Full text: L-Z (2. Band)

Sternbilder. 
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mächtigen und imposanten Bildern des 
Orion, des großen Hundes, des Wall 
fisches und Centauren, eine Buchdru- 
ckerwerkstatt, eine Elektrisir-Ma 
schine, eine Maler staffele i und ein 
chemischer Ofen zu finden, wir ei 
nen Lu ft ball herumfliegen und eine 
Georgs Harfe vergebens die Hand su 
chen sehen, welche ihre Saiten anschlage. 
Möchte der Vorschlag des verewigten Ol- 
bers, den er in einem nach seinem Tode 
gedruckten Aussatze über die neueren 
Sternbilder gethan, diese unnützen und 
geschmacklosen* Namen der Sternbilder 
wieder abzuschaffen, allgemeine Zustim 
mung erhalten! — Für unsern gegen 
wärtigen Zweck ist die Frage übrigens 
gleichgültig. Mögen diese neuen, dem 
bloßen Auge so gut als unsichtbaren, eben 
so plan- als geschmacklos gebildeten Zei 
chen sich fernerhin in Karten und astro 
nomischen Schriften erhalten oder nicht; 
wir wollen hier nichts als die kenntlich 
sten , ausgezeichnetsten, für allgemeine 
Orientirung am Himmel und auf der 
Erde nothwendigsten Bilder zusammen 
stellen, und dazu reichen die Sternbilder 
der Alten fast allein schon aus. 
Bei der hier folgenden allgemeinen An 
weisung , wie man es anzufangen habe, 
mit dem Himmel bekannt zu werden, Pa- 
bcn wir zunächst Deutschland und die 
benachbarten Länder, überhaupt solche im 
Auge, die um den fünfzigsten Breiten 
grad, der etwa durch Deutschlands Mitte 
zieht, herumliegen. Alle näheren Anga 
ben, die nicht für die ganze Erde gleich 
mäßig gelten, sind also zunächst auf die 
sen Grad zu beziehen. — Man suche zu 
nächst den Polarstern aus. Unser nörd 
licher Himmel hat den großen Vorzug, 
in dem hellen Sterne am Schwänze des 
kleinen Bären einen der Weltare sehr 
nahe stehenden Stern zu besitzen, den 
man immer in derselben Gegend des Him 
mels findet und ihn für allgemeine Orien 
tirung ohne Fehler als Mittelpunct der 
Bewegungen betrachten kann. Er gibt 
zugleich mit überall ausreichender Sicher 
heit die Himmelsgegend Norden an, 
wenn man von ihm aus den kürzesten 
* Ich habe schon vorn auf diese Trivialität 
der astronomischen Terminologie aufmerk 
sam gemacht. 
ll. 
Weg zum Horizont hinab einen Bogen 
zieht. — Ist man sicher-, ihn stets wieder 
zu erkennen, so merke man sich die hell 
sten und ausgezeichnetsten der um den 
Pol herumliegenden Sternbilder, und 
zwar eins nach jeder Himmelsgegend. 
Am geeignetsten sind hierzu: der große 
Bär (Himmelswagen), die Cassio- 
peja, der Stern Capella im Fuhr 
mann und Wega in der Leper. Die 
beiden ersten, wie die beiden letzter», ste 
hen in Bezug aus den Polarstern einan 
der fast gegenüber, so daß, wenn z. B. 
eins derselben im Norden steht, die üb 
rigen drei die Richtungen Ost, West und 
Süd nahezu bezeichnen. 
So wie es hier, Fig. 2 und 3 unse 
rer Tafel XX, gezeichnet ist, erblickt man 
die angeführten Sternbilder zur Zeit der 
Frühlingsnachtgleiche um Mitternacht; 
für die Herbstnachtgleiche muß man das 
Bild umkehren; für die kürzeste Nacht 
des Jahres muß die Leper oben stehen, 
für die längste der Fuhrmann. Keines 
dieser Gestirne geht für Norddeutschland 
unter; nur Wega für die Gegenden, wel 
che südlich von Dresden und Leipzig lie 
gen, und nur auf sehr kurze Zeit. Man 
wird sie daher in jeder heitern Nacht und 
zu jeder Stunde derselben auffinden und 
als eine sichere Grundlage gebrauchen. — 
Auf dem zweiten Blatte sicht man sämmt 
liche, dem bloßen Auge deutlich sicht 
baren Sterne, welche zu Berlin nie un 
tergehen. 
Es sind nämlich die Sterne der vier 
ersten Größen, deren diese Gegend hun- 
bertundzwanzig enthält, und die sich auf 
fünfzehn Sternbilder vertheilen. Scharfe 
Augen unterscheiden zwar noch Sterne 
der fünften und sechsten Größe, doch nur 
in den heitersten Nächten, und es kommt 
zunächst nicht daraus an, diese zu kennen, 
sondern die auch unter minder günstigen 
Umständen noch sichtbaren und sich deut 
lich hervorhebenden zu unterscheiden. — 
Zwischen dem großen und kleinen Bären 
zieht ein Bogen von Sternen sich um 
letztern herum und bildet mit einigen, 
weiter abwärts nach Wega zu liegenden 
das Sternbild des Drachen. Zwischen 
dem Drachen und der Cassiopeja liegt das 
nicht sehr ausgezeichnete Bild des C e- 
pheus, und in den fast leer erscheinen 
den großen Raum zwischen dem Polar- 
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