Sternbilder.
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links), bis der sich nunmehr mitdre
hende Zeiger die verlangte Abend- oder
Morgenstunde zeigt: so ist der Glo
bus „orientirt," d. h. er stellt in dieser
Lage ein getreues Bild des Himmels,
von dessen Nordpole, welchem sein Nord
pol entspricht, ab, vor. Erblickt man
also nunmehr an irgend einer Him
mels stelle einige durch ihre Configura-
tion ausgezeichnete Sterne, so beobachtet
man ihre Lage und Richtung gegen den
Himmels-Nordpol, verfolgt dieselbe
Richtung auf dem Globus von dessen
Nordpol ab, und kann solchergestalt das
betreffende, auf demselben mit seinen Con-
touren verzeichnete und benannte Stern
bild unmöglich verfehlen. Auch braucht
man, umgekehrt, nur zwei oder drei der
größeren Fixsterne oder auch eine oder
einige Constellationen am H i m m e l
selbst bereits zu kennen, wonächst mau
sie sich auf dem Globus aufsucht, sie
dort mit andern Sternbildern verbin
det, und diese Verbindung demnächst am
Himmel wiederholt. So kennt z. B.
Jedermann am Himmel das oben er
wähnte Sternbild des großen Bären
und diejenigen 7 Sterne darin, welche,
angeführtermaßen, einen Theil desselben
unter dem Namen des g r o ß e n W a-
gens abgeben, wo die in einem Vier
ecke stehenden Sterne die 4 Räder, und
die andern 3 die Deichsel vorstellen.
Sucht man dieses Sternbild also nun
auf dem Globus aus, zieht durch die
beiden Hinterräder eine Gerade und
verlängert dieselbe nach dem Nordpole
hin, so trifft sie den äußersten Stern
im „Schwänze" des nicht weniger allge
mein bekannten Sternbildes des k l e i-
nen Bären; dieser Stern ist der Po
larstern (vcrgl. d. Art., wo das näm
liche Verfahren zur Auffindung vorge
schrieben ist). Ruccabah (Cpnosura),
« Ursac min. unseres Verzeichnisses;
und die Ermittlung am Himmel wird
demnächst keine weiteren Schwierigkeiten
haben.
Diese Methode der Verbindung der
Einzelsterne durch gerade Linien
(„Alignement"), oder eigentlich durch
Bögen der größten Kreise an der Ju-
ncrfläche der scheinbaren Himmelshohlku-
gel ist um so mehr zu empfehlen, da die
Umrisse (Contouren) der Sternbilder
selbst, wie ich auch gleich bevorwortet
habe, meistens nur eine sehr entfernte
Aehnlichkeit mit den Gegenständen besitzen,
deren Namen sie führen. Gleichwohl be
zieht man sich meistens lieber auf diese,
nun einmal admittirten Bilder selbst;
und ich lasse daher für Leser, welche zu
gleich keinen Globus besitzen, oder dessen
Anwendung, wie sie hier vorgeschrieben
ist, zu beschwerlich finden, noch eine an
dere
Anweisung, die Sternbilder ken
nen zu lernen,
folgen, welche wir dem würdigen Dor-
pat'er Astronomen Mädler verdanken,
und welche wohl jedem Bedürfnisse genü
gen wird.
„Die Betrachtung des Himmels," so
drückt sich aber unser Mädler einlei
tend aus, „ist sicherlich eben so alt, als
oas Menschengeschlecht. Die ältesten Ur
kunden der Völker erwähnen der Gestirne
und ihrer Namen : die frühesten Neligions-
Spsteme knüpften sich, mittelbar oder un
mittelbar , an den gestirnten Himmel.
Die Frage nach dem Ursprünge der Stern
bilder ist daher zugleich eine der leichte
sten , wie eine der schwersten; ersteres,
insofern es wohl keinem Zweifel unter
liegt , daß der Mensch, so wie er nur
überhaupt anfing, den Dingen Namen
zu geben, auch nicht lange gesäumt ha
ben wird, die Lichter seines nächtlichen
Himmels zu benennen; letzteres, wenn
man wissen will, welche besondere Bedeu
tung und Beziehung jedes einzelne Stern
bild habe. Merkwürdig, obwohl leicht
aus dem Gesagten erklärlich, ist es, daß
die verschiedenen alten Völker, so ver
schieden auch ihr religiöser Cultus, ihre
Sprache und ihre Lebensweise war, doch
eine so große Uebereinstimmung in Be
zeichnung und Benennung der Gestirne
darbieten, daß wir in der Bibel, bei den
Chaldäern, Griechen und Egyptern den
selben Namen und Bildern begegnen,
und daß beinahe nur die Chinesen, die
fast in allen irdischen Dingen das ge
rade Widerspiel der Europäer sind, auch
een Sternenhimmel auf ihre eigene Weise
eingetheilt haben.
Im Allgemeinen ist nicht zu verkennen,
daß die Götterlehre der Alten mit ihren