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Spiegel-Teleskop.
des Punctes B in b machen. Allein ehe
sie zu diesem Bilde b o zusammentreffen,
werden sie von dem, wie gesagt, unter
einem Winkel von 45° gegen die Are
geneigten Planspiegel TT aufgefangen
und, abprallend, nach dem seit
wärts angebrachten, in eine besondere
RöhreR8 eingefaßten biconverenOcu-
lar zugelenkt (es kann auch eine plan-
convere Linse seyn).
Da diese zweite Reflerion vermittelst
des Planspiegels erfolgt, so wird die
Convergenz der Strahlen dabei weder ver
mehrt, noch vermindert: die Spitze b
des Strahlenkegcls DbC kommt nach/2,
und die Spitze o des Strahlenkegels
DoC nach cd; und ßco ~ bo ift also
das Bild * des betrachteten Gegenstandes
(Gestirns). Die von ß co sodann diver-
girend wieder ansfahrenden Strahlen tref
fen hiernächst auf die angegebene bicon-
vcre Linse t, werden, da das Bild, be-
vorwortetermaßen, vom Ocular um des
sen Brennweite absteht (Fernrohr, S.
431. §. 3), durch die Brechung in dem
selben, unter sich und mit dem Haupt-
strahle parallel, und schneiden die Are in
K. Das hier angenommene Auge empfin-
det also dieses Bild nach parallelen Strah
len, und erblickt den durch dasselbe re-
präsentirten Gegenstand (wieder Fern
rohr, S. 438) also deutlich, und
zwar unter dem Sehewinkel ß t co = b t o.
Wenn aber das Auge (unbewaffnet) in
D wäre, so würde es den Gegenstand
für sich unter dem Winkel 0DB —
(dem, durch die reflectirten Strah
len gebildeten Winkel) bDo wahrneh
men. Da nun dieser letztere Winkel bDo.
gleichwie der Winkel bto, klein ist, so
. , . . _ b o., bo
ha man bto : bDo — —** : — —
t o Do
ligen Vergleichung des Art. 5p v b lsp i e-
gel, wird also das Beste thun müssen.
* Man könnte mir einwenden, daß ich nur
Strahlen von des Gestirns mittelstem
und u n t e r st c m Puncte, und nicht, wie
gewöhnlich, auch vom obersten Puncte
betrachte; allein ich wurde dadurch die
Figur verundeutlicht haben, wogegen sich,
wie man leicht einsteht, doch im Wesen
der Sache nichts verändert findet.
** Nämlich 1 : to — fang bto : b o,
also tang bto, oder, wenn man statt
Do : to “ Do : tw und es ver
hält sich daher der Sehewinkel bto (—
ßt co) vom Bilde bo (— ß co) zum
Sehewinkel bDo(—ODB), unter wel
chem der Gegenstand dem bloßen Auge
erscheinen würde, = D o : t w , d. h.
wie die Brennweite des Hohlspiegels zur
Brennweite des Oculars; der Gegenstand
(das betrachtete Gestirn) wird im Spie
gel-Teleskope so viele Mal vergrö
ßert, als die Brennweite des
Oclllars in der Brennweite des
Hohlspiegels enthalten ist.**
Dieß ist die ursprüngliche „Newton-
sche" Einrichtung des Spiegel-Te
leskops, auf welche ich mich, wie ich
ausdrücklich bevorworte, hier auch we
sentlich beschränke; und wenn die Leser
ein solches Instrument mit jenem Bei
namen (,,Tekscope Newtonien“) erwähnt
finden, so haben Sie dieselbe zu verste
hen, wie man denn, nach einigen gleich
zu erwähnenden anderen Constructioneu,
auch in der neuesten Zeit immer wieder
zu derselben zurückgekehrt ist. Einige,
jedoch unwesentliche und das Princip un
berührt lassende Aenderungen nahm New
ton mit seinem Instrumente später selbst
vor, und Er behauptet in seiner Optik
(„Optioleg?- London. 1704. 4., die Stelle
weiß ich näher nicht anzugeben), daß ein
so verbessertes, 6 Fuß langes*** Spie-
der Tangente», die kleinen Winkel selbst
b o
setzt, Winkel bto — — u. s. w.
t o
* In den rechtwinkligen Dreiecke» bt o und
ßt io find außerdem bo — ß LO , nnd
bto — ßt co.
** Beim astronomischen Fernrohre <N e fr a c-
tvr, s. Fernrohr, S. 440) ist die
Vergrößerung ebenfalls — dem Quotien
ten der Brennweite des O b j e c t i v S
durch die Brennweite des OcularS; und
das Spiegel-Teleskop erscheint daher, wie
ich eben vor» mit Verweisung hierher an
deute , als ein astronomisches Fernrohr,
für welches der Hohlspiegel das Ob
jectiv vertritt. — Man sieht zugleich
noch, daß beim Teleskop, wie beim Re
fractor, durch Anwendung eines Oculars
von geringerer Brennweite also eine meh
rere Vergrößerung erlangt werden kann.
w Unter >,L äuge deS Spiegel-Teleskops"