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Stationair.
(wahrend welcher die successiven Gesichts
linien von der Erve zum Planeten säst
— vgl. hinten — parallel sind, zum
nämlichen Fixsterne führen). Man nennt
ihn dann „stillstehend," „stationair;"
man sagt, der „Stillstand des Pla
neten" (8latio planeta«; Station de
la planète ) sep eingetreten. Diese Er
scheinung in ihrer Verbindung mit den
erwähnten Umständen der Recht- und
Rückläufigkeit ist eine natürliche
Folge davon, daß wir Erdbewohner den
Planeten- (und Kometen-) Lauf nicht aus
dem Mittelpuncte der Bewegung, näm
lich nicht aus der bei dieser Planeten
bewegung ruhendenSonne, sondern
aus der, zugleich in Mitbewegung
begriffenen Erde beobachten. Ich bitte
die Leser, sich, wie ich dieß schon in den
eben citirten Artikeln vorgeschlagen habe,
ganz einfach zwei concentrische Kreise zu
zeichnen," deren innerer, kleinerer,zu
nächst die Laufbahn eines unteren Pla
neten, z. B. der Venns, der äußere,
umringende aber die Erdbahn vor
stellen soll. Wenn Sie sodann der Ve
nus in ihrem Kreise die Stellung der
ob er e n C on junction gegen die Erde
im ihrigen anweisen, so werden Sie
sie dort „rechtläufig" finden; die von
der ihr in derselben Richtung, nur lang
samer , nachrückenden Erde zu ihr füh
renden , bis zum Fixsternhimmel verlän
gerten Gesichtslinien divergiren hier.
Indem Venus aber nun weiter hinter
der Sonne herum kommt und zur grä
ten östlichen Digression gelangt, wird
die Richtung ihres Laufes gegen die Erde
gen, Nachdenken über den Vorgang leichr
einsieht, zumal wenn der Stillstand in
der Nahe ter K n v t e n (vcrgl. d. Art.)
erfolgt, dabei merklich andern.
" Die gewöhnliche Zeichnung gewährt we
nig Deutlichkeit; die hie» vorgeschlagenen
zwei einfachen cvncentrischen Kreise da
gegen lassen sich für die vier Phasen
der oberen und unteren Conjunc-
tion, der östlichen und westlichen
Digression, oder, wenn von oberen
Planeten die Rede ist, der Conjunc
tiv» und Opposition und der bei
den Quadraturen leicht wiederho
len ; — und dann wird Alles ganz an
schaulich.
eine solche, daß sie (Venus) ziemlich ge
rade auf letztere los rückt, ihr also na
türlich „stationair" erscheint, wobei
jene Gesichtslinien, wie ich schon oben
mit Verweisung hierher anticipire, nahe
parallel ausfallen. In der untern
Conjunction sodann erscheint Venus
(oder überhaupt der untere Planet),
indem sie mit ihrer schnelleren Bewegung
zwischen Lwnne und Erde hindurchgeht,
rückläufig: die Gesichtslinien von der
Erde zu ihr convergiren, und schon
der Uebergang von jener Divergenz zu
dieser Convergenz beweist die Nothwen
digkeit eines, wie ich oben sage, „sta-
tionairen" Zustandes des Paral
lelismus der Gesichtslinien. Neunzig
Grad von der untern Conjunction end
lich tritt, indem Venus bei größter w e st-
l ich er Digression jetzt ziemlich gerade
von der Erde wegrückt, offenbar ein
zweiter „Stillstand" ein: Venus erscheint
nochmals „stationair;" — und der
Cyklus der Erscheinungen ihres Laufes
geht sodann neuerdings in der nämlichen
Folge vor sich.
Wäre aber dagegen von einem obe
ren Planeten, z. B. vom Jupiter,
die Rede, so kann unser größerer (der
umringende) Kreis diese Jupiters-,
und der kleinere eingeschlossene die
Erdbahn vorstellen. Bemerkt man sich
den Jupiter dabei in Conjunction
gegen die Erde, so zeigt er sich (gleich
dem unteren Planeten) hier mit di-
ver gir enden Gesichtslinien rechtläu-
fig, wird in oder nahe bei der darauf
folgenden ersten Quadratur (wenn
er Abends um 6 Uhr culminirt), wo
die Erde (als in Bezug auf den obe
ren Planeten, die schnellere, gleich
wie dieß im vorigen Falle der untere
Planet war) ziemlich gerade von ihm
wegrückt, und die Gesichtslinien von
ihr zu ihm also parallel ausfallen,
„stationair," in der Oppositi o n,
in welcher die Erde zwischen der Sonne
und ihm hindurchgeht, mit convergi-
r enden Gesichtslinien rückläufig,
und endlich in der zw ei te n Quadratur
(Morgens 6 Uhr culminirend), weil
nun die Erde etwann gerade auf ihn
losrückt, zum zweiten Male statio
nair, wonächst auch für diesen obe
ren Planeten die nämlichen Erschei-