Sphäre — Sphäre id.
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Ist dic Schiefheit der Sphäre so groß,
daß die Tagkreise, in welche die Sonne
kommt, ganz über oder unter dem be
treffenden Horizonte stehen, welches nur
geschieht, wenn der Beobachtungsort i u
den Polarkreisen oder innerhalb der
selben liegt; so geht, um die Zeit der
einen Sonnenwende, die Sonne daselbst
während einer gewissen Frist gar nicht
unter, und zur Zeit der andern gar
nicht auf, dergestalt, daß dann dort Tag
oder Nacht perpetuirlich sind und desto
länger dauern, je näher der Ort dem
Pole liegt, in welchem selbst die „schiefe
Sphäre" sodann in die parallele über
geht.
Ich könnte noch mehrere solche Einzel
heiten von jeder der drei „Sphären"
beibringen; allein das Angeführte, als
das Hauptsächlichste, mag genügen. Das
selbe enthält zugleich einen solchen Abriß
der ganzen mathematischen Geo
graphie, wie er sich für die unserem
Werke gesteckten Gränzen schickt; Weite
res können nur die der genannten Dis
ciplin eigens gewidmeten Bücher gewäh
ren. Unter diesen zeichne ist für Leser,
welche sich nicht in zu viele Rechnung
vertiefen wollen, ans: Bode's, des ver
ewigten Berliner Hof-Astronomen, schon
mehrfach citirte „Anleitung zur allgemei
nen Kenntniß der Erdkugel." 2. .Ausl.
Berlin, 1803. gr. 8., womit man Walch's
„Ausführliche mathematische Geographie."
Göttingen. 1783. 8. und Mädler's
„Leitfaden der mathematischen Geograph."
Stuttgart. 1843. 8. verbinden kann.
Tiefere analytische Untersuchungen enthält
dagegen Schmidt's „Lehrbuch der ma
thematischen Geograph." Göttingen. 1829.
nachgewiesenermaßen nur in seinem Um
fange selbst „Sphaerarn rectam u be
dingenden AequatorS Statt findende»
Eigenthümlichkeiten kann ich hier nicht
weiter eingehen; man flutet dasselbe in
den, zu Schlüsse des gegenwärtigen Ar
tikels namhaft gemachten, der mathe
matische n Gevgraphie besonders ge
widmeten Werke». Der H a u p t c h a-
rakter der „schiefen Sphäre," im
Vergleiche zur „g e r a d e n" und „paral
lelen," worauf es mir nur ankommen
konnte, ist im Texte hinreichend hervor
gehoben.
II.
2 B. gr. 8., und mit der Namhaftma
chung auch dieser gelehrteren Schrift be
schließe ich denn meinen Vortrag über
„Sphä r e."
Sphärik; Sphaerica; Science de la
sphère. Man versteht darunter zunächst
den Inbegriff der die Kugel betreffen
den Lehrsätze, wovon ich das für uns
Nöthigste in diesem Artikel selbst beige
bracht habe. Zuweilen wird aber auch
die Behandlung der Ku g eld r e i e ck e,
welche man sonst in die s p h ä r i s ch e
Trigonometrie verweist, dahin gezo
gen ; in unserem Werke ist dem „Kugel
dreiecke" ein eigener Vortrag gewidmet,
und ich komme auch in Trigonome
trie (sphärische) nochmals darauszurück.
Sphärischer Exceß; Excessus
sphaericus ; Excès sphérique. Die Sum
me der drei Winkel eines sphärischen
Dreiecks ist bekanntlich immer größer als
180O-. diesen Ucberschuß nennt man den
„sphärischen Erceß," und wir haben na
mentlich Anwendung davon gemacht im
Art. Entfernung, S. 312.
Sphärisches Dreieck oder Kugel
dreieck, s. d. letzteren Art.
Sphäroid z 8pstaeroicle8; Spheroide.
Diesen Namen gibt die Geometrie den
jenigen Körpern, welche aus der Umdre
hung einer halben Ellipse * um die Are
entstehen, und wovon ich unter diesem
geometrischen Gesichtspuncte schon im
Vortrage über Ellipse mit gehandelt
habe. Drehet sich dabei die halbe Ellipse
um die kleine Are, so entsteht das ab
geplattete Sphäroid, welches in
unserer Wissenschaft der Astronomie
eine so überaus wichtige Rolle spielt, in
dem sämmtliche, einer Arendrehung
* Da dic „erzeugende" Curve also eine E l-
lipse ist, so hat man daher die solcher
gestalt entstehenden Körper, statt „Sphä
roid," auch „Ellipsoid" vder„Ellip-
t o i d" benannt. Allein „Sphäroid" ist
sprachrichtiger, gleichwie ma» parabo
lisches und hyperbolisches Ko
noid und nicht „Paraboloid" (obwohl
wir uns selbst so ausgedrückt haben) und
„Hyperboloid" sagen sollte (Molweide
in seiner Fortsetzung von K l ü g e l ' 6
„mathemnt. Wrtrb. im betr. Art.).
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