes Jahr.
Die schiefe Sphäre (Sphaera ob-
liqua ; Sphäre oblique) endlich begreift
alle übrigen Stellungen der Erdkugel ge
gen die Himmelskugel, bei welcher der
eine Pol über dem Horizonte mehr oder
weniger erhaben, und der andere unter
demselben verborgen ist, der Aequator
aber vom Horizonte schief durchschnit
ten und von demselben nur als größ
ter Kreis (vom größten Kreise) zu
gleich h a l b i r t wird, wogegen die Paral-
telen (als kleinere Kreise) hierbei in
ungleiche Hälften zerfallen.** Da
her gehen dem Beobachter, welcher seinen
* Man kan» sich die Verstellung hiervon
wieder sehr erleichtern, wenn man einen
Erdglvbus so stellt, daß der Aequator
in de» Glvbusrand fällt (folglich den
Horizont abgibt), und also der eine oder
der andere P o l zum höchsten Puncte
über der Randfläche wird.
** Die Anwendung der künstlichen Erdku
gel, bei welcher man den einen oder den
andern Pol bis zu beliebigen Höhen über
den Glvbusrand erhebe» und damit wech
seln kann, versinnlichet auch daL Verhält
niß der schiefen Sphäre. Mit einer
bloßen Figur wird für diese» vcr-
wickelderen Fall nicht viel ausgerichtet.
Standpunct auf der Erdkugel-Oberfläche
irgendwo zwischen dem Pole und dem
Aequator, und daher „8pbaeram obli-
quam “ hat, auch alle Gestirne schief
auf und unter; und nur die im Aequa
tor selbst befindlichen sind wegen der
angegebenen alleinigen H a l b i r u n g
desselben durch den Horizont auch gleich
lange sicht- und unsichtbar. Was die
übrigen, also ungleich getheilten Tag
kreise (Parallelen) anbetrifft, so fällt von
denjenigen, welche gegen den sichtba
ren Pol heraufwärts liegen, die
«größere, von den gegen den unsicht
baren Pol herabwärts liegenden
aber die kleinere Hälfte über den Ho
rizont; und'es sind daher bei der Tags
bewegung des Himmels den Orten der
nördlichen Halbkugel die nördli
chen, und der südlichen Halbkugel die
südlichen Gestirne längere Zeit sicht-
als unsichtbar. Nahe am erhabenen
Pole gibt es aber Tagkreise, welche ganz
'über dem Horizonte, gleichwie am ent
gegengesetzten Pole solche, welche
lganz unter dem Horizonte liegen,
und dieß ist der Grund, aus dem für die
„schiefe Sphäre" (für Beobachter, die
„Sphaeram obliquam“ haben) manche
Gestirne (C i r c u m p o l a r st e r n e, s. d.
Art.) gar nicht unter oder gar nicht
aufgehen.
Die Sonne kann, zufolge des Ange
führten für die schiefe Sphäre, nur
zweimal im Jahre, nämlich an den
Acquinoctialtagen, den Listen März und
23sten September, wo sie den Aequa
tor selbst beschreibt, gleich lange sicht-
und unsichtbar seyn, woraus die Gleich
heit von Tag und Nacht an diesen Ta
gen folgt. In demjenigen Halbjahre,
in welchem die Sonne von da ab dem
sichtbaren Pole näher rückt, find
dann die Tage dort länger als die
Nächte, im andern hingegen umgekehrt
die Nächte länger als die Tage; die
längsten und kürzesten Tage fallen
hiernach in die Zeitpuncte der Sonnen
wenden (vgl. d. A.), den Listen Juni
und Listen December, wo die Sonne
dem einen oder dem andern Pole am
nächsten steht. * **
* Auf das" Detail einiger, dabei für die
heiße Zone zu beide» Seite» des