478 Stabilitäts-Problem.
place gelöst wurde, welcher durch Rech
nung herausbrachte, daß dieser Komet
in den Jahren 1767 und 1779 dem Ju
piter äußerst nahe kam, Dazwischen den
Trabanten desselben durchging, so daß
man nicht mehr die Sonne, sondern nur
den Jupiter als prädominirenden Cen
tralkörper dieses Kometen ansehen konnte.
Diese Rechnung bewies, daß dieser Ko
met zweimal in den wenigen Monaten
seiner großen Nähe beim Jupiter, als
ein vorübergehender Trabant desselben,
eine Hyperbel um den Jupiter beschrieb,
während in der übrigen Zeit (vor, zwi
schen und nach diesen beiden außerordent
lichen Annäherungen) die Sonne der
prädominirende Körper war und den Ko
meten zwang, in drei verschiedenen
Ellipsen (von 50, 5'/?. und 20 Jahren
Ilmlaufszeit) um die Sonne zu laufen.
Es fragt sich hiernach: Ist es mit der
Stabilität der Bahnen der 7 Hauptpla-
uetcn (Merkur, Venus, Erde, Mars,
Jupiter, Saturn, Uranus*) und ihrer
Trabanten überhaupt so schlecht bestellt,
als mit der Stabilität der Kometen,
oder sind die ersteren vielmehr zu einer
größeren Beständigkeit des Umlaufs
und zu einer auf Millionen von Jahren
oder gar in alle Ewigkeit fortdauernden
unveränderlichen Entwickelung or
ganischer, lebender Geschlechter geschaffen?
Mit andern Worten: Können 2 Haupt
planeten einander so nahe kommen,
als der genannte Komet in den beiden
angeführten Epochen dem Jupiter kam,
daß dadurch die Elemente beider Plane
tenbahnen mit außerordentlicher Schnel
ligkeit total verändert werden? Kann
insbesondere unsere Erde einem der nächst-
benachbarten Planeten, Venns und Mars,
so nahe kommen? Kann diese Nähe gar
bis auf ein gewaltsames Z u s a m m e n-
stoßen gehen? Die Möglichkeit ist aller
dings da, sobald die Ercentricitäten zweier
Planetenbahnen sich so stark vermehren,
daß der pcrihelische Abstand des oberen
Planeten von der Sonne dem aphclischcn
Abstand des unteren gleichkommt; cs fragt
sich also: Wird die Ercentricität irgend
einer Hauptplanetenbahn in Folge der
* Der Neptun (vcrgl. de» Art. Ple> ne
ten) war zu der Zeit, nlS dieser Aufsatz
geschrieben wurde, nach nicht entdeckt.
dtnch die Anziehung der üb gen Plane
ten bewirkten Störung sich endlich so
stark vermehren? Im bejahenden Falle
würden schon mehrere Jahrhunderte v o r
dem wirklichen Zusammenstoßen die Jah
reszeiten und Witterungen in die äußerste
Unordnung gerathen. Selbst wenn zwei
andere Planeten, z. B. Merkur und Ve
nus, mit einander zusammenstießen, würde
daraus auch für unsere Erde und für die
übrigen Planeten eine so wesentliche Aen
derung eintreten, daß alle astronoinische
Rechnung über diese Zeit hinaus aufhört,
weil durch Einen solchen Stoß die Ste
tigkeit der Secular-Ungleichheiten al
ler Planetenbahnen aufgehoben wird,
indem namentlich die linearische Geschwin
digkeit der zusammenstoßenden Planeten
und folglich auch ihre Umlaufs zeit
plötzlich eine merkliche Aenderung leidet.
(Das Zusammenstoßen eines Kometen
mit einem Planeten scheint nicht von der
selben Bedeutung zu seyn, da uns die
Unmerklichkeit der Wirkung des Kometen
von 1770 auf die Erde und aus die Ju
piters-Trabanten von der außerordentlich
lockeren und nebelähnlichen Beschaffenheit
der Kometen überzeugt hat).— Und end
lich , wenn sich aus Bessels neuesten
gründlichen Untersuchungen ergibt, daß
im Jahre 1800 die Ercentricität der Erd
bahn nur 0,0167922585 betrug, und sich
in 100 Jahren um 0,00004359 vermin
dert, wird diese Verminderung immer so
progressiv fortgehen, und dadurch endlich
die Erdbahn in die völlige Kreisge-
stalt übergehen? Und wenn sie darein
übergegangen ist, wird sie darin immer
beharren, oder späterhin wiederum excen
trisch werden, und wird d i e s e Ercentri-
cität dann über alle Grenzen hinaus
wachsen? Oder sind vielmehr den Ercen-
tricitäten aller Planetenbahnen bestimmte
Grenzen vorgeschrieben, welche sie in
alle Ewigkeit nicht überschreiten können?
Und welches sind diese Grenze» ? — Die
nenentdccktcn kleinen Planeten, Vesta,
Juno, Ceres, Pallas, müssen gleich von
vorn herein von dieser Stabilität aus
geschlossen werden, da ihre Bahnen so
liegen, daß diese Körperchen einander
sehr nahe kommen können, daher sie sich
überhaupt der Natur der Kometen nä
hern, worauf auch die Geringfügigkeit
ihrer Masse hindcuiei, die bei allen