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Landcharte.
Änarimander (ein uns schon aus
früheren A. A. dieses Wörtrb. bekannter
Griechischer Astronom um 600 vor Chri
stus) Zeichnungen der damals bekannten
Länder entworfen haben. Mehreres De
tail hierüber in Fabricius „Biblio-
theca graeca“. IV. 2. 14. Bei den
Römern wurden den triumphirenden
Feldherrn Zeichnungen der eroberten Län
der vorangetragcn ; auch ließ Kaiser The o-
dosius II. (nach Andern Severus)
eine „Landcharte" (oder vielmehr ein ge
maltes Ortsverzeichniß) des damaligen
Römischen Reiches auf einer Tafel ent
werfen, von welcher Tafel eine durch
einen Mönch angefertigte Copie mit der
Aufschrift „Tabula geographica Theo
dosiana“ im löte» Jahrhunderte in einem
Kloster aufgefunden und von dem Augs
burgischen Patricier Pe ritinger ange
kauft, nachher aber in die Kaiserliche
Bibliothek zu Wien gekommen ist, aus
welcher sie ein von Scheyb „Tabul»
Pei,(nigeriana“ *. Vindob. 1753. Fol
herausgegeben hat.
Zu des P t o l o m a u s Geographie
verfertigte der Alexandriner Agatbo-
dämo n 26 Landcharten, welche Europa
in 10, Afrika in 4, Asien in 12 Blät
ter vorstellen , und sich über eine Strecke
ausdehne», welche von Osten nach
Westen ziemlich doppelt so lang
als von Norden nach Süden ist, daher
die Benennungen „Länge" und„Breite"
(vergl. letzter Art. S. 137.) stammen,
auf welche ich hier zurückkommen wollte.
Aus diesen alten Charten sind nun
durch allmälige Verbesserungen die heu
tigen entstanden. Sebastian Mün
ster („Cosmographia“. Basii. 1550.
Fol), Ortelius („Theatrum orbis
terrarum“. Antverp. 1570. Fol), be
sonders aber der, mit Verweisung hier
her , oben erwähnte Niederländische Ma
thematiker Gerhard Mercator (4
1594), eben der Erfinder der dort erklär
ten, ihrer Theorie nach, sodann von dem
auch schon genannten Engländer Eduard
Wright („Certain errors in Naviga-
* Da iH'tt fieser „P e n t i » g e r's chen Ta
fel" öfter die Rede ist, so habe ich de»
deser» die obige Aufklärung über de»
Namen, welchen sie rrügt, aus meinen
Collectanee» gern mitgetheilt.
II.
tioii“. Lond. 1657.) näher bestimmten
„Charten mit wachsenden Breiten", leg
ten hierzu den Grund. Die wesentlich
sten Dienste leistete der Landcharten-Dar-
stellung indeß, wie ich schon vorn ange
deutet habe, Johann Matthias
Hase, Professor zu Wittenberg („8cia- -
graphia, s. tractatus de projectionibus“.
Lips. 1717. 4.), welchen wir dort als
den Urheber der ausgebreiteteren An
wendung der „stereographischen Projec-
tion" auf Charten-Construction kennen
gelernt haben; — und an ihn schloß
sich der große deutsche Astronom Tobias
Mayer durch seine, ihrem sinnreichen
Principe nach, von mir ausführlich er
läuterte „Mappa critica Germaniae“
(Nürnberg, Homann. 1750) an. In
unserm Jahrhunderte hiernächst erreichte
die „Mappirungskunst" (mit welchem Na
men dasselbe die Chartenzeichnung zu be
legen angefangen hat), durch weitere Ver
folgung und Ausbildung der bei jener
vortrefflichen „Landcharte" in Anwendung
gebrachten Theorie einen außerordentli
chen Grad der Ausbildung, davon die
Beweise in unzähligen Darstellungen vor
den Augen meiner Leser selbst liegen,
so daß ich mir hier die Beibringung des
ohnedieß zu weitläufigen Details erspa
ren kann. Leser, welche Verlangen da
nach tragen, können dasselbe, um an
diese historischen, schließlich nun auch
sogleich die literarischen Notizen zu
knüpfen, unter dem Gesichtspnncte der
Theorie, am besten befriedigen aus
Mayer's „Vollständige und gründliche
Anweisung zur Verzeichnung der Land-,
See- und Himmclscharten". 4te Aust.
Erlangen. 1828. 8. (wegen welcher neuen
Anst. dieses Hauptwerkes*, eigent
lich des 4tc» Bandes der erwähnten
„Praktischen Geometrie", ich bereits vorn
hierher verwiesen habe), und womit man
verbinden kann : Puissant „Traite de
-Topographie“. (2. Aust. Paris. 1827.
4.) Eine eigene Historie des „Land-
* Dasselbe läßt wenig zu wünschen übrig;
über „stereographische Pro je c«
t i v n" mochte man vielleicht noch binzu«
ziehen wollen, den betreffenden schönen
Artikel von M v l l w e i b e, im 4. Bande
des mehrfach citirten „Mathematisches
Wrtrb." (angefang. v. K lüget).
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