Full text: L-Z (2. Band)

484 StabilitätS-Problem. 
mirung für einen sehr langen Zeitraum 
von vielen Jahrtausenden) zu einem sehr 
beträchtlichen Werthe anwachsen konnten 
und dadurch gewisse, vorher gemachte 
wichtige Schlüsse gänzlich über den Hau- 
fen warfen. Daher konnte man nicht 
vorsichtig genug zu Werke gehen; daher 
verzweifelte Laplace bis zu seinem (im 
Jahr 1827 erfolgten) Tode an der zu- 
verläßigen Bestimmung der Co effi 
cient en der einzelnen Glieder der hie- 
her gehörigen Formeln, um der Ungewiß 
heit gewisser Planetenmassen willen, und 
begnügte sich mit dem allgemeinen 
Resultate (wovon er subjectiv eine feste 
Ueberzeugung zu haben schien), daß alle 
Glieder der Säcular-Gleichungsformeln 
nur periodisch seyen, und daß daher 
im Planetensystem eine ewige Stabili 
tät herrsche, d. h. daß den Ercentricitä- 
ten und Neigungen aller Planetenbah 
nen gewisse enge Grenzen vorgeschrieben 
seyen, welche sie nie überschreiten können. 
Vornämlich bemühte er sich, dieses Re 
sultat aus der gegenwärtig sehr gerin 
gen Ercentricität und Neigung aller 7 
Hauptplaneten - Bahnen , verbunden mit 
dem Umstande, daß sämmtliche Umläufe 
um die Sonne nach einerlei Richtung 
(von Abend gegen Morgen) geschehen, 
abzuleiten. Aber in der festen Be 
grün d u ng 'dieses großen Gedankens, 
und noch mehr in der numerischen Be 
stimmung der Coesficienten der Säcular- 
Gleichungsformeln, konnte man, wie ge 
sagt, nicht Vorsicht genug anwenden, und 
bedurfte namentlich einer großen Menge 
C ont rollen der Rechnung nebst ge 
wissen Kunstgriffen, um dem Irrthum 
deu Faden abzuschneiden, um nicht, so 
zu sagen, ins Blaue hineinzurechnen. 
Daher können wir uns nicht wundern, 
daß eine solche Arbeit nicht auf Einmal 
und durch die Kräfte Eines Menschen zu 
Ende geführt wurde, daß erst mehrere 
fruchtlose Versuche erschienen. Aber 
In rnagnis voluisse sät est, 
und wir dürfen auch den hieher gehöri 
gen , wenn gleich verunglückten Versuch 
des verdienstvollen Herrn von Pontê- 
coulant nicht ganz verachten, indessen 
Théorie analytique du système du mon 
de. Tom. III, pag. 389 — 401 welche 
* Der junge Eugen Bouvard, welchen 
Arbeit auch durch ihre Fehler zeigte, wor 
auf es ankam, und dadurch den Weg 
bahnte zur Heraufförderung der Wahr 
heit aus ihrem tiefen Schachte, die dann 
endlich in diesen letzten 6 Jahren glän 
zend ans Tageslicht gebracht wurde durch 
die ausgezeichnete Arbeit des Herrn L e 
Verrier in dessen klassischer Doppel- 
Abhandlung (in der Pariser „Connais 
sance des tems £i für 1839 und 1840) 
über die Säcular-Aenderungeu 
der Elemente der Bahnen der 7 
Hauptplaneten, Mercur, Venus, 
Erde, Mars, Jupiter, Saturn, 
Uranus. Die Resultate dieses Werks 
sind uns in gewissen Tabellen vor Augen 
gestellt, die uns tiefere Blicke in das in 
nerste Getriebe der Himmels-Maschine 
thun lassen, als es bisher einem Sterb 
lichen vergönnt war, die vor unsern Oh 
ren gleichsam die großen Pendelschläge 
der Natur schlagen lassen, die Puisschläge 
des Welt-Organismus, deren jeder ein 
zelne Zehntausende oder Hunderttausende 
von Jahren zu seiner Vollendung erfor 
dert, — die uns sicherer, als es bisher 
möglich war, belehren über das langsame 
Anwachsen und Wiederabnehmen der Er- 
centricitäten und Neigungen der Plane 
tenbahnen, wie auch über die Bewegun 
gen ihrer Apsiden- und Knotenlinien, so 
wie über die Stabilität des Systems, 
über die 
— — certi denique fines, 
Quos ultra citraque nequit consistere 
ein jedes der Elemente der einzelnen Bah 
nen , so daß von diesen Grenzen wieder 
eine Rückkehr stattfinden muß in den ur 
alten Zustand. Fürwahr, diese Tabellen 
P d n t é c o ii t sl n t als Gehülfen zur Aus 
führung numerischer Rechnungen brauchte, 
hat gegen die auf ihn (auf Eugen B.) 
gerichteten Angriffe prvtestirt und ge- 
zeigt, daß seine Rechnungen absolut rich 
tig gewesen seyen, und nur die von P. 
ihm gegebene» NechnnngS - Vorschriften 
die Irrthümer veranlaßt haben. Daß P. 
eS versäumte, in der Controlle der Re 
sultate auf die gegenwärtigen Ele 
mente der Planetenbahnen Rücksicht zu 
nehmen, ist freilich etwas stark, verdient 
aber doch nicht die skandalösen Schmä 
hungen de« Herrn Arago.
	        
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